Das wollen Kinder von den Grazer Spitzenkandidaten wissen

Wollten einiges von den Spitzenkandidaten der Grazer Parteien wissen: Lucia Havrillova und Felix Kanzler | Foto: Foto Jörgler
  • Wollten einiges von den Spitzenkandidaten der Grazer Parteien wissen: Lucia Havrillova und Felix Kanzler
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Am 26. September wählt Graz und die Spannung steigt langsam: Wer wird nach dem 26. September regieren und die Stadt in die Zukunft führen? Und genau um die nächste Generation geht es verstärkt.

Es gibt schließlich genügend Burschen und Mädchen in der Murmetropole, die erst in einigen Jahren erstmals ihren Stimmzettel abgeben können. Stellvertretend für die Wahlberechtigten der Zukunft haben die beiden amtierenden Kinderbürgermeister, Lucia Havrillova (11 Jahre) und Felix Kanzler (acht Jahre) Fragen an das Polit-Sextett Siegfried Nagl (ÖVP), Mario Eustacchio (FPÖ), Elke Kahr (KPÖ), Judith Schwentner (Grüne), Michael Ehmann (SPÖ) und Philipp Pointner (Neos) gestellt, die den jungen Einwohnern der steirischen Landeshauptstadt unter den Nägeln brennen.

Wenig überraschend geht es dabei unter anderm um Klimaschutz, aber auch um konkrete Projekte für diese Zielgruppe. Die Spitzenkandidaten haben sich natürlich nicht lumpen lassen und sich ins Zeug gelegt (siehe Antworten unten). Parallel dazu hat das checkit-Team alle Wahlprogramme auf Herz und Nieren geprüft und alle Spitzenkandidaten interviewt. Die Interviews gibt's auch in diesem Beitrag. 


Frage 1: Was machen Sie für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen?


Siegfried Nagl (ÖVP): "Graz ist zuallererst eine Bildungshochburg – von den Kindergärten bis zu den Universitäten wird viel Geld investiert. Für ein "Jahr der Kinder 2022" haben wir vier Millionen Euro budgetiert, wir haben 34 Bezirkssportplätze, die vor allem auch Kindern und Jugendlichen zugutekommen. Und nicht zu vergessen: unsere 13 Jugendzentren. 

Mario Eustacchio (FPÖ): "Als Stadtregierung schaffen wir neue Möglichkeiten zum Freizeitsport und sorgen für eine ausreichende Finanzierung von Freizeit und Bildungseinrichtungen." 

Elke Kahr (KPÖ): "Es ist wichtig, dass kein Kind in Armut aufwächst. Jedes Kind sollte die gleichen Chancen vorfinden. Da ist Bildung ein Schlüssel: Kindergärten und Kinderkrippen müssen für alle leistbar sein. Bis 14 Jahren sollen alle in eine gemeinsame Schule gehen können. Einkommensschwache Eltern sollen mit kostenlosen Lebensmitteln sowie einer kostenfreien Nachmittags- und Lernbetreuung unterstützt werden."

Judith Schwentner (Grüne): "Ich arbeite mit meiner ganzen Kraft dafür, dass es uns gelingt, den Kindern und Jugendlichen und den nachfolgenden Generationen eine intakte Welt zu hinterlassen. Klimaschutz, Naturschutz, eine lebenswerte Stadt, dafür setze ich mich ein. Als Umweltstadträtin fördere ich Dachbegrünungen, Baumpflanzungen, den Ausbau der Fernwärme, Lastenräder und vieles mehr.

Michael Ehmann (SPÖ): "Wir haben einen Plan für weniger Autoverkehr und mehr Spiel- und Wohnstraßen. Wir treten auch für eine zeitgemäße Ausstattung der Spielplätze und Bezirkssportplätze mit Trendsportarten ein, ebenso für mehr LehrerInnen und kleinere Schulklassen. Wir wollen auch, dass die SkaterInnen ihre Tricks an öffentlichen Plätzen zeigen können."

