Auch im Spitzensport
Frauen brauchen immer mehr als ein Talent
- Für Camilla Neumann gehört die Kombination aus Arbeit und Spitzensport zum Alltag.
- Foto: Brand Images
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Spitzensport heißt für Frauen in vielen Bereichen nicht einfach "nur" Training und Wettkampf, denn um den Sport betreiben zu können, braucht es oft auch einen "Brotberuf".
STEIERMARK. Vergleiche zwischen Männern und Frauen werden gerne und oft gezogen, vor allem rund um den 8. März, dem Weltfrauentag. Was dabei, vor allem in der Wirtschaft, oft zu hören ist, sind die Punkte Bezahlung und ungesehener Mehraufwand, beides Punkte, die auch im Spitzensport mehr als zutreffend sind. Denn in vielen Bereichen brauchen Frauen in der Steiermark mehr als ein Talent, um Spitzensport betreiben zu können. Wir haben uns drei Beispiele aus durchaus populären Sportarten angesehen, Basketballerin Camilla Neumann, Fußballerin Anna Wirnsberger und Radsportlerin Anna Kofler. Leben für den Sport hat für sie nochmal eine andere Tragweite, alle drei stehen neben Training und Wettkämpfen mit beiden Beinen im Berufsleben. Um wirklich vom Sport leben zu können, müssten sie in Ausland.
- Camilla Neumann muss auf dem Feld und im Job 100 Prozent geben.
- Foto: UBI / BK
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Die Forscherin unterm Basketballkorb
Camilla Neumann ist seit Jahren bei UBI Graz und auch im österreichischen Nationalteam gesetzt und erzielte im Vorjahr mit 355 Punkten die meisten in der Damen Basketball Superliga. Seit Jahren arbeitet sie neben dem Sport auch als Forscherin bei Joanneum Research, ihr Stundenausmaß dort beträgt momentan 85 Prozent, für sie das Maximum, das mit dem Sport momentan möglich sei. Neumann attestiert dem Frauensport eine gute Entwicklung, in den letzten Jahren sei viel gemacht worden. Trotzdem betont sie: "Ich glaube, so lange es so ist, dass man als Frau relativ schlecht vom Basketball leben kann und man es immer mit einer anderen Tätigkeit verbinden muss, nimmt das sofort etwas von der Professionalität heraus." Neumann meint, sie könnte vom Sport leben, wenn sie ins Ausland ginge, eine Frage bliebe dann aber trotzdem: "Was ist danach?"
- Befreit aufspielen: Wirnsberger erzählt, dass es seit dem Beginn ihre Lehrer auch auf dem Platz besser läuft.
- Foto: SturmTifo.com
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Zwölf Stunden Tage sind "normal"
Ähnlich auch die Situation bei Anna Wirnsberger. Die 19-jährige spielt für den SK Sturm in der Bundesliga sowie für das österreichische U19 Nationalteam. Dazu macht sie zeitgleich eine Lehre als Handeslkauffrau. Wirnsberger: "Es ist wichtig eine Ausbildung zu haben. Natürlich will ich im Sport weiterkommen, aber man weiß nie was im Leben passiert." Langweilig wird ihr bei der Kombination aus Lehre und Sport eigentlich nie, denn in der Früh geht es um 8.30 Uhr mit einem Frühtraining los, um 10 Uhr beginnt ihr Arbeitstag im Geschäft, der dann bis 18 Uhr dauert und um 18.30 steht dann das Abendtraining am Programm. Ihre "freien Tage" nimmt die Sturm Spielerin sich für internationale Spiele und Einsätze im Nationalteam, die Einberufung dazu können auch durchaus kurzfristig kommen, da brauche es auch beim Arbeitgeber viel entgegenkommen, wie die Grazerin erzählt. Der Traum vom Vollzeit-Profisport lebt momentan nur im Ausland.
- Anna Kofler steht auf der "Longlist" für die olympischen Spiele, ihr Fokus liegt vorerst auf heimischen Rennen.
- Foto: GEPA
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Training bei der Arbeit
Hin und wieder ist aber auch etwas Kreativität gefragt, wie das Beispiel von Anna Kofler, die auf der "Longlist" für Olympia in Paris steht, zeigt. Sie trainiert quasi bei der Arbeit, denn die Zeitfahrspezialistin verdient unter anderem als Fahrradkurierin ihr Geld. Dabei spult sie in einer Schicht bis zu 130 Kilometer ab, Kofler dazu: "Es hat auf jeden Fall eine große Grundlagenkomponente, auch wenn es natürlich kein Zeitfahr- oder Renntraining ist." Daneben arbeitet sie auch noch ein paar Stunden im Büro, in einer Fahrradwerkstatt und studiert im Master, ein ordentliches Pensum. Für Kofler, die zuvor vor allem Langstreckenrennen fuhr, ist es das erste Jahr im Straßen-Rennsport: "Ich schau einfach einmal, wie es wird."
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