Kindergerechtes Graz
Teilhabe auch für Kinder mit Behinderungen

Raus in die Natur: Erika Wilfling-Weberhofer und ihre Tochter genießen die Sonnenstrahlen und wünschen sich mehr Teilhabemöglichkeiten am öffentlichen Leben für Menschen mit Behinderungen. | Foto: STVMB
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Bauliche Barrieren, fehlende Betreuungsplätze, begrenzte Spielmöglichkeiten, schlecht ausgestattete Schwimmbäder – Die Steirische Vereinigung für Menschen mit Behinderung kritisiert das Grazer Angebot für Kinder mit Behinderungen.

"Es gibt in Graz natürlich viel organisierte Hilfe", hebt Erika Wilfling-Weberhofer von der Steirische Vereinigung für Menschen mit Behinderung zu Beginn hervor. Allerdings gibt Wilfling-Weberhofer, die selbst eine Tochter mit Behinderung hat, auch zu Bedenken: "Die Konfrontation mit dieser Diagnose ist für Familien schmerzhaft und es folgt zuerst einmal ein Rückzug. Wenn man dann wieder beginnt hinauszugehen, stoßt man auf viele – nicht nur bauliche – Barrieren."

Fehlende Betreuung

Natürlich ist die bauliche Barrierefreiheit, von Gehsteigen bis hin zu Gängen in den Geschäften immer ein Thema, allerdings beschäftigt betroffene Eltern vor allem auch die Kinderbetreuung. So sind Kinderkrippen beispielsweise angehalten, inklusiv zu arbeiten, "allerdings ist die Realität eine andere. Es gibt ja generell zu wenig Betreuungsplätze. Um Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf aufzunehmen, fehlen die Ressourcen erst recht. Sollte ein Platz frei sein, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit jenes Kind aufgenommen, das keinen erhöhten Betreuungsbedarf hat", führt Wilfling-Weberhofer an und ergänzt: "Meistens trifft es dann mit der Betreuung wiederrum die Mütter, die dafür ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können. Als Folge wird dieses Problem  in der Öffentlichkeit wieder weniger gesehen und wahrgenommen." Als steirisches Vorzeige-Beispiel nennt Wilfling-Weberhofer die Mikado-Tagesmütter und -väter, die speziell ausgebildet sind. "Allerdings gibt es davon viel zu wenige", sagt sie.

Unterfahrbare Sandkiste

Auch wenn es vereinzelt Spielplätze mit inklusiver Austattung, beispielsweise den Motorikpark am Schöckl, gibt, könnten relativ unkompliziert und kostengünstig Spielplätze geschaffen werden, die beispielsweise auch für Kinder im Rollstuhl geeignet sind: "Mir fallen hier unterfahrbare Sandkisten, die erhöht auf einem Tisch sind, ein. So könnte das Kind im Rolli und auch das Geschwisterchen oder der Freund gemeinsam nebeneinander spielen", sagt Wilfling-Weberhofer und ergänzt: "Und eine Korbschaukel ist auf einem Spielplatz eigentlich das Mindeste. In diese kann man im Gegensatz zu einer normalen Schaukel auch ein Kind reinsetzten, das von selbst nicht sitzen kann."

Schwimmen ermöglichen

Wilfling-Weberhofer kritisiert vor allem auch die Ausstattung der Grazer Schwimmbäder: "Es gibt hier kaum Hebelifte. Bei kleineren Kinder ist das noch weniger ein Problem, aber ab einer gewissen Größe und einem gewissen Schweregrad der Behinderung, ist es kaum noch möglich, das Kind ohne Hebelift in und aus dem Wasser zu heben." Es sei wichtig, auch Kindern mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, an alltäglichen Freizeitaktivitäten teilzunehmen, einerseits damit diese die Erfahrung machen und andererseits, dass sie gesehen werden und es einfach ein gewöhnlicher Anblick wird, so Wilfling-Weberhofer, die abschließend betont: "Wenn es ein Angebot für Kinder mit Behinderungen gibt, fühlt man sich auch einfach willkommener."

Mehr Infos zum Verein, seinen Aktivitäten und dem Unterstützungsangebot finden Sie hier.

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