Interview
Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl über Klima, Krisen und Wahlen

Fokussiert auf die nächste Landtagswahl: Sandra Krautwaschl, grüne Nummer 1 in der Steiermark. | Foto: Florian Rogner
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  • Fokussiert auf die nächste Landtagswahl: Sandra Krautwaschl, grüne Nummer 1 in der Steiermark.
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Seit 2019 steht Sandra Krautwaschl an der Spitze der grünen Bewegung in der Steiermark. In einem großen Interview sprach sie MeinBezirk.at über ihre Ansichten zur Politik in der Steiermark, über das Klima und seine Krisen und woher sie die Freude an der politischen Funktion nimmt.

STEIERMARK. Viele Themen, die gerade für die Politik der Grünen relevant sind, spielen momentan auch weltweit eine große Rolle. Daher auch die Einstiegsfrage an die grüne Landessprecherin Sandra Krautwaschl zum Thema Klimakrise.

MeinBezirk.at: Man hat das Gefühl die Menschheit rennt sehenden Auges in die Katastrophe. Kann sich das noch ausgehen?
Sandra Krautwaschl: Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich bin aber auch realistisch und sehe schon, dass die Problemlage eine große ist. Aber sie wird nicht kleiner, wenn wir sie nur bejammern oder mit Floskeln oder Inszenierungen versehen. Die Klimakrise lässt sich nicht weginszenieren – weder durch Verleugnung noch durchs Reden über Technologieoffenheit.

Sondern ...?
Es braucht Denkoffenheit und dann einen Handlungswillen. Diese beiden Parameter werden entscheiden, ob wir als Menschheit das schaffen. Ich glaube, dass vor allem junge Menschen durch die vielen Krisen zwar frustriert und verunsichert sind – aber ich denke, dass es eine irrsinnige Kraft gibt, wenn es wirklich dringend ist. Und es ist auch wichtig herauszuarbeiten, was in den letzten Jahren schon alles gelungen ist. Es reicht noch nicht, aber es geht in die richtige Richtung, dafür braucht es noch stärkere Grüne in der Regierung.

Kann Österreich da überhaupt etwas ausrichten?
Das höre ich oft, Österreich ist zu klein, Österreich spielt da keine Rolle. Das stimmt eben nicht. Tiefgreifende Veränderungen haben immer dort ihren Ausgang genommen, wo Innovation passiert. Wenn sie funktionieren, verbreiten sie sich ganz schnell über die ganze Welt. Für solche Innovationen  haben wir in Österreich und der Steiermark ein riesiges Potenzial.

Grün regiert im Bund und in der Stadt Graz – und im Land?
Das ist absolut das nächste Ziel. Wenn man sich anschaut, wo es zum Beispiel in der Klimapolitik immer wieder hapert, dann ist es die Landesebene. Beispiel Bodenschutzstrategie: Gescheitert ist sie daran, dass die Länder keine einheitlichen Ziele akzeptieren wollen. Gerade in der Steiermark braucht es eine fortschrittliche, den Menschen zugewandte Politik. Dazu fühle ich mich bereit, ich habe ein tolles Team hinter mir. Es ist mein Ziel, die Menschen im nächsten Jahr bis zur Wahl davon zu überzeugen.

Stichwort Bodenschutz – was ist da schief gegangen?

Die Länder machen die Raumordnungsgesetze – dort wollten wir verbindliche Ziele verankert haben, dagegen sind die Landeshauptleute, auch unserer, auf die Barrikaden gestiegen. Die Raumordnung halte ich für eines der wesentlichsten Gesetze für den Klimaschutz. Wenn wir immer weiter an den Ortsrändern bauen, mehr sinnlose Einkaufszentren, noch mehr Straßen bauen, erzeugen wir die Emissionen der Zukunft.

Im Herbst soll Sandra Krautwaschl zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl gekürt werden. | Foto: podesser.net
  • Im Herbst soll Sandra Krautwaschl zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl gekürt werden.
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Wie kann Ortskerngestaltung funktionieren?
Wenn man die Raumordnung nicht verändert, kann das nicht funktionieren. Wenn das immer weiter ausufert, immer mehr unsägliche Vorstädte, die wir über die Steiermark verteilt haben – dann kannst du nicht erwarten, dass sich in den Ortskernen das blühende Leben abspielt.

Also ...?
Das Zubetonieren am Ortsrand muss aufhören. Und in den Ortskernen, dort wo es möglich ist, verdichten, mehr Leben hinbringen, ohne, dass man mehr Boden verbraucht. Und dabei muss man Beschattung, Begrünung und Photovoltaik mitdenken.

