Trendsport
Wenn Wandern zur Belastungsprobe für die Natur wird
Dass immer mehr Menschen die Freude am Wandern entdecken, zeugt von Interesse an der Natur – für diese kann der Trendsport aber auch zur Belastung werden. Auswirkungen zeigen sich etwa bereits am Boden des hochfrequentierten Schöckls, weiß man beim Alpenverein Sektion Graz, wo man Hinweise zum Wandern im Einklang mit der Natur gibt.
GRAZ/GRAZ-UMGEBUNG. Wandern gilt nicht erst seit gestern als die Sportart, bei der man der Natur am nächsten kommt. Doch haben insbesondere in den letzten Jahren immer mehr Menschen die Bewegung im Freien für sich entdeckt und das Wandern zu einer Trendsportart aufleben lassen. "Auf einmal wollen alle nach draußen, das hat sicher auch Corona mit sich gebracht", weiß Nikola Laube von der Sektion Graz des Alpenvereins, die diese Entwicklung nicht nur positiv beurteilt: "Es sind jetzt so viele Leute in den Bergen unterwegs, die ursprünglich nichts damit am Hut hatten und das sieht man leider teilweise".
Die Naturschutz- und Umweltbeauftragte der Sektion Graz meint damit nicht nur, dass sich viele im Gebirge nicht auskennen und Gefahren unterschätzen würden, sondern auch, dass viel Müll hinterlassen werde. "Ich war es von Kind auf gewohnt, mich in den Bergen zu bewegen, für mich ist es selbstverständlich, dass ich erst gar keinen Müll mitnehme – es gibt eine Trinkflasche und eine Jausenbox, keine Alufolie oder Plastikfalsche", so Laube.
Müll und zertretener Boden am Schöckl
Besonders häufig seien es neben Taschentüchern, Plastikfalschen und Kaugummis etwa Zigarettenstummel, die entlang der Wanderwege liegen gelassen werden: "Diese brauchen mehrere Jahre um zu verrotten, und auch danach belasten die enthaltenen Schwermetalle und Chemikalien den Boden langfristig." Der Alpenverein Sektion Graz hat daher vor drei Jahren eine jährliche Müllsammelaktion am Schöckl initiiert. "Der Schöckl ist ein Berg, wo viele Leute zusammenkommen. Und manche vergessen leider, dass es hier keine Müllabfuhr gibt", sagt Laube, die aber positiv anmerkt, die Maßnahme zeige wohl auch Dank der Bewusstseinsbildung bereits positive Effekte.
Ein Problem, dass unabhängig vom bewusstem Umgang mit Müll in der Natur besteht, ist allerdings die hohe Beanspruchung des Bodens – das Plateau am Schöckl sei schon sehr zertreten, berichtet die Naturschutzbeauftragte. "Der Boden ist hier eigentlich in einem Zustand, als ob Vieh darauf leben würde." Bedenkt man diesen Effekt, wird deutlich wie wichtig es ist, beim Wandern auf den gekennzeichneten Wegen zu bleiben. So leiden nicht noch mehr Flächen unter der hohen Frequenz und auch die Wildtiere werden geschützt.
Mit den Öffis in die Natur
Um den richtigen Umgang mit der Natur zu "erlernen", empfiehlt Laube, sich fürs erste den Wanderungen des Alpenvereins oder anderen geführten Wandertouren anzuschließen. Viele davon werden übrigens mit den Öffis anvisiert: "Von Graz aus kann man eigentlich die ganze Steiermark mit Öffis bewandern", verspricht Roswitha Tambour, die bei der Sektion Graz des Alpenvereins seit zehn Jahren ausschließlich Wanderungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anbietet – vom Ennstal bis in die Südsteiermark. "Neben dem Umwelt-Aspekt gefällt vielen, dass man bei der Anfahrt mit den Öffis einen anderen Start- und Endpunkt wählen kann", freut sich die Tourenführerin über das große Interesse an den nachhaltigen Öffi-Touren. Sie hat den Eindruck: "Die Leute werden umweltbewusster."
Hier geht es zum Wander-Programm des Alpenvereins Sektion Graz: www.alpenverein.at/graz
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