Tischfußball - vom Kneipenspiel zum Leistungssport

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Wer hat sich denn noch nicht mit Freunden, Kollegen oder völlig Fremden beim Ausgehen einen Kampf um die Ehre am Wuzzler geboten? Dazu hier eine kurze Geschichte:

Das Bier fließt in Massen, das Licht ist gedimmt, die Augen brennen vom Rauch (okay seit 1. November vielleicht nicht mehr), aber umso lauter erschallen die inbrünstigen Kampfschreie geballter Männlichkeit rund um den Wuzzeltisch. Es wird darum gekämpft, wer die nächste Runde zahlt - aber jeder im Raum weiß, dass viel mehr auf dem Spiel steht. Es geht um die Ehre.
Der letzte Ball im Tisch, es geht wild zu. Vom Adrenalin getrieben wird an den Stangen gerissen, der Tisch verschoben. Es erklingen vorschnelle Laute des Jubels, der Ball fliegt wild durch den Tisch, gegen die Bande, an die Torstange, wieder zurück und durch die blitzschnelle Reaktion des Stürmers an den roten Figuren direkt ins Tor. Euphorie auf der einen Seite des Tisches - Kopfschütteln auf der anderen. Während sich das Verliererteam, die mit den blauen Figuren auf den Weg zur Bar machen um ihren Einsatz zu begleichen wird der nächste Euro auf die Tischplatte gelegt. Ein neues Team, eine neue Forderung.
Die Titelverteidiger an den Stangen mit den roten Figuren blicken Siegessicher in Richtung ihrer Gegner (oh Verzeihung: Gegnerinnen!). Mit leicht schadenfrohem Grinsen im Gesicht wird der Ball von den zwei kräftigen Männern ins Spiel gebracht. Schon auf der mittleren Reihe nimmt die Dame im Sturm ihnen den Ball ab *tick tack tick tack tick* gekonnt spielt sie den Ball auf die Stürmerreihe und versenkt ihn im Tor. Die ringsum versammelten Männer, die das Spiel gespannt verfolgen sind nicht ganz sicher ob es angebracht ist ihre Begeisterung zu zeigen und verbleiben stumm. Nächster Ball nächstes Glück. Voller Ehrgeiz versucht der Stürmer des rotes Teams den Ball irgendwie aufs Tor zu bringen - vergeblich. Mit beachtlicher Gelassenheit bringen die gegnerischen Spielerinnen den Ball immer wieder geschickt nach Vorne und die Bälle rauschen mit ordentlich Krach ins Tor.
5:0 für das Damenteam. Ein Teil der Zuseher versucht lautstark ihre Kumpanen zu motivieren, während sich der andere Teil bereits als Fans der Frauen kundmacht. Die Stimmung ist angespannt und die Männer sichtlich nervös. Es geht weiter. Der Ball kommt ins Spiel. Der Stürmer des roten Teams spielt sich den Ball durch - Tor. Die Menge tobt - die Gegnerinnen grinsen. Wie durch ein Wunder können die Herren ihren Rückstand aufholen. Ein Tor nach dem anderen. Nun steht es 5:5. Die Zuseher sind irritiert - was ist mit den anfangs so überlegenen Damen los? War das alles nur Glück? So hat es aber nicht ausgesehen.
Letzter Ball im Tisch. Der Stürmer spielt den Ball an der Mittelstange vorbei auf seine Stürmerreihe. Er verliert jedoch den Ball, die Nervosität steht ihm ins Gesicht geschrieben. Die gegnerische Verteidigerin ist im Ballbesitz. *tick tack tick tack tick - bumm* Sie schießt ihn mit voller Kraft von ganz hinten, vorbei an allen Reihen gezielt in die kurze Ecke des Tores. Die Zuseher rund um den Tisch trauen ihren Augen nicht - die Gegner blicken verduzt auf den Tisch. Die Damen klatschen ein und bieten den etwas geknickten Männern den Handschlag an: "Wir dachten uns, wir lassen euch ein wenig mitspielen, sonst macht es ja keinen Spaß - das Bier geht auf uns, schließlich wusstet ihr nicht worauf ihr euch einlasst!".

Ja - so kann es einem ergehen, wenn man gegen professionelle Tischfußballspielerinnen in ihrem Element antritt. Natürlich waren die Tore in der Geschichte nicht reines Glück. Dahinter steckt viel hartes Training. Zwar ist Tischfussball generell eher männerdominiert, aber in Österreich, vor allem in Graz, liegt der Sport ganz in den Händen der Frauen. Die Vorsitzende des TFBÖ (Tischfussballbund Österreich) ist die Grazerin Karen Scheuer. Gemeinsam mit ihrem Team versucht sie die offizielle Sportanerkennung von Tischfußball in Österreich zu erreichen und die dafür nötigen Voraussetzungen zu erfüllen. Auch im steirischen Landesverband, dem Tischfussballbund Steiermark mit der Präsidentin Julia Holler wird hart daran gearbeitet im Bundesland die Sportanerkennung zu erreichen. Der Fokus liegt hier ganz auf der Weiterentwicklung von Tischfußball im Breitensportbereich und der Nachwuchsförderung. Ebenfalls in Frauenhand befindet sich der TFC Hotshots. Es ist der älteste Tischfußballverein in Graz, welcher 2020 sein 15 - jähriges Jubiläum feiert. Im Verein wird viel Wert auf Talenteförderung gelegt. Ziel ist es so viele Begeisterte wie möglich an den österreichischen und internationalen Turnierbetrieb heranzuführen und die Spieler*innen auf ihrem Weg zu großen Erfolgen zu unterstützen. Dabei geht die Obfrau Marina Tabakovic mit gutem Vorbild voran. Die amtierende Weltmeisterin holte sich diesen Titel bereits drei mal. Sie verbucht zudem unzählige weitere Erfolge im internationalen Wettkampf - wie viele der Damen des TFC Hotshots, beispielsweise bei der European Chamionsleague oder mit dem Nationalteam.

Im Verein gibt es aber natürlich auch talentierte und erfolgreiche Herren. Gemeinsam wird regelmäßig trainiert: Schusstechniken, Pässe, Abwehrstellungen, Regelkunde, Mentaltraining und Fairplay sind nur einige wichtige Aspekte auf denen das Training basiert. Zudem braucht man Konzentration, Koordination, Reaktion und ein gutes Maß an Ballgefühl. Dabei darf natürlich der Spaß an der Sache nie verloren gehen. Dafür sorgen regelmäßige gemeinsame Aktivitäten, wie auch die jährliche Weihnachtsfeier bei dem sich die Vereinsmitglieder im Kegeln messen.

Willkommen sind beim Training des TFC Hotshots alle Tischfußballbegeisterten egal welcher Herkunft, welches Leistungsniveau, Geschlecht, oder Alter - hauptsache Spaß am Sport und ein bisschen Ehrgeiz. Training ist jeden Mittwoch und Sonntag ab 19;30 Uhr im Billardcafe Immervoll. Weitere Infos zum Verein und zu Tischfußball allgemein gibt es hier: www.tfc-hotshots.at und www.tfb-stmk.at sowie unter www.tfboe.org

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