Mutmacher
Graz baut Initiative gegen Gewalt an Kindern aus
Die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote bei denen Kinder betroffen sind, hat sich in Graz während der Pandemie verdoppelt. Allein im vergangenen Jahr wurden 207 Betretungsverbote ausgestellt.
GRAZ. Bereits vor mehr als 30 Jahren wurde von der UNO die Konvention über die Rechte des Kindes beschlossen. Diese sichert jedem Kind grundlegende politische, soziale, ökonomische, kulturelle und bürgerliche Rechte zu, im selben Jahr 1989 wurde in Österreich Gewalt in der Erziehung verboten. Doch das Problemfeld Gewalt in Familien ist geblieben.
„Nach wie vor sind manche Kinder von Gewalt in der Familie oder in ihrem Umfeld betroffen. Diese kommt dabei nach wie vor in allen Altersstufen, Kulturen und sozialen Schichten vor", weiß Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner.
Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2020 von der Stadt Graz die Kampagne „Mutmacher" entwickelt, die aufgrund ihres Erfolges auch 2022 fortgesetzt wird. Mit kleinen Kuscheltieren, den sogenannten Mutmachern, soll auf die Thematik aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden. Wie ernst es in der Landeshauptstadt ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Allein im Jahr 2021 sind laut dem Amt für Jugend und Familie 171 Gefährungsabklärungen, 1.051 Meldungen und 207 Betretungsverbote erfolgt.
Für Ingrid Krammer, die Abteilungsleiterin des Amtes für Jugend und Familie ist die Initiative auch ein wichtiges Vernetzungsprojekt: „Kinderschutz ist seit jeher eine der Kernaufgaben des Amtes für Jugend und Familie - ein gesetzlicher Auftrag, den wir nur im Verbund mit vielen Partnern erfüllen können, ich denke dabei im Besonderen natürlich an die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, die Polizei, Kinderschutz-Einrichtungen und viele andere."
Mutmacher geschenkt
In den kommenden Wochen bekommen alle Grazer Kinder in den 3. Klassen der Volksschulen einen individuellen Mutmacher. Diese werden von den drei sozial-ökonomischen Betrieben tag.werk, Jugend am Werk und heidenspass produziert. Im heurigen Schuljahr besteht außerdem die Möglichkeit, dass Expert:innen des Jugendamtes von den Schulen zum gemeinsamen Projektunterricht eingeladen werden.
„Die Lehrerinnen und Lehrer sind die wichtigste Schaltstelle des Projekts", weiß der Jugend- und Familienstadtrat, „deshalb wollten wir diesen die Möglichkeit geben auf unser Fachpersonal zurückzugreifen."
Sensibilisierung auf allen Ebenen
Die weiteren Ausbauschritte der Initiative setzen im Bereich der Sensibilisierung an. Als eine Maßnahme wird die Nummer des Bereitschaftsdienstes in Zukunft abwechselnd mit Frauen-Notrufnummern auf den E-Rechnungen der Stadt Graz stehen. Ebenfalls kooperiert wird mit der allgemeinen Gewaltschutzkampagne der Stadt Graz, die ein Video speziell zum Thema Kinderschutz produzieren will. Darüber hinaus wird ein eigenes Kinderschutz-Maßnahmenpaket im Amt für Jugend und Familie geschnürt.
Darin soll unter anderem eine Infokampagne zum Thema „Schütteltrauma" enthalten sein. Auch auf Social Media wird es einen Schwerpunkt mit (Erklär)- Videos geben, die sich an Kinder und auch an Erwachsene richten.
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