Alles Fußball: Interview mit STFV-Präsident Wolfgang Bartosch

Die tollen Leistungen von Sturm, GAK, Kapfenberg und Hartberg machen Bartosch stolz: "Die Erfolge sind wichtig, damit junge Menschen zu den Vereinen kommen."
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  • hochgeladen von Christoph Hofer

Er rollt also wieder, der Ball im steirischen Fußball-Unterhaus. In sämtlichen Ligen geht es wieder heiß her, spannende Monate liegen vor uns, ehe Auf- und Absteiger bestimmt werden. Zur Einstimmung hat sich die WOCHE mit dem Präsidenten des Steirischen Fußballverbandes, Wolfgang Bartosch, zum großen Interview über Ligareform, Relegation und Jugendarbeit getroffen.

WOCHE: Herr Präsident, in der Bundesliga gibts wieder zwei Steirer-Klubs, dazu Kapfenberg in Liga zwei und einen wiedererstarkten GAK. Darf man zufrieden sein?
Wolfgang Bartosch: Auf jeden Fall. Wir brauchen Aushängeschilder im Fußball, vor allem für den Nachwuchs. Was Sturm mit dem Vizemeister- und Cup-Titel geleistet hat, war aller Ehren wert. Dass mit Hartberg ein zweiter weiß-grüner Verein ganz oben mitmischt, ist überraschend, aber in der neuen Zwölferliga sind zwei steirische Klubs durchaus angemessen. Ich hoffe darüber hinaus, dass auch der GAK den Weg in den Profifußball zurückfindet.

Dazu müssten die Rotjacken aus der Regionalliga, die oft als Sorgenkind bezeichnet wird, aufsteigen. Braucht die dritte Spielklasse eine Reform?
In der Regionalliga Mitte wurde einstimmig beschlossen, alles beizubehalten. Für uns Steirer sind die vielen Derbys toll. Entscheidend ist, dass es weiterhin Vereine gibt, die aufsteigen wollen.

Zumindest gibt es jetzt aus allen Regionalligen den Direktaufstieg in die zweite Liga ...
Das war eine Kompromisslösung von uns Landespräsidenten mit der Bundesliga: Dafür haben wir eingewilligt, dass die Amateur-Teams oben mitspielen können.

Jene Relegation, die nun also entfällt, gibt es aber seit einigen Jahren im steirischen Unterhaus. Hat sie sich bewährt?
Definitiv, die Relegation macht die Meisterschaft spannend, wir hatten gute Zuschauerzahlen bei den Entscheidungsspielen. Es gibt Gewinner, wie heuer Liebenau, aber auch Verlierer, wie Gösting.

Stichwort Grazer Vereine: Wa-rum tummeln sich mit Ausnahme von Sturm und GAK sämtliche Vereine der Murmetropole in den untersten Ligen?
Ich war selbst einmal Funktionär in Gösting und kenne die Problematik: Es gibt einfach wenig bis gar keine Sponsoren. Die Haupteinnahmen bei Klubs aus dem Umland werden mit der Kantine und Vereinsfesten gemacht. In Graz ist das nicht so einfach. Oft ist es fast nicht möglich, den Schiedsrichter zu bezahlen. Dafür haben die Vereine einen starken Zulauf im Jugendbereich und leisten tolle Arbeit in Sachen Integration.

Immer wieder hört man aber gerade bei Jugendspielen rassistische Kommentare. Wie steuert man da entgegen?
Gerade Eltern geraten oft aneinander, die Emotionen kochen über. Wir haben da aber unter anderem Integrationsbeauftragte im Verband, die Bewusstseinsbildung betreiben. Dazu arbeiten wir auch sehr gut mit der Antidiskriminierungsstelle zusammen.

Aktuell gibts drei Bundesliga-Schiedsrichter aus der grünen Mark in der höchsten Spielklasse. Ein guter Wert?
Die Ausbeute ist nicht sehr gut, aber zufriedenstellend. Es gibt aber auch einige Talente, die nachrücken könnten.

Gerade im Schiri-Bereich hört man oft von Problemem im Nachwuchs ...
Leider stimmt das. Es ist ganz schwer, neue, junge Schiedsrichter zu bekommen. Wir versuchen aber viel, sind in den Sozialen Medien aktiv, auch auf Universitäten und haben auch schon eigene Kino-Spots gemacht. Aktuell haben wir 330 Schiedsrichter im Erwachsenenbereich. Fakt ist aber, dass wir im Nachwuchsbereich nicht mehr jedes Spiel besetzen können. Dieses Problem ist aber kein steirisches, bis auf Wien trifft das jedes Bundesland. Es ist einfach ein herausfordernder, zeitintensiver Job mit Einsatzzeiten am Wochenende. Die Entschädigungen sind auch nicht hoch. Dazu kommen die Beschimpfungen von Spielern und Fans.

Vom Schiri- zum Kicker-Nachwuchs. Müssen wir uns in diesem Bereich Sorgen machen?
Aufgrund von geburtenschwacher Jahrgänge gibt es weniger Kinder, in Summe erfreuen sich aber, wie gesagt, vor allem die Vereine in Stadtnähe eines großen Zulaufes.Was auffällt: Spielgemeinschaften liegen richtig im Trend. Das ist auch gut so, vor allem, wenn kleinere Vereine nicht mehr alle Altersklassen besetzen können. Wir haben in Summe mehr als 1.000 Nachwuchs-Teams. Ausrufezeichen setzen neben Sturm und GAK aber auch andere Vereine wie JSV Ries-Kainbach mit 17 Jugendteams!

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im Frauenfußball?
Das Nationalteam ist natürlich top. Leider fehlt aber im Unterbau die Breite. Wir müssen mehr Mädels zum Fußball bringen, passend dazu gibts ja eine Frauenfußballstrategie 2023.

Sind Sie selbst auch als Fan in den Stadien unterwegs?
Immer wieder besuche ich spontan ausgewählte Spiele. Zuletzt war ich etwa beim Spiel GAK gegen Sturm Amateure.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Verbandes?
Den Fußball als Breitensport ausbauen, mehr Kinder dazubringen und auch die Bereiche Kleinfeld- und Seniorenfußball forcieren: Es gibt sehr viel zu tun.

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