Erschütternde Zustände
"Die Pflege-Praktikanten werden ausgebeutet"

Engagiert, laut Gewerkschaft werden junge Menschen dennoch ausgebeutet: Heiße Debatten rund um die Pflegeausbildung in der Steiermark. | Foto: alexraths/panthermedia.net
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  • Engagiert, laut Gewerkschaft werden junge Menschen dennoch ausgebeutet: Heiße Debatten rund um die Pflegeausbildung in der Steiermark.
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Fast gebetsmühlenartig wiederholen politisch Verantwortliche die Bedeutung der Pflege, streichen die Wichtigkeit der Ausbildung und die Rekrutierung von Pflegepersonal für die Zukunft heraus. Offenbar handelt es sich dabei aber vornehmlich um Sonntagsreden, denn die tägliche Praxis sieht leider deutlich anders aus. Die Fraktion der Christgewerkschafter (FCG) zeigt unhaltbare Zustände auf, spricht dabei konkret von der "Ausbeutung der Generation Praktikum".

2.000 unentgeltliche Arbeitsstunden

Im Detail: Die Ausbildung für  diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger wurde im Jahr 2016 auf akademisches Niveau gehoben, ein durchaus löblicher Ansatz, Pflege wird nunmehr an Fachhochschulen gelehrt. Der Haken daran: Der Lehrplan sieht, so die FCG, das Absolvieren von 2.000 Arbeitsstunden vor. Zum besseren Verständnis: Das sind 50 Arbeitswochen zu jeweils 40 Stunden. Ohne Urlaub. Ohne Bezahlung. Für die FCG-Spitze Peter Amreich und Franz Gosch ein unhaltbarer Zustand: "Das muss umgehend abgestellt werden." Denn hier entstand sogar noch eine Schlechterstellung zur "alten" Diplomausbildung, bei der es zumindest ein Taschengeld sowie Kost und Logis gab. Gerade für FH-Studenten, die nicht auf volle Unterstützung ihrer Eltern bauen können, ist das kaum zu schaffen. Denn neben einem Vollzeit-Job als Gratis-Praktikant muss man sich auch noch mittels anderer Nebenjobs den Lebensunterhalt verdienen.

Forderungspapier: Die Christgewerkschafter Franz Gosch (l.) und Peter Amreich setzen sich für Pflegekräfte in Ausbildung ein. | Foto: FCG Steiermark
  • Forderungspapier: Die Christgewerkschafter Franz Gosch (l.) und Peter Amreich setzen sich für Pflegekräfte in Ausbildung ein.
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Botschaft an neuen Gesundheitsminister

Gosch ist darob empört: "Junge Menschen, die im Zuge des Pandemiejahres noch als Helden des Alltags gefeiert und beklatscht wurden, sehen sich im Gesundheitswesen extremer Ausbeutung ausgesetzt." Amreich ergänzt: „Die traurige Wahrheit ist, dass unser Gesundheitssystem ohne das Engagement dieser jungen Menschen sehr bald nicht mehr funktionieren wird." Deshalb alarmieren die Christgewerkschafter jetzt die Verantwortlichen, ein entsprechender Antrag für die Vollversammlung der Arbeiterkammer ist bereits vorbereitet, neben der steirischen Pflege-Landesrätin Juliane Bogner-Strauß konfrontiert man auch den neuen Minister Wolfgang Mückstein mit dem "Pflege-Notstand" in der Ausbildung. "Eine adäquate Bezahlung und Verpflegung ist wohl das mindeste Zeichen von Fairness  seitens jener Einrichtungen, die von der Arbeit der jungen Menschen profitieren", so Amreich und Gosch abschließend.

Engagiert, laut Gewerkschaft werden junge Menschen dennoch ausgebeutet: Heiße Debatten rund um die Pflegeausbildung in der Steiermark. | Foto: alexraths/panthermedia.net
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