Wir brauchen mehr Höflichkeit im Grazer Straßenverkehr!
Die Straßen von Graz – irgendwie spürt man da einen Hauch vom Wilden Westen oder zumindest wird der Asphaltdschungel der Murmetropole als eine Art rechtsfreie Zone angesehen. Die gute Kinderstube gibt man zumeist beim Einsteigen ins Auto oder auch beim Aufschwingen aufs Rad ab. Und natürlich, schuld sind sowieso immer die anderen.
Die WOCHE meint: Schluss damit! Wir fordern mehr Höflichkeit, mehr Rücksicht im Straßenverkehr. Bei Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit sind wir mit unserem Anliegen offene Türen eingerannt.
"Es gibt eine mehrere Zentimeter dicke StVO, die eigentlich alles regelt – aber kein Mensch weiß noch genau, was da drin steht", spricht der Verkehrsexperte aus Erfahrung. "Wir müssen einfach grundsätzlich unser Verhalten im Straßenverkehr ändern." Das größte Problem ist, dass, sobald sich der Autofahrer aufs Rad schwingt, alle anderen Autofahrer zum erklärten Feindbild Nummer eins werden – und natürlich umgekehrt genauso. "Die meisten Unfälle passieren oft aus einer Sturheit", nickt Felber "und viele vergessen, dass man als Radfahrer oder Fußgänger null Knautschzone hat."
Auch bei Begriffen wie Reißverschlusssystem verbindet man in Graz meist ein Gericht beim Chinesen um die Ecke – dabei ist das nach § 11, Absatz 5 der Straßenverkehrsordnung sogar gesetzlich verankert.
Dabei könnten wir uns alle das Leben so viel einfacher und stressfreier machen, wenn wir nur einfachste Regeln (siehe unten) befolgen würden. "Das Zauberwort heißt Miteinander statt Gegeneinander. Was bringt’s, wenn ich mein Recht durchsetze, dafür aber mein Unfallgegner oder ich selbst im Krankenhaus liege?"
Fünf Verhaltensregeln:
1. Blickkontakt suchen
2. In die Rolle der anderen Verkehrsteilnehmer hineindenken
3. Radfahrer: bei Querungen mit anderen Verkehrsteilnehmern, bremsbereit fahren
4. Autofahrer: Vorrang nicht erzwingen
5. Autofahrer: Sicherheitsabstand zu Radfahrer einhalten
WOCHE-Wissen:
Laut Statistik Austria passierten in den letzten drei ausgewerteten Jahren (2009 – 2011) in Graz im Schnitt 2.452 Verkehrsunfälle pro Jahr. Rund 1.265 davon passierten jährlich mit einem Pkw. Interessant: Die größte betroffene Gruppe sind Frauen zwischen 20 und 29 Jahren – sie stellen mit 26,7 Prozent den größten Anteil, gefolgt von den Männern in der selben Altersgruppe.
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