Philipp Pointner (Neos): "Wir wollen die beste Bildung in Graz. Das fängt schon beim Kindergarten ein. Wir fordern flexiblere Öffnungszeiten und kleinere Gruppen. Aber es braucht auch genügend Geld für Schulen mit besonderen Herausforderungen. Wir nennen das Chancenbonus, der dafür verwendet werden kann, um z.B. mehr Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter anzustellen."


Frage 2: Warum wird so wenig in Sachen Klimawandel unternommen?

Siegfried Nagl (ÖVP): "Ich denke, dass die Frage so nicht richtig gestellt ist. Wir zögern nicht und es passiert auch viel. Im Gegensatz zu Gesamtösterreich wird Graz schon zehn Jahre früher, nämlich 2030, klimaneutral sein. Nur drei Beispiele: Mit dem Murkraftwerk erzeugen wir sauberen Strom für 25.000 Haushalte, wir erweitern zur Zeit das Radwegenetz in Graz gemeinsam mit dem Land und mit der Bim könnt ihr bald bis nach Reininghaus und in die Smart City fahren."

Mario Eustacchio (FPÖ): "Graz ist Vorreiter bei der Energiewirtschaft (Murkraftwerk), beim Recycling und mit unseren Grazer Top-Unternehmen leisten wir sogar weltweit einen entscheidenden Anteil am Umweltschutz."

Elke Kahr (KPÖ): "Oft stehen Profitinteresen der Konzerne und Wirtschaft im Weg, wenn es um den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit geht. Unter diesem Einfluss stehen leider viele Politiker."

Judith Schwentner (Grüne): "Wir Grüne sind beim Klimaschutz alles andere als zögerlich. Im Gegenteil, ich bin bei diesem Thema sehr ungeduldig, weil mir bewusst ist, dass wir keine Zeit mehr haben. Ich denke, dass so wenig passiert, weil vielen Politikern und Politikerinnen der Mut fehlt, Veränderungen anzugehen."

Michel Ehmann (SPÖ): "Wir zögern nicht: Wichtig ist natürlich, dass Klimaschutzmaßnahmen fair und gerecht sind, dass nicht jene Menschen, die ohnedies nicht viel haben, die Hauptlast tragen müssen. Aber wenn es nach mir ginge, wären in Graz schon lange weit weniger Autos unterwegs als jetzt, weil wir schon lange den öffentlichen Verkehr so attraktiv gemacht hätten, dass die Menschen gerne vom Auto in die Öffis umsteigen. Wir hätten auch schon längst diese viele Verbauung, das Zubetonieren von Wiesen eingedämmt."

Philipp Pointner (Neos): "Wir fordern mehr Tempo bei Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Die erste Sofortmaßnahme von uns wäre eine Stadtallee von der Herrengasse bis zum Hauptbahnhof."


Frage 3: Welche Projekte haben sie vor Kurzem umgesetzt, die für Kinder wichtig sind?


Siegfried Nagl (ÖVP): "Wir haben – als ein Beispiel von vielen – die Ferien genützt, um unsere Volksschulen, dort wo es notwendig ist, zu sanieren. Und für die Allerkleinsten haben wir im Sommer am Hauptplatz die größte Sandkiste von Graz aufgestellt."

Mario Eustacchio (FPÖ): "Im Wohnbau konnten wir erst vor Kurzem ganz neue ,Jungfamilien'-Wohnungen einführen. Damit bekommen junge Eltern spezielle Wohnungen gefördert: Damit haben auch Kinder zuhause deutlich mehr Platz." 

Elke Kahr (KPÖ): "Um speziell die Sicherheit von Kindern im Verkehr zu erhöhen, haben wir mit dem Verkehrsressort unter anderem 27 Elternhaltestellen bei Grazer Schulen umgesetzt, um den Autoverkehr vor der Schule zu minimieren. Zusätzlich gibt es heuer einen Testlauf mit einer ,Schulstraße' bei der VS Waltendorf. 

Judith Schwentner (Grüne): "Wir haben in diesem Jahr Kinder und Jugendliche, die sich für Umweltschutz engagieren, mit dem Umweltpreis ausgezeichnet."

Michael Ehmann (SPÖ): "Das Rauchverbot auf Spielplätzen erfolgte auf meine Initiative, der Beschluss zur besseren Ausstattung aller Kinderspielplätze und Bezirkssportplätze mit Toiletten im Gemeinderat war auch ein großer Erfolg."

