Vorab im Minoritensaal
Verlorener Holzsockel und frisch renovierte Heilige

Gibt einen exklusiven Einblick in den frisch renovierten Minoritensaal: Erika Thümmel. | Foto: KK
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Vor genau 330 Jahren wurde der Grazer Minoritensaal errichtet – jetzt wurde er in mühsamer Kleinarbeit restauriert. Die Woche hat sich einen exklusiven Einblick in den frisch renovierten Saal geben lassen. Die ersten Veranstaltungen sollen Mitte November über die Bühne gehen. 

Im Minoritensaal werden gerade letzte Handgriffe getan: Während die Restauratoren ein Rollgerüst über den neuen Fliesenboden schieben, um in den Ecken noch lockere Staubschichten zu entfernen, werden in der Mitte des Saals Scheinwerfer für eine Beleuchtungsprobe vorbereitet. Seit März 2020 ist im Minoritenkloster am Mariahilferplatz auf Hochtouren gearbeitet worden. Die Räumlichkeiten, die seit den 60ern regelmäßig für Veranstaltungen genutzt werden, hatten eine Generalsanierung dringend notwendig gehabt.

Erstrahlt wieder in neuem Glanz: Die Speisung der 5.000 am Kopfende des Minoritensaales.  | Foto: KK
  • Erstrahlt wieder in neuem Glanz: Die Speisung der 5.000 am Kopfende des Minoritensaales.
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Um die Finanzierung dieses Großprojekts war jahrelang gerungen worden. 6,6 Millionen Euro hat es am Ende gekostet, den Minoritensaal in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Doch jetzt ist es fast soweit: Ab Mitte November sollen wieder Veranstaltungen in dem ehemaligen Sommer-Speisesaal der Franziskanermönche stattfinden können. Vorab hat Restauratorin Erika Thümmel die WOCHE durch die Räumlichkeiten geführt und Einblicke in die Restaurierungsarbeiten gegeben. 

Mühsame Konservierung

Heiligengemälde an den Seitenwänden und die "Speisung der 5.000" am Kopfende: Der Minoritensaal ist mit riesigen Gemälden geschmückt, die aus seiner Entstehungszeit stammen, wie Thümmel zu berichten weiß. Entsprechend ihrem Alter sind die Gemälde inzwischen nachgedunkelt. "Das passiert im Laufe der Jahrhunderte einfach. Ich sehe meine Aufgabe darin, diese Zeugnisse für die kommende Zeit zu konservieren", so Thümmel. Konservieren ist schon so ein Stichwort: Heutzutage würde man Gemälde dieser Art nicht mehr nachmalen oder glatt pressen, beschreibt die Restauratorin. "Es geht heute hauptsächlich darum, das Original zu erhalten." 

Fein säuberlich restauriert: Erika Thümmel enthüllt das Portrait von Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, der den Minoritensaal einst sponserte.  | Foto: KK
  • Fein säuberlich restauriert: Erika Thümmel enthüllt das Portrait von Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, der den Minoritensaal einst sponserte.
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So auch im Minoritensaal. Hier hat das Team von Erika Thümmel nicht nur die Firnisse der Bilder gereinigt – ein durchsichtiger Anstrich, der die Malschicht schützen soll –, sondern auch jüngere Ausbesserungen entfernt, um die Originalarbeit der Künstler freizulegen.

Türbemalung aus der Barockzeit

Drei Wochen habe es gedauert, nur die Firnisse der Gemälde zu reinigen, beschreibt Thümmel. Dazu kamen noch die Flügeltüren an beiden Seiten des Saals, die das Team ausbauen musste, um sie zu restaurieren. "Hier haben wir viele der späteren Retuschen heruntergenommen, so dass teilweise die originale Bemalung von damals wieder zu sehen ist." Nicht nur das: Auch jede Menge Beschädigungen mussten ausgebessert werden. 60 Jahre Bühnenbetrieb hatten auch an ihnen Spuren hinterlassen. 

Dazu noch ein Fun Fact: die Türen im Minoritensaal mussten schon vor Jahren umgedreht werden. Fiel man früher noch mit der Tür in den Saal, um einen dramatischen Auftritt zu haben, muss man heute per Fluchtroute umso schneller wieder hinaus. Wer also genau hinsieht, kann ein paar verlorene Türangeln auf der Innenseite des Saales sehen, an denen die Türen früher befestigt waren. Die Restauratorin nimmt das gelassen: "Es tut mir natürlich leid um die Türen, aber Sicherheit geht vor." 

Holzstück gesucht

Neben den Abstaubarbeiten werden auch die Türen noch angepasst: "Manche lassen sich noch nicht ganz öffnen oder schließen", weiß Thümmel zu berichten. Auch am Türrahmen soll noch gearbeitet werden: An den Sockeln sind noch Ausbesserungsarbeiten nötig – vor allem da ein Eckstück des Türrahmens während der Bauarbeiten verloren gegangen ist. "Ich hoffe, das wird noch gefunden", so Thümmel.

Gesucht: Am Türrahmen zum Eingang des Saals fehlt ein Stück Holz, das wohl bei den Bauarbeiten verlorenen gegangen sein muss.  | Foto: KK
  • Gesucht: Am Türrahmen zum Eingang des Saals fehlt ein Stück Holz, das wohl bei den Bauarbeiten verlorenen gegangen sein muss.
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Aber ansonsten laufe alles nach Plan, im Minoritensaal, sagt die Restauratorin, die es sich nicht nehmen lässt, zum Schluss noch ein wenig Bewunderung für den Saal auszusprechen. "Dass ein Ort dieser Art in großer Geschlossenheit über 300 Jahre erhalten werden kann, ist schon bemerkenswert." Und: "Der Minoritensaal ist einfach wunderschön." Bald sollen das auch wieder alle sehen können: Ab Mitte November können wieder Veranstaltungen im Saal stattfinden, im Jänner soll er dann offiziell eröffnet werden.

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