Weichen gestellt
Anton Lang zum neuen Parteichef der Steirer-SPÖ gekürt

Der neue starke Mann in der steirischen SPÖ: Anton Lang wurde vom Parteivorstand als neuer Vorsitzender designiert. | Foto: Konstantinov
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  • Der neue starke Mann in der steirischen SPÖ: Anton Lang wurde vom Parteivorstand als neuer Vorsitzender designiert.
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  • hochgeladen von Roland Reischl

Es war ein wenig erfreuliches Ergebnis bei der letzten Landtagswahl für die SPÖ, mit den Verlusten warf auch Parteichef Michael Schickhofer das Handtuch. Jetzt hat der Parteivorstand den Leobner Anton Lang zum neuen Parteichef gemacht. Die WOCHE bat die künftige rote Nummer 1 (endgültige Wahl beim Parteitag im Mai) zum Interview.

Die Zeiten sind nicht leicht für die SPÖ. Provokant gefragt: Warum tun Sie sich das an?
2019 war für uns insgesamt kein leichtes Jahr. Bei allen drei Wahlgängen haben wir nicht gerade zu den Siegern gehört, eine schwierige Zeit. Aber schauen Sie, ich bin jetzt seit 1986 in der Politik, daher habe ich nach einer Nachdenkphase ja gesagt, vor allem, weil der Wunsch, dass ich das mache, ein sehr breiter geworden ist. Die SPÖ ist meine Heimat, hat mir viel gegeben, ich bin ja auch ein Kind der Kreisky-Ära, habe profitiert von Gratis-Schulbuch, Freifahrt und Co. Jetzt sehe ich die Verpflichtung, mich zur Verfügung zu stellen, um diese schwierige Zeit zu meistern.

Geplant war es aber nicht, oder?

Nein, es war schon nicht geplant, dass ich Landesrat werde, schon gar nicht, dass ich Parteivorsitzender und Landeshauptmannstellvertreter werde. Es war auch nicht angestrebt.

Gibt es ein Zeitlimit?
Wer mich kennt weiß, dass ich Dinge, die ich anfange auch fertig mache. Wenn es die Gesundheit erlaubt, will ich diese fünf Jahre fertig mache – sofern die Partei es will. Ich bin niemand, der an seinem Sessel klebt.

Was steht als Erstes an?
Durch die Wahlniederlagen haben sich die Voraussetzungen geändert, weniger Parteienförderung, weniger Mandate. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir jetzt eine 23-Prozent-Partei sind. Es wird meine Aufgabe sein, uns so aufzustellen, dass wir wieder kampagnenfähig sind, dass wir organisatorisch und finanziell wieder gut dastehen. Leute zur Kündigung anzumelden, ohne mit ihnen gesprochen zu haben, das wird es in der Steiermark nicht geben.

Zum Stichwort: Wie ist das Verhältnis zur Bundespartei?

Ich finde es nicht fair, einer Parteivorsitzenden etwas über die Medien auszurichten. Wenn mir etwas nicht passt, werde ich das direkte Gespräch suchen und mich in den Gremien zu Wort melden. Das habe ich schon in der Leobner Stadtregierung so gehandhabt, daran werde ich nichts ändern. Und: Wer glaubt, dass ein Wechsel an der Spitze die Probleme der SPÖ in Österreich löst, der liegt falsch. Ich bin außerdem aufgerufen, meinen Job in der Steiermark zu machen, die steirische SPÖ neu aufzustellen. Wenn diese Hausaufgaben gemacht sind, dann können wir wieder Richtung Bundespartei schauen.

Aber zu Richtungsentscheidungen äußern Sie sich schon, oder?
Wir müssen uns von dieser linken Politik, die nur wenige Gruppen trifft, verabschieden – dazu steh ich. Wir müssen breiter werden. Ich bin ein Vertreter des pragmatischen Stils.

Auch bei der Sicherungshaft?

Solche Dinge muss man sich anlassbezogen anschauen, man muss bei den Menschen hinhören. Wenn mir acht von zehn Menschen sagen "das ist richtig, das müsst ihr so machen", dann kann ich das nicht ignorieren und sagen, dass ich trotzdem recht habe. Wir dürfen nicht das nachbeten, was Experten und Theoretiker sagen, wir müssen den Leuten wieder zuhören. Nehmen Sie das Beispiel mit den unkontrollierten Grenzübergängen in der Südsteiermark damals. Die Menschen haben davor Angst und es ist Aufgabe der Politik, ihnen diese Angst zu nehmen. Auf neue Herausforderungen muss man neue Antworten finden.