Philipp Pointner (Neos): "Wir haben für einen sparsamen Wahlkampf gesorgt, weil wir davon überzeugt sind, dass die Politik sparsamer mit dem Geld umgehen muss. Dafür fordern wir aber auch weiterhin eine Halbierung der Parteienförderung. Nur so können wir garantieren, dass die nächste Generation, also unsere Kinder, nicht unseren Schuldenberg erben."


Frage 4: Wie ist das, wenn man eine tolle Idee hat, für die man dann viel Kritik erntet?


Siegfried Nagl (ÖVP): "Nur wer nichts tut, wird nicht kritisiert. Es ist ohnehin immer das gleiche Spiel: Zuerst werden meine Ideen belacht, dann bekämpft und aufs Foto zur Eröffnung wollen dann eh alle wieder rauf!"

Mario Eustacchio (FPÖ): "Man sollte jede Kritik Ernst nehmen und im besten Fall die Idee nachbessern."

Elke Kahr (KPÖ): "Das passiert leider in der Politik immer wieder. Aber wenn man eine tolle Idee hat, darf man sich von Kritik nicht gleich abschrecken lassen und soll dran bleiben. Das ist wichtig.

Judith Schwentner (Grüne): "Kritisiert zu werden, ist nicht schlimm, im Gegenteil. Aus jeder Kritik kann man auch etwas lernen. Schlimm ist für mich auch, wenn Politiker und Politikerinnen zwar viel versprechen, dann aber nichts tun."

Michael Ehmann (SPÖ): "Das kommt immer wieder vor – dann muss man versuchen, die anderen mit viel Geduld und noch mehr guten Argumenten zu überzeugen. Wichtig ist natürlich, dass man auf sachliche Kritik eingeht."

Philipp Pointner (Neos): "Einfach weitermachen, lautet mein Motto. Gute und frische Ideen werden von der politischen Konkurrenz anfangs leider oft schlecht gemacht. Aber gerade dann muss man weiter arbeiten."


Frage 5: Was mögen Sie an Graz, was nicht?


Siegfried Nagl (ÖVP): "Am meisten mag ich die Grazerinnen und Grazer. Sie geben mir die Kraft, nun schon bald ein Vierteljahrhundert in der Stadtpolitik zu arbeiten. Darüber, was ich nicht mag, will ich erst gar nicht nachdenken, das raubt nur Energie!"

Mario Eustacchio (FPÖ): "Besonders mag ich die Individualität der unterschiedlichen Stadtteile. Nicht gefällt mir die Tatsache, dass sich immer Menschen in Stadtteilen unsicher und fremd fühlen."

Elke Kahr (KPÖ): "Ich mag die Leute in Graz. Aber was ich nicht mag sind Leute, die nicht solidarisch und mit Ellbogen unterwegs sind. 

Judith Schwentner (Grüne): "Graz ist vielfältig, bunt und kreativ und hat wunderbare Plätze, wie beispielsweise den Kaiser-Josef-Platz oder der Lendplatz. Was in Graz unbedingt verändert werden muss ist, dass so viel gebaut wird, dass es immer weniger Platz für Grün, für Bäume und fürs Spielen gibt."

Michael Ehmann (SPÖ): "Ich mag die Menschen in unserer Stadt, zumindest die meisten, ich mag die wunderschöne Altstadt, auch auch den Plabutsch, ich mag – als Sturm-Anhänger – natürlich das Liebenauer Stadion und natürlich die Eishalle. Was ich gar nicht mag, ist der viele Verkehr, die schlechte Luft und den Feinstaub, dass nicht jeder Bezirk eine Straßenbahn hat, dass irgendwie der Grazer Westen nicht ganz so gehegt, gepflegt und gehätschelt wird etc."

Philipp Pointner (Neos): "Ich mag besonders die Vielfalt und die Lebensfreude in der Stadt. In ihr schlummern so viele Potenziale, die ich wecken werde. Was ich nicht mag, sind Freunderlwirtschaft und Postenschacherei in Graz."

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