Wohnbau-Studie
Grazer Wohnbau soll sozial- und klimagerechter werden
Eine am Montag präsentierte Studie zum Wohnbau und Wohnungsmarkt in Graz zeigt deutlich auf, welche Herausforderungen es in der Landeshauptstadt gibt.
GRAZ. Die Stadt Graz ist in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als andere österreichische Städte. Bedingt dadurch gab es eine rege Bautätigkeit, die das Stadtbild stark verändert hat. Allein von 2015 bis 2020 wurden 1.141 Wohnbauprojekte mit insgesamt 18.131 Wohnungen errichtet. Dennoch mangelt es an klaren Richtlinien für die Zukunft des Wohnbaus in Graz. Die Stadt Graz hat daher die Erstellung einer umfassenden Studie in Auftrag gegeben.
Das Ziel: Den Wohnbau und den Wohnungsmarkt der vergangenen fünf bis zehn Jahre quantitativ und qualitativ zu evaluieren. Wer baut für wen? Wie steht es um die Qualität der Wohnungen und der Freiräume? Wie haben sich Preise und Leistbarkeit entwickelt? Wo steht Graz im Vergleich zu anderen Städten? Gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren präsentierten Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und der Leiter des Stadtplanungsamtes, Bernhard Inninger am Montag die daraus resultierenden Handlungsfelder.
„Die öffentliche Hand hat den Anspruch, faktenbasiert zu steuern - gerade bei einem manchmal emotional diskutierten Thema wie Wohnen. Durch Einbeziehung zahlreicher Datenquellen liegt nun eine beispiellose Faktensammlung zum Wohnbau in Graz vor, auch zu ökonomischen Aspekten“, erklärt Bernhard Inninger.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
- Seit 2015 sind über 18.000 neue Wohnungen in Graz errichtet worden. Vor allem bei den Großprojekten wurden viele kleine Wohnungen errichtet. Die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt in Graz derzeit bei ca. 69 m2.
- Graz ist vor allem für private und institutionelle Anlegerinnen und Anleger interessant. Seit 2015 ist der Anteil an Anlegerwohnungen am gesamten Wohnungsneubau doppelt so hoch wie in anderen Landeshauptstädten.
- Der Anteil an günstigen Wohnungen sinkt. Vor allem der kommunale und geförderte Wohnbau für Menschen mit geringerem Einkommen ist im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten zu gering.
- Die steigenden Mieten der letzten Jahre wurden teilweise durch günstigere Energiepreise kompensiert. Durch die aktuellen Teuerungen für Energie steigen die Wohnkosten jetzt aber stark an, was die Leistbarkeit von Wohnraum beeinträchtigt.
Ausreichend Grün- und Freiräume
Wichtig ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren auch, dass die Stadt Graz verstärkt die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten nutzt, um die Erhaltung und Gestaltung eines qualitätsvollen öffentlichen Raumes sowie eine ausreichende Versorgung mit Grün- und Freiräumen sicherzustellen. Neben einer Verbesserung der Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung von Vorgaben soll das auch durch eine verstärkte stadtteilbezogene bzw. quartiersbezogene Planung erreicht werden.
"Die Kernaussagen und Empfehlungen aus der Studie bestätigen unseren Weg - beispielsweise unser Vorhaben, die Bebauungsplanpflicht auszuweiten", erklärt Judith Schwentner. Weiters erwähnt sie die "Verbesserung der Freiraumqualitäten in Wohnanlagen" sowie die stetig abnehmenden Wohnungsgrößen als Punkte, denen sie sich verstärkt widmen will. Ein besonderes Anliegen ist der Vizebürgermeisterin aber auch die "partizipative Quartierplanung", sprich die Einbeziehung der Bevölkerung, wie sie bereits im Bezirk Jakomini gestartet wurde.
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