Wissen, wie Weihnachten entstand

Als engelsgleiche Figur wird das Christkind allgemein verstanden bzw. kommerzialisiert. Seine Geburt verdankt es dem Martin Luther. | Foto: KK
  • Als engelsgleiche Figur wird das Christkind allgemein verstanden bzw. kommerzialisiert. Seine Geburt verdankt es dem Martin Luther.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Heilig Abend steht vor der Tür. Wo es Geschenke gibt, wissen wir. Warum wir zelebrieren, oft nur Historiker.

markus.kopcsandi@woche.at

Weihnachten steht vor der Tür – Kinderaugen leuchten, der Handel floriert. Über den Werdegang des Festes, das im 4. Jahrhundert vom heidnischen Sonnengott-Fest „abgekupfert“ wurde, wissen aber die wenigsten Bescheid. Ähnlich wie über die Herkunft der „Hauptfiguren“ – Christkind und Weihnachtsmann.
Beide erlebten im Wandel der Zeit ihre Höhen und Tiefen – so wie der Tag der Bescherung eine Terminverschiebung. Wurden die Kleinen ursprünglich am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) beschenkt, stand ab dem 13. Jahrhundert der Nikolo im Mittelpunkt. Nichts zu holen gab es am gegenwärtig etablierten Heiligen Abend, wie Eva Kreissl, Kuratorin des Volkskundemuseums Graz erzählt: „Weihnachten war bis Ende des Mittelalters ein liturgisches Fest. Bis ins 16. Jahrhundert gab es zu Weihnachten keine Geschenke zur reinen Freude. Die Bescherung fand am Festtag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember statt.“

Christkind löst Nikolo ab

„Unser“ Christkind sollte erst um 1535 auf Engagement des Protestanten Martin Luther „erscheinen.“ Er forderte eine Aufwertung des Christfestes bzw. bewirkte die Verschiebung der Bescherung auf den Heiligen Abend – eine Tradition, die sich erst im 20. Jahrhundert bei den Katholiken richtig durchgesetzt hat. Das oft als engelsgleich verstandene Christkind nahmen sie ab dem 19. Jahrhundert als neue Lichtgestalt an. Parallel verlor jenes bei den Protestanten an Beliebtheit, zeichnet aktuell noch in Italien für die Gaben verantwortlich, während man andererorts der Ankunft des dicken (Weihnachts-)Mannes mit Rauschebart entgegenfiebert.
Dieser ist keineswegs alleiniges Baby des Zeichners Haddon Sandblom bzw. des Coca-Cola-Konzerns, sondern verweist auf weit verstreute Wurzeln. „Die Holländer legten in Amerika den Grundstein, etablierten dort ungewollt ihren Sinterklaas bzw. Santa Claus. Im 19. Jahrhundert übertrug der in die „neue Welt“ ausgewanderte Deutsche Thomas Nast seine Idee des ’Pelznickel’. So entstand Father Christmas, der ab 1931 durch Coca Cola sukzessive sein Äußeres bekam bzw. zum Weihnachtsmann wurde“, weiß Feldbachs Pfarrer Rainer Parzmair. Diese These bestätigt Eva Kreissl, die den Weihnachtsmann als Verschmelzung aus Nikolaus, Knecht Ruprecht und säkularer Verkörperungen des Winters als alten Mann definiert. Fakt ist, dass das Image des Weihnachtsmannes angeknackst ist, mutierte er doch primär zur Werbefigur. Vor allem viele Holländer verwehren sich laut Parzmair bis heute dieses Kults und huldigem dem Nikolo.
Nicht reinreden ließen bzw. lassen sich die Steirer in Sachen Brauchtum. „Bei den Raunachtbräuchen war die weihnachtliche Maulgabe an das Vieh im Norden mehr verbreitet als im Süden, so wie der Glöcklerlauf in Irdning oder das Perchteln im Ennstal und die Perigl im Ausseer Gebiet“, so Kreissl zu regionalen Unterschieden. Fürs Volksschauspiel prädestiniert schien die Weststeiermark und die Murauer Gegend. Die Regionen Aussee und Eisenerz nannten den Krippenbau ihr Steckenpferd. Bis heute gängig in der Grünen Mark: das „Frisch und G’sund-Schlagen“ am Tag der unschuldigen Kinder.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.