Grazer Wohnsitzaffäre
Werner Miedl – der Stadtrat, der zurücktrat

Hat seinen Frieden mit der Grazer Politik gemacht: Werner Miedl genießt sein Leben im (Un-)Ruhestand. | Foto: Privat
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  • Hat seinen Frieden mit der Grazer Politik gemacht: Werner Miedl genießt sein Leben im (Un-)Ruhestand.
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Manfred Eber (KPÖ) hat seinen Hauptwohnsitz wohl in Graz gemeldet, seine Freizeit verbringt er allerdings in Seiersberg. Aus dem selben Grund musste ÖVP-Stadtrat Werner Miedl vor 15 Jahren zurücktreten – MeinBezirk.at traf ihn zum Gespräch.

GRAZ/SEIERSBERG. Es ist ein bekanntes Café in Seiersberg, in dem wir Werner Miedl treffen – er kommt gerade von privaten Terminen, erzählt von seinem kleinen Hund, der ihn in der Pension auf Trab hält. Kurzum: Ein Mann, der seinen Frieden mit der Politik gemacht hat, mit Distanz über den Dingen von damals steht und sein Leben genießt.

Damals, das war 2008. Die Grazer ÖVP stand mitten im Gemeinderatswahl-Kampf, Miedl, Stadtrat für Bauen, Schulen und Kultur, wurde von Bürgermeister Siegfried Nagl als Wahlkampfleiter nominiert. Mitten im Wahlkampf platzte die Bombe, Miedl würde beim Hauptwohnsitz tricksen, er sei eigentlich ein Seiersberger. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde Miedl zum Rücktritt gedrängt, erst zwei Jahre später rechtlich rehabilitiert.

"Plötzlich bist du kein Grazer mehr"

Was geht ihm heute durch den Kopf, wenn er an die Zeit damals denkt? "Ich war ja ursprünglich Polizist in Graz. Das ist ein Job, wo du dich 24 Stunden am Tag mit deiner Stadt beschäftigst, ich kannte alle dunklen, aber auch alle schönen Seiten von Graz." Und dann? "Dann bekommst du die Botschaft serviert: Du bist kein Grazer, ich habe mich plötzlich heimatlos gefühlt." Zum besseren Verständnis: Miedl war damals Grazer ÖAAB-Obmann, ehrenamtlicher Obmann von fünf Grazer Vereinen. Wie sich später herausstellte, war eine parteiinterne Intrige Auslöser für das Bekanntwerden des Wohnsitzes in Seiersberg. "Das hatte auch damit zu tun, dass ich die Parteilinie immer wieder kritisch hinterfragt habe, etwa beim Kommodhaus oder dem Einkaufszentrum Annenstraße."

"Habe die Stadt wie meine Westentasche gekannt", sagt Werner Miedl, der viele Jahre lang als Polizist tätig war. | Foto: gemeinsam sicher
  • "Habe die Stadt wie meine Westentasche gekannt", sagt Werner Miedl, der viele Jahre lang als Polizist tätig war.
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Ja, er habe die Dinge immer sehr ernst genommen, er sei manchmal vielleicht zu ehrgeizig gewesen, sagt er heute mit dem Abstand der Jahre. Damit ist er wohl einigen in der ÖVP auf den Schlips getreten, dem einen oder der anderen ist er in der politischen Karriere wohl im Weg gestanden. Übrigens: Auch bei Eber kamen die ersten Hinweise zum Seiersberger Domizil aus der eigenen Partei, also aus der KPÖ.

"Eber von Medien fair behandelt"

Wie ging's Miedl als er die Schlagzeile zu KPÖ-Stadtrat Manfred Eber gelesen hat? "Zuerst musste ich schmunzeln, nicht schon wieder, hab ich mir gedacht." Einen Unterschied ortet er aber schon: "Ich hätte mir damals einen so fairen Umgang mit mir gewünscht, wie ihn die Woche und MeinBezirk.at Manfred Eber angedeihen haben lassen." Es seien ausschließlich Fakten veröffentlicht worden, es gab keine Vorverurteilung. "Ich sehe das als Verantwortung von Journalisten, dass es nicht eine solche Parteinahme gibt, wie das bei mir damals war." Er habe sich jedenfalls ein Stück weit mit Eber solidarisiert, könne nachvollziehen, wie es ihm geht. "Für mich war das damals eine sehr harte Zeit."

"Aufhören mit dem gegenseitigen Anpatzen"

Und wie sieht er die Grazer Stadtpolitik heute? "Ich beschäftige mich natürlich nach wie vor damit." Gerade im Verkehr sehe er positive Entwicklungen und umgesetzte Projekte, da baue man aber noch stark auf die Vorbereitung durch Siegfried Nagl auf. Schlusssatz: "Ich kann nur allen Parteien raten, mit dem gegenseitigen Anpatzen aufzuhören und sich in einen Wettbewerb der besten Ideen zu begeben. Nicht jede Idee ist schlecht, nur weil sie von einer anderen Partei kommt – und das sage ich als einer, der durchaus auch immer gern ausgeteilt hat."

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