Sexualstraftaten
FPÖ kritisiert Ausstellung mit Werken von Otto Mühl

- Vernissage-Ankündigung: Stefan Hermann (FPÖ) vermisst fehlende Sensibilität.
- Foto: Scheriau
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Bei den Freiheitlichen zeigt man sich empört, ob der Ankündigung einer Vernissage, bei der Werke des Wiener Aktionisten Otto Mühl zu sehen sind. Anfang der 1990er-Jahre war der Künstler wegen Sexualverbrechen an Minderjährigen verurteilt worden.
GRAZ. Dass im Rahmen der Ausstellung "Colourless Pieces - Der Reiz der Farblosigkeit" im Palais Trauttmannsdorff ab heute neben Werken von Günter Brus und Hermann Nitsch unter anderem auch Werke von Otto Mühl zu sehen sind, stößt dem FP-Landtagsabgeordneten Stefan Hermann sauer auf. Umso mehr, weil die Vernissage am Kulturserver der Stadt Graz angekündigt wird. Diesen Umstand will der Freiheitliche nicht gelten lassen und fordert Kulturstadtrat Günter Riegler auf, den Eintrag entfernen zu lassen.

- Stadtrat Günter Riegler ist unter anderem für die Kulturagenden von Graz verantwortlich.
- Foto: Stadt Graz/Foto Fischer
- hochgeladen von Antonia Unterholzer
Hintergrund: Der vor zehn Jahren verstorbene Aktionskünstler Otto Mühl wurde 1991 aufgrund von Sittlichkeitsdelikten, Unzucht mit Minderjährigen und Vergewaltigung sowie Verstöße gegen das Suchtgiftgesetz und Zeugenbeeinflussung verurteilt. Auch im Hinblick auf den aktuellen Fall des Burgschauspielers Florian Teichtmeister, dem der Besitz von kinderpornografischem Materials vorgeworfen wird, kritisiert Hermann fehlende Sensibilität beim Thema Kindesmissbrauch im Bezug auf die Ausstellung in Graz.
Fehlende Kontextualisierung
Dass auf der Kulturwebsite der Stadt Graz ein Kontextualisierungstext zu Otto Mühl mit Hinweisen auf dessen Straftaten fehlt, sei für die Grazer Freiheitlichen inakzeptabel, wie man mitteilt. "Es ist nicht hinzunehmen, dass eine Ausstellung mit Werken von Otto Mühl vom Kulturamt der Stadt Graz unreflektiert beworben wird", so Hermann. Denn: "Während die Büste des unbescholtenen Arztes und Heimatdichters Hans Kloepfer mit einer Kontextualisierungstafel ausgestattet wird und man hier keinesfalls die Person von seinem – in diesem Fall großartigen – Werk trennen möchte, wirbt man für den verurteilten Kinderschänder Otto Mühl ohne jeglichen Hinweis auf dessen furchtbare Taten."

- Vorne (v.l.): der steirische FP-Chef Mario Kunasek und Stefan Hermann, hinten: die blauen Landtagsabgeordneten Marco Triller und Albert Royer
- Foto: Scheriau
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Entgegen der freiheitlichen Sichtweise ist Hans Kloepfer freilich alles andere als unproblematisch. So verfasste der 1944 verstorbene Mundartdichter zahlreiche Texte, die in denen er Stimmungsmache für den Anschluss Österreichs an Deutschland und Propaganda für den NS-Staat betreibt.
Update: Stellungnahme des Kulturamts
Aus dem Büro von Kulturstadtrat Günter Riegler will man keine inhaltliche Stellungnahme abgeben und verweist an Kulturamtsleiter Michael Grossmann. Dieser hält fest, dass man die Vernissage hinsichtlich der nötigen Kontextualisierung überprüft hat: "Aus unserer Sicht wurde hier der Standard auf jeden Fall gewahrt und die Ausstellung wird diesen Anforderungen gerecht."
Bezüglich des offiziellen Internetauftritts des Kulturamts unterstreicht Grossmann, "dass der Kulturserver das Bestreben hat, einer breiten Öffentlichkeit, keine lückenlose, aber eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen im Kontext Kunst, Kultur und Wissenschaft zu vermitteln. Für den Inhalt und die Art und Form der Veranstaltungen ist immer nur die veranstaltende Institution verantwortlich. Der Kulturserver ist eine Informationsplattform für Interessierte im Bereich Kunst, Kultur und Wissenschaft. Keinesfalls ist der Kulturserver eine Werbeplattform."
Das könnte dich auch interessieren:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.