Interview
FPÖ-Chef Mario Kunasek sieht sich auf der Überholspur

Will als Landeshauptmann die Steiermark anführen: FPÖ-Chef Mario Kunasek. | Foto: FPÖ Steiermark
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  • Will als Landeshauptmann die Steiermark anführen: FPÖ-Chef Mario Kunasek.
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Auch in durchaus turbulenten Zeiten mit Ermittlungen und parteiinternen Problemen versucht Mario Kunasek, Ruhe zu bewahren. Im Gespräch mit MeinBezirk.at erzählt er, was ihn antreibt und wo er hin will.

STEIERMARK. Rund ein Jahr vor der Landtagswahl skizziert Mario Kunasek die Strategie der steirischen FPÖ – und spricht auch über ganz Persönliches.

  • MeinBezirk.at: Woher nehmen Sie die Motivation für diesen Job, warum "tut man sich Politik an"?

Mario Kunasek: Wenn man die Parteiobmannschaft übernimmt, dann übernimmt man auch Verantwortung. Und ich bin das aus der beruflichen Vergangenheit gewohnt, dass man eine Funktion nach bestem Wissen und Gewissen ausübt. Faktum ist aber auch, dass ich davon überzeugt bin, dass es die freiheitliche Partei auf allen Ebenen – von der Bundesebene bis zu den Gemeinden – braucht. Und dazu kommt, dass wir in der Steiermark eine spezielle Geschichte haben, nämlich eine, die uns 2005 aus dem Landtag gespült hat. Und seit diesem Zeitpunkt habe ich gemeinsam mit anderen die Verantwortung gesehen, die FPÖ wieder zurückzuführen.

  • Woher kommt die Kraft dafür, wenn's schwierig wird?

Die beziehe ich aus meiner Familie, von meiner Frau, meinem Sohn. Und natürlich sind es meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die großartig sind, die mich schon seit 15 oder 20 Jahren begleiten, die Kraft geben in schwierigen Stunden. Die sind für mich da, ganz gleich, ob am Wochenende oder mitten in der Nacht. Ohne sie wäre eine solche Aufgabe nicht zu erfüllen.

  • Die FPÖ ist eine Partei, die oft angegriffen wird, die selbst angriffig agiert. Wie geht's Ihnen persönlich damit?

Na ja, zimperlich darf man nicht sein. Und nur austeilen geht auch nicht. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass wir zwar in der Sache hart sind und manchmal überspitzt formulieren – aber niemals unter der Gürtellinie, niemals persönlich. Und schon gar nicht agieren wir mit dem Strafrecht, mit anonymen Anzeigen, dieses "Dirty Campaigning" ist uns fern. 

  • Aber es gibt eine gute Gesprächsbasis in alle Richtungen?

Es gibt keine Partei, die nicht mit uns spricht. Natürlich muss man sagen, dass es mit dem einen leichter, mit anderen etwas schwieriger geht, aber das ist nur menschlich. 

Mario Kunasek ist auch um lautere Töne nicht verlegen, kann aber "prinzipiell mit allen". | Foto: FPÖ-Steiermark
  • Mario Kunasek ist auch um lautere Töne nicht verlegen, kann aber "prinzipiell mit allen".
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  • Selbst in Kooperation mit den Grünen ...

Ja, zum Glück. Das ist der Unterschied zur Bundesebene, die ich auch kennenlernen durfte, wo die Fronten oft sehr verhärtet sind. Die Tonalität in der Steiermark ist genau richtig, nicht langweilig, aber niemals untergriffig. 

  • Thema Nachwuchs in der Politik – laufen wir Gefahr auch hier einen Fachkräftemangel zu haben?

Nehmen wir zum Beispiel die Debatte um die Gehälter. Ich glaube, es geht da gar nicht ums Geld, sondern um die Kultur, um die Frage: "Tu ich mir das an?" Natürlich stehst du als Parteichef, als Kanzler oder Minister immer im medialen Fokus. Das führt sicher dazu, dass Menschen sagen: "Da bleib ich lieber in der Privatwirtschaft." Da stellt sich schon die Frage: "Finden wir dann noch jene, die man braucht?" Und gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir die Besten. Da gilt es drauf zu achten, dass wir nicht irgendwann eine Demokratiekrise haben, nämlich nicht nur im obersten Bereich, sondern auch bei den Bürgermeistern, den Gemeinderäte, jenen an der Basis.

  • Wie erklärt man einem Menschen, dass es wichtig ist, in die Politik zu gehen?

Um etwas zu tun für die Zukunft. Die Rahmenbedingungen dazu stellt die Politik, in den Gemeinde, im Land und auf Bundesebene. Das ist schon eine schöne Aufgabe, aber es ist auch eine Bürde.

  • Ganz unschuldig sind Politiker ja nicht an ihrem Image. Stichwort Schnitzel, Normalität, Bargeld ... 

Die Debatte um Normalität kann ich nicht ganz nachvollziehen. Jeder weiß doch grob, was darunter zu verstehen ist. Für uns Freiheitliche steht da ganz vorne die Familie, die Kinder, damit einhergehend die Kinderbetreuung, der Beruf, der Leistungsbegriff. Ich glaube, dass man jungen Menschen schon sagen muss, dass es Leistung braucht, dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringen muss. Das ist für uns normal und über alles andere kann man auch sprechen.