Sie haben sich erst kürzlich Anregungen in Baden-Württemberg geholt – was ist Ihre Bilanz?
Das war ein beeindruckender Besuch in einem grün regierten Bundesland in Deutschland. Fasziniert hat mich die Selbstverständlichkeit mit der ein Industriebundesland mit einer grünen Agenda und einer grünen Mehrheit agiert. Das würde ich mir auch für die Steiermark wünschen. Ich bin in den letzten eineinhalb Jahren auf einer Tour durch steirische Industriebetriebe – und ich habe den Eindruck, dass sie zum Teil schon weiter sind als die Politik die sie vermeintlich vertritt. Die Industrie braucht Unterstützung, aber sie sieht auch die Chance, die sich hinter dieser Transformation verbirgt. Diese gute und saubere Industrie wollen wir bei uns halten. Baden-Württemberg zeigt vor, dass das möglich ist.

Kritik an der steirischen Führung?
Ich habe mir von Christopher Drexler mehr erwartet, gerade im Klimaschutz. Wir sind als Opposition eine konstruktive Kraft, wir gehen mit vielen Ideen an die Sache heran – wir haben gehofft, dass da mehr aufgenommen wird. Da wurden wir enttäuscht, deshalb ist unser Drang, mitzugestalten und umsetzen zu können ein sehr großer.

Wie könnte der Weg zu einer stärkeren grünen Partei in der Steiermark aussehen?
Diesen Weg gehen wir ja seit der letzten Wahl. Ich sehe ein quantitatives und qualitatives Wachstum. Wir haben umsetzungsstarke Gemeinderätinnen und -räte, ein starkes Landtagsteam, mit Personen, die das politische Geschäft verstehen und Expertise mitbringen. Das Jahr bis zur Wahl wollen wir noch mehr nutzen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, vor allem auch mit jungen Menschen. Die Industrietour werden wir auch weiterführen. Und wir werden jene Themen herausarbeiten, wo wir auch wirklich Lösungsvorschläge haben – besonders in den Themen Gesundheit und Pflege. Gerade im Hinblick auf die Jugend ist mir das Thema "mental health" wichtig.

Im Gespräch: Sandra Krautwaschl stand MeinBezirk.at Rede und Antwort. | Foto: Grüne
  • Im Gespräch: Sandra Krautwaschl stand MeinBezirk.at Rede und Antwort.
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Also bereit fürs Match ...?
Natürlich möchte ich die drei Männer, die da um den Landeshauptmann rittern, herausfordern. Weil ich scho glaube, dass wir in vielen Bereichen die besseren Lösungen haben. Das möchte ich auch selbstbewusst nach außen tragen.

Wenn eine Regierungsbeteiligung möglich ist – könnten Sie mit allen?
Na ja, bis auf eine Ausnahme ... (lacht). Ich habe persönlich zu allen gute Kontakte, ein gutes Gesprächsverhältnis, auch zur FPÖ. Ich merke halt leider oft eine gewisse Beleidigtheit, wenn man etwas kritisiert. Es muss erlaubt sein, Unterschiede herauszuarbeiten, wenn es nicht passt, wie beim Raumordnungsgesetz oder beim Energieeffiziengesetz. Das grüne Mäntelchen, das sich alle gerne umhängen, wird halt nicht reichen. Man hat so viel verschlafen in den letzten 30 Jahren, jetzt haben wir nicht mehr die Zeit, bis jede einzelne Gemeinde eine Abstimmung macht zu Klimathemen.

Sandra Krautwaschl und Leonore Gewessler – von dieser Kombi ist man bei den Grünen überzeugt. | Foto: Uni Graz/Eklaude
  • Sandra Krautwaschl und Leonore Gewessler – von dieser Kombi ist man bei den Grünen überzeugt.
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Was wäre das Wunschressort, wären Sie in der Regierung?
Etwas ähnliches wie auf Bundesebene: Umwelt, Naturschutz, Infrastruktur zusammen, weil das ein Miteinander und kein Gegeneinander ist. Das ist natürlich eine Mega-Aufgabe, aber halt auch wirksamer, wenn man sinnvolle Infrastrukturprojekte, also öffentlichen  und Radverkehr, gleichzeitig mit Natur- und Umweltgedanken betrachtet.

Letzte Frage: Macht Politik noch Spaß?
Ja, es macht mir immer noch Freude. Natürlich sind es schwierige Zeiten. Aber nach allen Regeln der Politik etwas, was mir wichtig ist, umzusetzen, ist eine unglaublich lohnende Sache. Und ich lerne so viele Menschen kennen, die an derselben Sache dran sind, in der Industrie, in der Pflege oder auch bei Treffen mit der Jugend. Ich hole mir Kraft aus der Arbeit.

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