Aufregung
Gefälschte Plakate zeigen Kickl mit Hakenkreuz, Nehammer mit Dollfuß

- Die FPÖ verurteilt das gefälschte Plakat mit Herbert Kickl und sieht darin eine NS-Verharmlosung.
- Foto: Ankünder
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Mittwochfrüh sind an mehreren Orten in Graz gefälschte Wahlplakate aufgetaucht. Auf diesen wird FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Kickl in Kontext des Nationalsozialismus gesetzt, ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer eine Nähe zum Austrofaschismus nahegelegt.
GRAZ. In den sozialen Medien werden ähnliche Fotomontagen bereits seit Längerem verbreitet, nun wurden gefälschte Wahlkampfsujets großflächig in Graz plakatiert. Auf diesen ist etwa Bundeskanzler Karl Nehammer Auge in Auge mit dem Begründer des austrofaschistischen Ständestaates Engelbert Dollfuß sowie dem austrofaschistischen Kruckenkreuz zu sehen. Darunter prangt der Slogan "Faschismus machen wir immer noch selbst".

- Ein anderes Sujet attestiert Karl Nehammer eine Nähe zum Austrofaschismus.
- Foto: Ankünder
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Ein anderes Plakat zeigt FPÖ-Chef Herbert Kickl vor einem historischen Schwarz-Weiß-Foto, das eine jubelnde Menschenmenge sowie zwei Hakenkreuzfahnen zeigt. Betitelt wurde dies mit "Ein Volk. Ein Kanzler." sowie in Anlehnung an den früheren Wahlslogan des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump "Make Austria great again". Im Vergleich dazu fällt ein gefälschte Sujet der Neos auf den ersten Blick weniger aggressiv aus. Auf diesem ist eine erschöpfte Ärztin oder Pflegekraft zu sehen. Davor prangt der Claim "Arbeit macht reich" – darunter: "an Erfahrung" – und spielt auf zynischen Spruch "Arbeit macht frei" an, der in der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem am Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz angebracht wurde.
Ankünder und FPÖ bringen Anzeigen ein
Für zusätzliche Aufregung sorgt, dass die im grafischen Stil der jeweiligen Partei erstellten Plakate in versperrten Schaukästen des Werbeunternehmens der Stadt Graz "Ankünder" angebracht wurden. Ebendort heißt es in einem offiziellen Statement: "Als Ankünder sind wir tief betroffen von den mutwilligen, illegalen Öffnungen unserer Vitrinen und dem Einhängen solcher Plakate. Es handelt sich hier um eine klare kriminelle Handlung, der wir mit Sicherheit rechtlich entgegnen und unverzüglich zur Anzeige bringen werden."

- Auf dem gefälschten Neos-Plakat wird eine abgewandelte NS-Phase verwendet.
- Foto: Ankünder
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Weiters betont man, dass "alle eingehenden Sujets stets vor dem Aushang nach der Menschenrechtskonvention und allen werberechtlichen Vorgaben." Die falschen Wahlplakate habe man nicht selbst eingehängt. Noch Mittwochmittwoch war man dabei, die entsprechenden Plakate zu entfernen, um den Umfang der betroffenen Stellen beziehungsweise des dem Unternehmen entstandenen Schadens zu erheben.
Im Namen der FPÖ kündigte der steirische Landesparteisekretär Stefan Hermann an, rechtliche Schritte zu ergreifen. In der dazugehörigen Aussendung ortet man eine "großangelegte Kampagne vermutlich linksextremistischer Akteure", die mit den gefälschten Plakaten den Nationalsozialismus verharmlosen. Hermanns Resümee: "Diese Aktion zeigt auch, wie nervös gewisse linke Kreise sein dürften und dass hier nicht einmal vor strafrechtlich relevanten Verhaltensweisen zurückgeschreckt wird, um der FPÖ zu schaden."
Swatek: "Fake-Plakate sind schweres Foul"
Indes lädt der steirische Neos-Chef Niko Swatek die Verantwortlichen zum direkten Austausch. "Demokratie ist für mich ein offener Wettbewerb der besten Ideen. Es ist ein schweres Foul, politische Mitbewerber mittels Fake-Plakaten zu diffamieren", so Swatek, der auf den Aktionismus mit einer Diskussion "mit offenem Visier" antworten will. "Wenn sie den Mut haben aus der Deckung zu kommen, diskutieren sie morgen (Donnerstag, Anm.) mit mir um 11 Uhr beim Neos-Stand am Jakominiplatz."*
* Dieser Absatz wurde am 11.9.2024 um 14.19 Uhr ergänzt.
Das könnte dich auch interessieren:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.