„Wer die Tore macht, ist mir egal“

Prost! Am Zapfhahn hat Petri Matikainen durchaus Luft nach oben erkennen lassen – geschmeckt hat das Bier trotzdem. | Foto: geopho.com
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  • Prost! Am Zapfhahn hat Petri Matikainen durchaus Luft nach oben erkennen lassen – geschmeckt hat das Bier trotzdem.
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“Wer ist das?“ So richtig bekannt ist Petri Matikainen in Graz noch nicht – zumindest bei unserem Interviewtermin in der Gösser konnten noch nicht alle mit dem neuen 99ers-Coach etwas anfangen. In seiner finnischen Heimat ist er da schon um einiges populärer. Zweimal wurde er zum Trainer des Jahres gewählt, holte als „Co“ mit dem Suomi-Team 2011 den WM-Titel und war zuletzt Head-Coach beim KHL-Klub Omsk. Bei Gulasch und Bier sprach der sympathische Nordländer über seine ersten Eindrücke an der Mur, seine Philosphie und natürlich sein Team und die Ziele mit den 99ers.

WOCHE: Coach, Sie sind jetzt seit knapp drei Wochen in Graz – wie gefällt es Ihnen bei uns?

Petri Matikainen: Sehr gut. Hier atmet man praktisch mit jedem Schritt Geschichte. Und ihr Österreicher seid stolz auf eure Kultur und große Geschichte – das gefällt mir. Graz selbst ist eine wunderschöne Stadt, zumindest das, was ich bisher gesehen habe. Nur so eine richtige finnische Sauna fehlt mir etwas.

Aber wir haben auch Saunen ...

Ja, aber die kann man nicht wirklich mit unseren vergleichen (lacht). Ich meine so eine typische finnische Rauch-Sauna, wo ich mich anschließend in einen eiskalten See schmeißen kann – das liebe ich.

Kommen wir zum Sport: Sie haben mit nur 32 Jahren Ihre Profikarriere beendet – ist das nicht ziemlich früh?

Das stimmt. Aber irgendwann kommt bei jedem der Moment, wo du selbst weißt, dass es genug ist. Nach meinem Vertrag in Klagenfurt bin ich heim nach Finnland, hab kurz auf Angebote gewartet, aber da war nichts Interessantes dabei – in eine untere Liga wollte ich nie gehen, also hab ich aufgehört.

Ihre Trainerkarriere verlief bisher ja fast wie aus einem Bilderbuch. Nur bei Ihrer letzten Station in Omsk lief‘s nicht ganz nach Wunsch – kann man das so sagen?

Natürlich wäre ich gerne dort geblieben. Unsere Bilanz war ja nicht so schlecht, vor allem wenn man schaut, wo der Klub jetzt steht. Aber Russland ist von der Mentalität her anders. Die Entscheidungsträger sind sprunghaft – einmal heißt es so und am nächsten Tag ist alles anders. Nach der letzten Saison ist ein neuer Sportdirektor gekommen, viele Spieler wurden getauscht und naja, jetzt bin ich hier.

Was halten Sie vom Niveau der EBEL – vor allem im Vergleich zur KHL und der finnischen SM-Liga?

Die KHL ist in Europa außer Konkurrenz. Aber ich sehe die EBEL auf einem guten Weg. In Finnland ist vielleicht nur die Dichte an starken Teams noch größer – es gibt vor allem nicht so ein Budget-Gefälle wie hier.

Viele kritisieren die vielen Legionäre in der EBEL – in Ihrem Team stehen 13 Legionäre. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Die Regeln der Liga müssen andere festlegen, das ist nicht meine Aufgabe. Das Niveau der Liga ist jetzt wie gesagt sehr gut. Auf lange Sicht sind so viele Ausländer für das österreichische Eishockey aber natürlich nicht förderlich.

Und wie sehen Sie die Rolle der Österreicher in Ihrem Team?

Ehrlich. Mir ist es grundsätzlich egal, woher ein Spieler kommt, ob das ein Österreicher, Kanadier oder Slowene ist, spielt keine Rolle. Meine Österreicher im Team gefallen mir aber – alle haben viel Potenzial. Und auch bei den Jungen, die jetzt bei uns teilweise gespielt haben, sehe ich Licht. Sie müssen sich natürlich vor allem körperlich noch entwickeln. Aber in zwei, drei Jahren könnten sie das Team tragen.

Kritisiert wurden die 99ers in der Vergangenheit auch ob ihres harten Spielstils – nun haben auch Sie gesagt, dass sie das aggressive Spiel bevorzugen ...

Ja, aber aggressiv und tough hat nichts mit dummen Strafen wegen Stockschlägen oder dergleichen zu tun. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt – so etwas will ich nicht sehen.

Wie würden Sie Ihren Coaching-Stil also beschreiben?

Ich bin ein direkter, gerader Typ und das erwarte ich mir auch von meiner Mannschaft. Wir wollen einfach und gerade aufs Tor spielen. Wer die Tore und Punkte macht, ist mir da komplett egal – für mich sind alle Spieler gleich.

Eine Frage noch, was sind Ihre Ziele mit den 99ers?

Von Ansagen wie, wir müssen in die Top-Sechs oder so kommen, halte ich nichts. Die Saison war erfolgreich, wenn wir am Ende sagen können, dass jeder das Letzte gegeben hat – der Erfolg kommt dann von alleine. Ich brauche keine Spieler, die nur an ihren Paycheck denken. Jeder hier ist verpflichtet, alles für das Team zu geben – das versuche ich gerade, den Jungs zu verinnerlichen.

STECKBRIEF:

Petri Matikainen
Geboren: 17. 1. 1967 in Savonlinna (Finnland)
Hat drei Kinder (24, 23, 20) und ist mit Mia verheiratet.
Lieblingsteams: Boston Bruins, Espoo Blues
Mag: In einer Bar sitzen, sich mit Freunden unterhalten und dazu einen guten Wein oder ein Bier trinken.
Mag nicht: Unehrliche Menschen, die hinter dem Rücken lästern.

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