Wo Integration gelebt wird
In den Caritas-Lerncafes werden 160 Kinder mit Migrationshintergrund betreut. Ein Besuch vor Ort.
Raupe Nimmersatt windet sich als Buchstabenschlange durch Laurinas Heft. Drei Strophen kann die Neunjährige schon auswendig. Sie sitzt mit 38 anderen Kindern im Lerncafe Lend. "Wenn ich hier bin, sind meine Aufgaben richtig. Mein Papa kann mir nicht helfen. Er kann nicht gut Deutsch", sagt sie.
So lässt sich die Idee hinter der Einrichtung erklären. Laurinas Eltern kommen aus Nigeria. Die Eltern von Omer (9), daneben, aus der Türkei. Die Eltern von Doa (14) aus Ägypten.
Über Integration wird viel gesprochen. In den Caritas Lerncafes wird sie gelebt. Hier gibt es Nachmittagsbetreuung für Kinder aus Familien, die keine Hilfe in Schul-Fragen bieten können – wegen fehlender Sprachkenntnis und Bildung. In den vier Standorten in Graz werden 160 Schüler betreut. "Zu 95 Prozent haben sie Eltern mit nicht-deutscher Muttersprache", erklärt die Leiterin Silke Strasser.
Keine Chance? Von wegen
Sie will den Kindern zeigen: "Es gibt einen anderen Weg als: Du bist Migrant, du hast keine Chance, du kannst bestenfalls Döner verkaufen“, formuliert Strasser zugespitzt. Ob die Stadt weitere Lerncafes brauchen kann? Bei der Anmeldung sind wir nach 45 Minuten ausgebucht. Zwei weitere hätten wir sofort voll."
27 Mitarbeiter helfen freiwillig am Standort Lend mit. Rupert Rämbitsch (65) etwa ist Lehrer in Pension. "Der Fortschritt der Kinder ist schön", sagt er, während er einige Texte abprüft.
Das Problem vieler Kinder: sie haben aufgegeben. "Sie kennen nur schlechte Erfahrung in der Schule“, erklärt Betreuerin Sabine Vinkovics. Das kann sich ändern, weiß Sebastian (12). "Früher habe ich in Deutsch Fünfer gehabt. Jetzt sind es Zweier!", sagt er voll Freude.
Sprachprobleme? Die verschwinden: „Viele Kinder trauen sich anfangs nicht zu reden, weil sie Angst haben, Fehler zu machen. Spätestens beim Spielen aber kommen die Emotionen hoch und sie plappern los“, sagt Vinkovics.
Sehr wichtig: enger Kontakt zu den Eltern, etwa bei Info-Abenden und organisierten Ausflügen in die Oper. Einige Eltern lernen übrigens zu Hause Deutsch, von ihren Kindern.
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