Vorreiter
Graz beschließt Inklusionsstrategie für städtische Verwaltung

Präsentierten die neue Grazer Inklusionsstrategie (v.l.): Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner, Andrea Fink (Abteilungsleiterin Sozialamt), Dietmar Ogris (Selbstvertreter, Obmann Selbstbestimmt Leben), Franz Wolfmayr (Inklusionsexperte, Zentrum für Sozialwirtschaft) | Foto: Stadt Graz/Fischer
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  • Präsentierten die neue Grazer Inklusionsstrategie (v.l.): Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner, Andrea Fink (Abteilungsleiterin Sozialamt), Dietmar Ogris (Selbstvertreter, Obmann Selbstbestimmt Leben), Franz Wolfmayr (Inklusionsexperte, Zentrum für Sozialwirtschaft)
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In der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause, am 21. September 2023, wird die erste umfassende Inklusionsstrategie für eine städtische Verwaltung in Österreich beschlossen. Diese soll in Graz als Richtschnur für mehr Beteiligung von Menschen mit Behinderung dienen und ihre Ergebnisse alle zwei Jahre evaluiert werden.

GRAZ. "Graz inklusiv – eine Stadt für alle", so lautet der offizielle Titel der neu erarbeiteten Inklusionsstrategie der Stadt Graz, die am Mittwoch, 20. September, im Rathaus präsentiert wurde und tags darauf ebendort beschlossen werden wird. Begleitet wurde Erarbeitung der Strategie, die im Jänner mit einem großen Beteiligungsprozess gestartet wurde, vom Zentrum für Sozialwirtschaft (ZfSw). Dieses zeichnete sich für die Datensammlung und -analyse ebenso zuständig wie für die Interviews in den Abteilungen der Stadtverwaltung, Fokusgruppen sowie Interessensvertreterinnen und -vertretern.

ZfSw-Inklusionsexperte Franz Wolfmayr zeigt sich mit dem vorläufigen Ergebnis zufrieden: "Mit Beschlussfassung und Umsetzung von 'Graz inklusiv' verbessert die Stadt die Lebensbedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger." Damit nehme Graz sowohl in Österreich als auch international eine Vorbildfunktion ein: "Dazu kommt, dass eine offene und inklusive Stadt leichter hochqualifizierte Fachkräfte, Forscher und Künstler aus der ganzen Welt anziehen und so seine wirtschaftliche und kulturelle Position stärken kann."

Kein abgeschlossener Prozess

"Inklusion ist immer ein Prozess und es geht darum die Lebenssituation von Menschen Schritt für Schritt zu verbessern", so Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), "genau diesen Weg wollen wir mit dieser wegweisenden Inklusionsstrategie konsequent weitergehen." Um diese bestmöglich umsetzen zu können, setzt er sich zusätzlich für die Schaffung einer städtischen Koordinierungsstelle ein. 

Um die Teilhabe für Menschen mit Behinderung in den städtischen Einrichtungen zu sukzessive zu verbessern, dient die neue Inklusionsstrategie als Richtschnur. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Um die Teilhabe für Menschen mit Behinderung in den städtischen Einrichtungen zu sukzessive zu verbessern, dient die neue Inklusionsstrategie als Richtschnur.
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Die nun erarbeitete Strategie umfasst die fünf großen Querschnittsbereiche Barrierefreiheit, Behindertenpolitik, Bildung, Gesundheit und selbstbestimmtes Leben. Zu deren Handlungsfeldern zählen: Mobilität, Verwaltung, Daten und Statistik sowie Bewusstseinsbildung und Information. Ebenso: Schule, Kindergarten und frühe Hilfen, älter werden sowie Pflege, Freizeit Kultur und Sport sowie Arbeit und Beschäftigung.

Wunsch nach "große Taten"

Für Selbstvertreter und "Selbstbestimmt Leben"-Obmann Dietmar Ogris steht fest: "Mit der Inklusionsstrategie setzt Graz ein starkes Bekenntnis, unsere Menschenrechte auf allen Ebenen umsetzen zu wollen und ist damit die erste Landeshauptstadt in Österreich, die der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung allumfassend Leben einhaucht."

Barrieren gelte es auch in der Mentalität der Menschen abzubauen, betont "Selbstbestimmt Leben"-Obmann Dietmar Ogris. | Foto: Pixabay
  • Barrieren gelte es auch in der Mentalität der Menschen abzubauen, betont "Selbstbestimmt Leben"-Obmann Dietmar Ogris.
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Weiterhin wünscht er sich, "ein Begegnen auf Augenhöhe mit Politik und Verwaltung. Kreativität, Innovation und große Taten im Sinne gelebter Selbstbestimmung." So soll, wie Orgris ausführt, das seit langem verwurzelte "medizinische, defizitäre Menschenbild" im Hinblick auf Menschen mit Behinderung bald der Vergangenheit angehören und Graz zu einem weltweiten Vorbild in Sachen Teilhabe werden.

Kritik an der Inklusionsstrategie kommt kurz nach ihrer Präsentation von KPÖ-Gemeinderat Philipp Ulrich per Aussendung. Der kommunistische Inklusionssprecher moniert, dass Behindertenbetreuerinnen und -betreuern sowie Menschen mit Lernbehinderung nicht eingebunden gewesen wären. Dennoch werde seine Fraktion dem Stück im Gemeinderat am Donnerstag zustimmen.

Ulrichs Darstellung vom "schlechtem Beteiligungsprozess" widerspricht auf Nachfrage von MeinBezirk.at Franz Wolfmayr vom ZfSw, der betont, dass neben Gesprächen mit den Fokusgruppen und Interessensvertreterinnen und -vertretern, Menschen mit Lernbehinderung bei den sogenannten Murinselgesprächen mitgewirkt hätten. Zudem habe es unter anderem drei Sitzungen im Behindertenbeirat der Stadt Graz gegeben, "deshalb wundert mich die Kritik sehr und ich kann sie auch nicht nachvollziehen", so Wolfmayr.

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