Podcast mit Barbara Hammerl
Stadtentwicklung geht nicht ohne Bevölkerung
Lokales Wissen und Ideen zu sammeln, wenn es darum geht, Städte und Gemeinden zu entwickeln, ist in Graz und Graz-Umgebung das Gebot der Stunde. Darüber, warum kooperative Stadt- und Regionalentwicklung Sinn macht, welche Herausforderungen sich dabei aber auch auftun können, spricht Barbara Hammerl vom "StadtLABOR" im Steirerstimmen-Podcast mit MeinBezirk.at.
GRAZ/GRAZ-UMGEBUNG. Der Großraum Graz, insbesondere der Bezirk Graz-Umgebung verzeichnet seit einigen Jahren einen großen regionalen Bevölkerungsanstieg. Dieses Wachstum, aber auch andere, vielfältige gesellschaftliche Veränderungen stellen die Landeshauptstadt Graz und die Gemeinden in mehrfacher Hinsicht vor neue Herausforderungen. Unterstützend bei der regionalen Entwicklung wirkt daher das Regionalmanagement Steirischer Zentralraum mit der Förderung von Zusammenarbeit und der Umsetzung verschiedener, regional wirksamer Projekte – diese Aufgaben wurden mit Inkrafttreten des Steiermärkischen Landes- und Regionalentwicklungsgesetzes 2018 sogar gesetzlich verankert.
Wesentlicher Inhalt dieses bis dato österreichweit einzigartigen Gesetzes ist die kooperative Entwicklung von Stadt und Regionen. "Das bedeutet vor allem, dass Gemeinden miteinander kooperieren und dass Themenbereiche über die Gemeindegrenzen gedacht werden", erklärt Kerstin Weber, Geschäftsführerin des Regionalmanagements. "Innerhalb dessen ist es auch immer wieder notwendig, die Bevölkerung miteinzubeziehen", führt Weber weiter aus. So ist die Verankerung der Bürgerbeteiligung als zentrale Aufgabe der Regionen ein wesentlicher Inhalt des Gesetzes.
Unterschiedliches Wissen abholen
"Kooperation und Beteiligung heißt in diesem Zusammenhang, Menschen zusammenzubringen, unterschiedliche Perspektiven einzufangen und unterschiedliches Wissen abzuholen", erklärt Barbara Hammerl. Die Grazerin ist Geschäftsführerin vom "StadtLABOR", das verschiedene solcher Beteiligungsprojekte vor allem in Graz und Graz-Umgebung begleitet.
Im Podcast mit MeinBezirk.at betont sie: "Jemand, der seit 30 Jahren in einem Stadtteil wohnt, der weiß ganz genau, was fehlt und was gut läuft. Dieses Wissen abzuholen, führt dazu, dass die Qualität von Planungen besser werden kann." Kooperation beinhalte aber auch, dass beispielsweise die Stadt mit Bauträgern, Projektentwicklern und Investoren enger kooperiert, genauso wie innerhalb der städtischen Abteilungen, "um das gemeinsame Ziel zu verfolgen, für die Menschen Lebensqualität zu schaffen."
Ängste und Skepsis
Die große Herausforderung dabei: Lebensqualität kann für jeden etwas anderes bedeuten – die eine möchte mehr Grün, dem anderen ist es wichtig, einen Parkplatz vor der Haustüre zu haben. "Es muss daher immer ein Aushandlungsprozess sein – es braucht den Dialog", weiß Hammerl. "Es gibt immer Menschen, die bei Veränderungen Ängste und Skepsis haben", so ihre Erfahrung, etwa aus dem Beteiligungsprojekt, bei dem in den vergangenen Monaten ein Konzept für eine Begegnungszone in der Grazer Zinzendorfgasse entstanden ist. "Hier ist die Sorge um den Wegfall von Parkplätzen ein ganz starkes Thema, bei dem es auch viel Widerstand gibt", so Hammerl.
Zwar müsse man diese Sorgen ernst nehmen, aber die Rahmenbedingungen auch klar kommunizieren. "Das Thema Parkplätze kann man eigentlich nicht mehr diskutieren, das wurde von der Stadt bereits entschieden." Viele unterschiedliche Meinungen gab es auch beim Beteiligungsprozess rund um den geplanten Forschungs- und Technologiepark in Gratwein-Straßengel. "Hier hat bei den Anrainerinnen und Anrainern anfangs eine unglaublich emotionale und aufgeladene Stimmung geherrscht", berichtet Hammerl. Letztlich sei es aber doch möglich gewesen, in einen konstruktiven Dialog zu gehen. "So etwas ist für mich immer ein Erfolgskriterium dafür, dass Beteiligung funktioniert."
Urbanisierung in Graz
Wie sich der Megatrend hin zu städtischen Lebensformen in Graz äußert, liest du auf unserer Themenseite.
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