Streitthema Geschlechtsidentität
Wenn Florian auf einmal Flora wird

Wichtig ist auch die sexuelle Orienteriung (Wen mag ich) nicht mit der Geschlechsidentität (Wer bin ich) zu verwechseln.  | Foto: Pixabay
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  • Wichtig ist auch die sexuelle Orienteriung (Wen mag ich) nicht mit der Geschlechsidentität (Wer bin ich) zu verwechseln.
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Kinder identifizieren sich nicht immer mit ihrem angeborenen Geschlecht und streben nach einer Veränderung - Einer Veränderung für die ganze Familie. Aber was geht in den jugendlichen vor? Wie verhalten sich Eltern und Angehörige am besten? MeinBezirk.at hat nachgefragt. 

GRAZ. Florian (15) eröffnet seinen Eltern, was innerlich schon lange brodelt: Er fühlt sich seinem angeborenen Geschlecht nicht zugehörig und möchte ab jetzt mit Flora und als "sie" angesprochen werden. Damit ist Flora nicht alleine, laut dem Jahresbericht der RosaLila PantherInnen wurden im Jahr 2022 307 psychosoziale Beratungen durchgeführt, ein großer Teil davon zum Thema Geschlechtsidentität. Wichtig ist an dieser Stelle kurz zu erklären was mit dem Begriff Geschlechtsidentität überhaupt gemeint ist: Hier geht es um Personen, die zum Beispiel als Mann geboren werden, sich aber selbst als Frau fühlen und umgekehrt. Auch Personen, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zugehörig fühlen, fallen in diese Gruppe. Für Angehörige oder Außenstehende ist es oft sehr schwer nachzuvollziehen, was das überhaupt bedeutet.

Für Jugendliche ist oft sehr wichtig eine Peergruppe gleichgesinnter zu finden.  | Foto: Marie Ott
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Nicht nur eine Phase

Gesundheitspsychologin Eva Lercher berät Jugendliche und auch Angehörige zu diesem Thema, sie versteht die Sorgen und auch die Ängste auf beiden Seiten: "Bei Trans-Jugendlichen drehen sich die meist gestellten Fragen, um den Weg, den sie gehen möchten." Das reicht von Hormontherapie, über Personenstandsänderungen bis hin zu Operationsmöglichkeiten. Das finden von gleichgesinnten Peergruppen stellt für die Jugendlichen in dieser Phase ebenfalls eine wichtige Rolle dar. Phase ist auch das Stichwort in den Gesprächen mit den Eltern, denn hier sei die meist gestellte Frage: "Aber was, wenn es nur eine Phase ist, wie weit sollen wir da mitgehen?" Lercher betont, dass es sehr selten "nur eine Phase" ist und appelliert deshalb an die Eltern, ihr Kind Ernst zu nehmen und ihm zu vertrauen. Zu sagen: "Ah des geht eh wieder vorbei" oder "Das bildest du dir ja nur ein", sei kontraproduktiv, weil man seinem Kind so das Gefühl gibt, es müsse sich ständig verteidigen.

So fühlt es sich an Transgender zu sein

Ein Kernproblem ist, dass Menschen die davon nicht "betroffen" sind, oft nicht nachvollziehen können, was in den Jugendlichen vorgeht. Lercher: "Erst vor kurzem hat eine Person, die sich dem Transgender Spektrum zuordnet, zu mir gesagt, es fühlt sich an, als würde man ständig mit einem Stein im Schuh gehen, der einen drückt." Ihr angeborenes Geschlecht, passt einfach nicht mit ihr eigenen Wahrnehmung zusammen. Für die Eltern sei es vor allem wichtig, "ihr Kind dort abzuholen, wo es gerade ist". Dabei gehe es vor allem darum, auch nicht über das Ziel hinaus zu schießen. Lercher erinnert sich an Fälle, wo die Eltern beispielsweise in überschwänglicher Unterstützung sofort bei der Schule angerufen haben, um die "Veränderung" bekannt zu geben und damit ihr Kind quasi "geoutet" haben, das Kind war aber noch nicht so weit.

Richtige Pronomen senken Suizidrate stark

Ein sehr großer Punkt für Angehörige ist es, die Jugendlichen beim gewünschten Namen zu nennen und mit den gewünschten Pronomen anzureden. Zu Florian jetzt Flora zu sagen, fällt Anfangs oft schwer und wird nicht immer klappen, laut Lercher sei das auch normal und "ok". Wichtig sei vor allem die Bereitschaft daran zu arbeiten, dass falle den Jugendlichen auf und hat einen positiven Effekt: "Werden Jugendliche mit ihren gewünschten Pronomen angesprochen, senkt das die versuchte Suizidrate um 40%." Eine "gmahte Wiesn" sei so eine Veränderung nie, Fragen, Konflikte und Probleme kommen vor. "Es braucht Akzeptanz von allen Seiten, von den Eltern, dem Umfeld, aber auch von Jugendlichen selbst." Abschließend rät die Expertin auch Angehörigen professionelle Informationsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, da im Internet viel Falschinformation kursiere.

Verhalten als Angehöriger:

  • Aktiv und viel kommunizieren
  • versuchen gewünschte Pronomen zu verwenden
  • Professionelle Beratung aufsuchen um sich zu informieren
  • den Einschätzungen des Kinds vertrauen
  • Kind nicht dazu zwingen, sich ständig zu verteidigen

Beratungsstellen in der Steiermark: 


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