Familienflüsterer Philip Streit
Widerstand mit Liebe: So "klappt" Schimpfen
Schimpfen ist nicht gleich schimpfen. Psychologe Philip Streit über die richtige Art zu schimpfen.
Schimpfen ist so negativ behaftet, weil wir unreflektiert die Nerven verlieren und abwerten. Diese Art und Weise mit seinen Kindern umzugehen, wenn etwas nicht passt, ist nicht förderlich. Aber es gibt auch ein anderes Schimpfen und dieses braucht es in jeder Art von gelingender Erziehung. Es geht also nicht darum, ob man schimpft, sondern wie man schimpft.
Tipps
Hier nun Tipps, wie authentische Schimpfen gelingt:
1. Wenn es in Ihnen hochsteigt, weil ihr Kind nicht das macht, was es sollte, verzögern Sie Ihre Reaktionen. Dies gelingt am besten, indem Sie innerlich Abstand halten und ein- und ausatmen.
2. Bevor Sie etwas sagen stellen Sie klar, dass die Liebe zu Ihrem Kind immer bleibt. Teilen Sie Ihrem Kind mit, dass es bei Ihnen immer einen Platz hat.
3. Benennen Sie dann das Verhalten, das nicht in Ordnung ist, klar und deutlich. Filtern Sie dafür die drei wichtigsten Verhaltensweisen raus, die nicht in Ordnung sind.
4. Seien Sie dabei ruhig, aber durchaus authentisch. Ihre Kinder spüren, wie echt Sie sind.
5. Überfluten Sie Ihr Kind nicht mit einer Lawine von Erklärungen weshalb und warum. Nur so hat Ihr Kind eine Chance an den wichtigen Dingen zu arbeiten.
6. Halten Sie sich vor Augen, dass Sie nur beharrlich eine Botschaft überbringen, das Verhalten des Kindes aber nicht ändern können. Das kann es nur selbst.
7. Vermitteln Sie immer, wenn Sie schimpfen, also eine Widerstandsbotschaft aussprechen, auch eine Stolzbotschaft. Die tägliche Stolzbotschaft, in der Sie das Kind für irgendetwas, was es gut getan hat, schätzen, sollte elementarer Bestandteil Ihrer Erziehung sein.
Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist.
Web: www.ikjf.at
Leser-Fragen bitte an: redaktion.graz@woche.at
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