  • Sind die Debatten für Sie irritierend?

Mich irritiert mehr, dass wir über Orchideenthemen diskutieren, die nur einen kleinen Teil der Gesellschaft angehen. Für die wichtigen Themen wie die Teuerung, die Sanktionspolitik, die Migrationspolitik, die Sicherheitslage bleibt oft kein Platz mehr. Wir spüren das bei unseren Terminen vor Ort: Es herrscht keine Politikverdrossenheit, sondern eine Themenverdrossenheit, die Menschen haben ganz andere Probleme

  • Aufgabe der Opposition ist es, dort hinzuschauen – was sind aus Ihrer Sicht die Themen?

Sicherlich das Thema Gesundheit, da haben wir eine hohe Kompetenz aufgebaut. Da machen sich viele Menschen berechtigt Sorgen, dass es in einem rasanten Tempo immer schlechter wird. Ich würde mir wünschen, dass man das ernst nimmt. Wir versuchen, das sehr sachlich abzuarbeiten, weil das Thema Gesundheit sich nicht dafür eignet, Populismus zu betreiben. 

  • Gibt es im Gesundheitsbereich auch Dinge, die Ihre Zustimmung finden?

Da muss genau hinschauen, niemand spricht Pflegekräften und Ärzten mehr Geld ab. Aber das muss finanziert werden. Und wie wird es finanziert? Indem man Abteilungen schließt, Stichwort Hartberg zum Beispiel.

  • Wo schaut die FPÖ noch hin?

Sicher bei unseren Kernthemen, das ist vor allem Migration. Wir haben in der Steiermark über 500 Asyleinrichtungen, wir haben nach wie vor extrem hohe Zahlen, allein im ersten Halbjahr waren es 18.000 Asylanträge in Österreich. Da hätte ich mir auch von Landeshauptmann Christopher Drexler mehr Kante gewünscht.

Im Landtag will man die FPÖ-Kernthemen Leitspital, Migration und Co zuspitzen. | Foto: FPÖ Steiermark
  • Im Landtag will man die FPÖ-Kernthemen Leitspital, Migration und Co zuspitzen.
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  • Wahlen im Oktober 2024 – was ist der Plan?

Der ist unverändert. Die freiheitliche Partei hat einen Markenkern, den haben wir uns erhalten. Das unterscheidet uns übrigens von anderen Parteien, bei denen man oft nicht mehr weiß, wofür sie stehen. Wir werden zum einen kantige Oppositionspolitik machen, wir werden aber auch immer wieder Lösungsvorschläge bringen. Wir sind dabei, das Handbuch freiheitlicher Politik neu zu überarbeiten und dann im Herbst entsprechend zu präsentieren.

  • Welchen Einfluss hat die Bundespolitik?

Für uns einen positiven. Man muss zwar bei Umfragen immer vorsichtig sein, aber auf Bundesebene sind wir konstant vorne, das wird auch so bleiben, weil diese Regierung kaum mehr handlungsfähig ist. Herbert Kickl wird die FPÖ auf Platz eins führen und wir werden in der Steiermark dann ein sehr spannendes Rennen erleben.

  • Ziel?

Erster Platz.

  • Das sagen alle ...

Klar.

  • Bauchgefühl?

Ein gutes. Ich darf das jetzt schon zum dritten Mal machen. Ich bin ja auch zehn Jahre älter geworden und wir haben seit Monaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Deshalb darf man dieses Mal wirklich sagen: Wir kämpfen um Platz eins. Es wäre ein riesiger Erfolg, wenn wir nach Kärnten das zweite Bundesland mit einem blauen Landeshauptmann wären.

  • Wie wird der Kampf um Graz?

Wir sind da in einer eher schwierigen Situation. Aber es gibt die FPÖ in Graz, mit all ihren Funktionären, mit all ihren Bezirksräten. Wir haben sogar einen Mitgliederzuwachs.

  • Was ist das Angebot an Graz?

Graz ist sehr wichtig für die Landespolitik. Ich würde mir mehr Gesprächsebenen wünschen, ich hätte nicht das Gefühl, dass die Bürgermeisterin im täglichen Austausch mit dem Landeshauptstadt steht, zum Teil gibt es da ja null Kommunikation.

  • Viele Parteien schließen immer wieder eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. Wie ist das eigentlich umgekehrt – würden Sie mit allen?

Na ja, das kann da und dort schwierig werden. Eine Koalition aus FPÖ und Grünen wird sich schon rein inhaltlich nicht ausgehen. Aber diese Situation werden wir eh nicht haben. Ich schließe persönlich einmal gar nichts aus. Aber jede Koalition muss eine breite sein, die auch etwas weiterbringt. Nur um der Mehrheit willen ein Kunststück zu wagen, davon halte ich nichts. Man sieht das ja in der schwarz-grünen Regierung im Bund.

Die Interviews mit den steirischen Parteichefs:

Landeshauptmann Christopher Drexler über den Reiz der Politik
Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl über Klima, Krisen und Wahlen
Anton Lang stellt in der Steiermark den Führungsanspruch

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