Weg vom Schubladen-Denken?
Ja, die Politik der Extreme, ganz links und ganz rechts, das ist nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen den Menschen Angebote machen, die ihnen ein Grund liefern, SPÖ zu wählen.

Das gelingt noch zu wenig, oder?
Es ist derzeit in ganz Europa schwierig für die Sozialdemokratie. Unsere alten, traditionellen Werte haben plötzlich nicht mehr die Bedeutung wie früher. Daher brauchen wir eine neue Richtung, wir müssen auch die Partei der kleinen, der mittleren Unternehmen werden, die Partei der Selbstständigen.

Klingt wirklich pragmatisch ...
Wir müssen aufhören, immer nur über Themen wie Sozialhilfe oder Mindestsicherung zu reden. Das ist ja ohnehin in unserer DNA. Aber wir müssen auch andere Themen ansprechen. Das, was wir schon seit 50 Jahren sagen, von der Partei des kleinen Mannes, das ist nur mehr für einen Bruchteil der Menschen relevant. Dass es uns in Österreich heute so gut geht, dass ist ja ohnehin vor allem ein Verdienst der SPÖ.

Wie kommt man da wieder hin?

Ich glaube, dass wir auch in der Zukunft eine Rolle spielen. Da bin ich einer der alten Schule, maßgeblich für den Wohlstand in Österreich ist die hervorragende funktionierende Sozialpartnerschaft. Da können wir auch in der Gesellschaft 4.0 einen Beitrag leisten und unseren Platz finden. Denn glauben Sie mir: Es wäre ein Irrglaube, dass wir die Talsohle erreicht haben. Wir müssen uns jetzt stabilisieren. Siehe Deutschland – es gibt da offenbar keine Grenze nach unten. Dagegen werde ich mit meinem Team kämpfen.

Wer ist das Team?
Sicher meine beiden Landesrätinnen Kampus und Lackner, Klubobmann Schwarz, auch die Achse zu ÖGB und AK ist gut. Und natürlich meine Bürgermeister, die sind mein Rückgrat. Natürlich gehören Leichtfried und Lercher dazu, der Verbleib von Günter Pirker war für mich ebenfalls Bedingung.

Die nächste Wahl steht bevor ...
Da muss ich jetzt Motivator sein, nach vorne schauen, wir können das Rad eh nicht zurückdrehen. Wir werden alles daran setzen, einen guten Gemeinderatswahlkampf abzuliefern. Ich war auf Veranstaltungen in der Ober- und der Südoststeiermark. Die Stimmung ist nicht so schlecht, es gibt eine "jetzt-erst-recht-Mentalität", ein Gefühl, dass wir zusammenhalten müssen.

Die Regierungsbeteiligung in der Steiermark war ein wesentlicher Punkt, oder?
Ja, wenn man beim Umsetzen nicht dabei ist, wird es schwierig. Es muss aber jedem klar sein, dass man mit diesem Abstand zur ÖVP nicht alle seine Vorhaben zu 100 Prozent umsetzen kann. Obwohl ich mich zu sagen trau, im Vergleich zum Bund: Da ist in der Steiermark die Handschrift der SPÖ deutlich mehr zu spüren als im Bund jene der Grünen.

Themenwechsel: Was waren eigentlich Ihre ersten Berührungspunkte zur SPÖ?
Das war über meinen Onkel, der damals Betriebsratsvorsitzender der Zellulosefabrik Hinterberg war. Die Fabrik wurde damals einfach zugesperrt, 500 Menschen hatten dort eine Beschäftigung. Es gab damals einen Protestmarsch, eine Fahrt nach Wien zur Bundesregierung, plötzlich waren wir da alle mitten drinnen. Ich komme aber nicht klassisch aus den Jugendorganisationen, bin dann nach der Matura und dem Bundesheer wieder zur SPÖ gestoßen.

Was ist für Sie das Besondere an dieser Partei?
Es ist eine Partei, die sich um die Menschen kümmert. Sie ist für mich Garant dafür, dass niemand zurückgelassen wird.

Gibt es Menschen, die Sie da besonders geprägt haben?
Bruno Kreisky ist sicherlich die Leitfigur für die Sozialdemokratie. Aber auch in Folge gab es besondere Politiker, etwa Franz Vranitzky. Und eine faszinierende Persönlichkeit, die mir heute immer noch imponiert, ist Hannes Androsch. Ich lese mit Begeisterung seine Bücher, das ist schon ein wesentlicher Zugang für mich. Wir dürfen als Sozialdemokratie nicht den Fehler machen, dass wir nur für einen Teil der Menschen da sind. Wir müssen allen ein Angebot machen. Den Arbeitern, das ist klar, aber auch den Unternehmern.

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