Plabutschtunnel sorgt für "dicke Luft"

- Sorgen die ungefilterten Abgase aus dem Plabutschtunnel für die schlechte Luftgüte im Grazer Westen?
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Sorgen ungefilterte Abgase aus dem Plabutschtunnel für mehr kranke Kinder im Grazer Westen?
Täglich rollen im Schnitt 30.000 Fahrzeuge durch den Plabutschtunnel, an Spitzentagen bis zu 40.000. Ihre Abgase kommen völlig ungefiltert aus dem Tunnel - an den beiden Portalen sowie über zwei Abluftschächte, die auf dem Buchkogel und dem Plabutsch als große Schornsteine aus der Erde ragen. Besorgte Bürger schlagen nun Alarm.
"Mehrere Leute in meinem Bekanntenkreis und von ihnen vor allem Kinder klagen besonders im Winter über einen fürchterlichen Reizhusten. Das geht bei den Kindern bis zu Erstickungsanfällen", erzählt Herbert Kienreich aus Wetzelsdorf. Schuld daran seien die Schlote, durch die die Abgase auf dem Bergrücken ungefiltert ausgeblasen und anschließend von den häufigen Fallwinden auf dem Plabutsch direkt in die Bezirke Wetzelsdorf, Eggenberg und Gösting getragen würden.
Diese Theorie stützt der Strömungstechniker Josef Korber. "Für mich ist das leicht nachvollziehbar. Der Wind bläst die Partikel vom Berg direkt in die Eggenberger Bucht, die sich aus den geografischen Gegebenheiten ergibt. Dort entsteht dann eine Drehbewegung, die diese Feinststaubpartikel, die deutlich kleiner sind als der viel diskutierte "normale" Feinstaub, in diesen drei Bezirken enorm konzentriert." Besonders gefährlich an diesen Partikeln ist, dass sie "lungengängig" sind - das heißt, sie sind zu klein für die menschlichen Filtersysteme der Atmung und dringen bis ins Körperinnere vor. "Dass die Kinder dann zu husten beginnen, ist keine Überraschung."
Auf Anfrage der WOCHE bestätigten mehrere ârzte in den betroffenen Bezirken eine Häufung von vor allem jungen Patienten mit Reizhusten. Auch ârztekammerpräsident Wolfgang Routil, der in Wetzelsdorf seine Praxis als Allgemeinmediziner hat, sieht diese Tendenzen: "Ich habe auffallend viele Fälle gehabt, bei denen ich Infektionen oder Allergien als Ursache für den Reizhusten ausschließen konnte. Allerdings fehlen für eine fundierte Aussage wissenschaftliche Zahlen. Der Feinstaub könnte aber die Ursache dafür sein."
Nun fordern die besorgten Bürger erneut den Einbau eines Filtersystems. "Das wurde uns bei der Inbetriebnahme im Jahr 1987 versprochen, aber nicht eingehalten", ärgert sich Kienreich. Die Asfinag sieht für den Einbau allerdings keinen Grund. "Der Großteil geht durch die Sogwirkung über die Portale hinaus. Unsere Studien haben überdies gezeigt, dass Abgase und Staub in ausreichender Höhe austreten, sodass sich die Partikel auch ohne Filter gut in der Atmosphäre verteilen", sagt Asfinag-Sprecher Volker Höferl.
Drei Fragen an Dietmar Öttl, Sachverständiger für Luftreinhaltung im Referat für Luftgüte des Landes Steiermark:
Wo gibt es die höchste Konzentration an Abgasen durch den Plabutschtunnel?
An den Portalen. Der Verkehr erzeugt einen Sog in Fahrtrichtung.
Sind die Abluftschächte an der schlechten Luft im Grazer Westen schuld?
Nein. Die Konzentration der austretenden Gase ist zu gering.
Was können Anrainer tun?
So zynisch es klingt: Mit Öffis fahren und unnötige Autofahrten vermeiden.
Das sagen die Bürger im Grazer Westen:
Marianne Fink (68), Wetzelsdorf:
"Seit zehn Jahren gehe ich täglich circa drei Stunden spazieren. Seit drei Jahren habe ich plötzlich ständig Probleme mit den Bronchien."
Heinz Riedl (63),
Wetzelsdorf:
"Statt eine Umweltzone einzuführen, um die Abgase zu reduzieren, sollten wir einfach den Ausstoß von täglich 30.000 Fahrzeugen im Plabutsch filtern!"
Barbara Brodtrager (43), Eggenberg:
"Als mein Sohn klein war, litt er an Pseudokrupp. In der Spielgruppe ist mir dann aufgefallen, dass im Winter sehr viele Kinder diesen Husten haben."
Autor: klaus.krainer@woche.at
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