Das Lebensgefühl hinter dem Produkt

Mit dem Bio-Bauern am Bauernmarkt: Bernhard Gogg (r.) und WOCHE-Redakteur Max Daublebsky mit Nicole Neuhold vom „Rossian“ am Kaiser-Josef-Platz. | Foto: Prontolux
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  • Mit dem Bio-Bauern am Bauernmarkt: Bernhard Gogg (r.) und WOCHE-Redakteur Max Daublebsky mit Nicole Neuhold vom „Rossian“ am Kaiser-Josef-Platz.
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In 20 Jahren bei „Anton Paar“ vom Maschinenschlosser zum Projektmanager aufgestiegen, erfüllte sich Bernhard Gogg 2009 mit dem Umstieg in die Landwirtschaft einen Traum: Seitdem arbeitet er als Vollerwerbslandwirt in Zettling, wo er den „Grazer Krauthäuptel“ anbaut.
Beim „WOCHE Business Lunch“ erzählt der Bauer, warum man dabei Idealist sein sollte, welche Vorteile die Nähe zur Stadt bringt und warum er auf Bio setzt.

WOCHE: Sie waren vor Ihrer Selbstständigkeit schon Nebenerwerbsbauer. Was braucht man, um ausschließlich von einer Landwirtschaft leben zu können?
Bernhard Gogg: Wenn man keinen Idealismus hat, sollte man es besser bleiben lassen. Ich habe früher deutlich mehr verdient – ohne Risiko. Das Um und Auf ist aber das Verkaufen. Viele Landwirte haben das verlernt. Wir vertreiben unsere Produkte direkt und fungieren selbst als Händler. Egal, was man verkauft: Im Endeffekt geht es immer um die Geschichte hinter dem Produkt – man verkauft ein Lebensgefühl. Wir machen das aber nicht wegen des Geldes. Bio-Bauer zu sein ist eine Lebenseinstellung.

Welche Rolle spielen Fördergelder für Sie als Bauer?
Die Fördermittel machen nicht einmal ein Prozent meines Umsatzes aus. Natürlich nehmen wir das Geld gerne und tun auch etwas dafür, es zu bekommen. Wir schauen auf Bio-Diversität und Nachhaltigkeit und das wird bis zu einem gewissen Grad auch gefördert.

Der Großraum Graz ist eine der größten Agrar-Regionen in der Steiermark. Welche Vorteile bringt die Nähe zur Stadt?
Ein großer Vorteil ist, dass das Grazer Becken flach ist. Und Graz ist klarerweise ein großer Markt. Spar ist etwa ein wichtiger Kunde von mir, der ernom auf Regionalität setzt. Da ist es natürlich gut, nicht zu weit weg zu sein.

Sie haben bis 2009 erfolgreich für ein großes Unternehmen gearbeitet – warum haben Sie sich trotzdem für den Umstieg entschieden?
Wenn man Ende 30 ist, fragt man nach dem Sinn des Lebens und der kann nicht sein, dass ich ständig für jemand anderen Geld verdiene. Es geht darum, was bleibt. Die Arbeit ist sehr erdend und es ist ein schönes Gefühl, zu ernten, was herangewachsen ist.

Gleichzeitig haben Sie beschlossen, Ihre Landwirtschaft biologisch zu betreiben.
Ich habe angefangen, mich bewusster zu ernähren, Sport zu betreiben und immer mehr Bioprodukte gekauft. Ich habe begonnen, mich selbst zu hinterfragen und habe mir überlegt, wie ich weiterleben will, wie es mit der Umwelt weitergehen soll und was ich meinen Kindern weitergebe. Eigentlich war es dann schnell klar, dass es biologisch wird.

In den letzten Jahren legen auch immer mehr Konsumenten Wert auf Bio-Produkte.
Ich glaube, die Menschen kommen drauf, dass die Produkte länger frisch und außerdem intensiver im Geschmack und in der Struktur sind. Und es fühlt sich einfach gut an, wenn man weiß, dass man etwas getan hat, dass der Umwelt gut tut.

Sie erkennen also ein Umdenken in der Gesellschaft?
Genau. Vor allem im Alter zwischen 30 und 50. Mein Vater sieht zwar, dass man es gut verkaufen kann und dass die Qualität stimmt, trotzdem tut er sich schwer damit. Der heutigen Mittelschicht und auch den Studenten geht es aber nicht mehr in erster Linie darum, wenig für ihre Lebensmittel auszugeben. Die Qualität wird immer wichtiger.

Bernhard Gogg

Geboren am 6. März 1972 in Unterpremstätten.
Vater von zwei Töchtern, 18 und 15 Jahre alt.
Ausbildung zum Maschinenschlosser bei „Anton Paar“.
Danach fast 20 Jahre im Unternehmen.
Seit 2009 Vollerwerbsbauer am „Bio-Hof Dudelweber“ in Zettling im Süden von Graz.
Hat sich so einen Bubentraum erfüllt.
Schätzt an seinem Beruf, „die Triebkraft der Natur zu unterstützen“.
Setzt auch abseits seines eigenen Betriebes auf Produkte aus biologischem Anbau: „Ich versuche, alles Bio zu kaufen.“
Sündigt aber, wenn es sich nicht vermeiden lässt, bei Energy Drinks, Bier und Kleidung.
Legt als Chef Wert darauf, wertschätzend zu sein und seinen Mitarbeitern ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen.

Bio-Hof Dudelweber

30 Hektar Ackerfläche werden nach bio-dynamischer Wirtschaftsweise bewirtschaftet.
Neben dem „Grazer Krauthäuptel“ werden noch andere Salate, Fenchel, Rote Rüben, Sellerie und Hokkaido-Kürbisse angebaut.
Die Produkte werden u. a. direkt an eine große Supermarktkette geliefert.
Adresse: Alte Dorfstraße 94, 8141 Zettling.
www.biohof-dudelweber.at

Gast und Wirtschaft

Rossian am Kaiser-Josef-Platz
Kaiser-Josef-Platz, Stand 6-8
8010 Graz
Tel.: 0680/31 31 494
www.rossian.cc
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 7 bis 22 Uhr und samstags von 7 bis 15 Uhr.
Beschreibung: Das Rossian bietet abwechslungsreiche Küche mit Einflüssen aller Kontinente – und das zwischen Obst- und Gemüseständen am wohl beliebtesten Bauernmarkt der Stadt, auf dem auch viele der Zutaten gekauft werden.

Das Essen:
Bernhard Gogg und die WOCHE entschieden sich auf der täglich wechselnden Karte für "Indisches Hendl nach Monty Pythons" mit Mango und Basmati Reis um jeweils 7,90 Euro.
Die WOCHE meint: Eine interessante Kombination die schmeckt und dank einer großzügigen Portion auch satt macht. Mindestens genauso gut wie das Essen ist aber die tolle Atmosphäre – vor allem während der Marktzeiten macht es einfach Spaß, dem Treiben am Platz zuzuschauen.

Mit dem Bio-Bauern am Bauernmarkt: Bernhard Gogg (r.) und WOCHE-Redakteur Max Daublebsky mit Nicole Neuhold vom „Rossian“ am Kaiser-Josef-Platz. | Foto: Prontolux
Viele Bio-Zutaten und einen interessanten Essens-Mix gibt es im Rossian zu fairen Preisen. | Foto: KK
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