Die Angst vor der großen "Lehr-Leere"
Gute Fachkräfte fehlen ganz stark auch in der Stadthotellerie: Philipp Florian hofft auf eine Imagekorrektur.
Fachkräftemangel hier, Fachkräftemangel da: Ganz egal, mit welchen Branchenvertretern man in Österreich spricht, überall scheinen die Probleme ähnlich gelagert zu sein, und das nicht erst seit der Corona. "Die Krise war aber nicht der Grund, sondern eher der Beschleuniger des Mangels an geeigneten Fachkräften", stellt Philipp Florian, seines Zeichens Geschäftsführer vom Parkhotel Graz, klar. Als Hotel- und Restaurantbetrieb ist er sozusagen mittendrin statt nur dabei, wenn es um die händeringende Suche nach Lehrkräften geht.
"Wir haben noch ein bisschen mehr Glück als andere, weil unser Hotel in einem großen Ballungsraum liegt. Aber natürlich merken wir seit Jahren, dass die Anzahl an Personen, die sich für eine Lehre in unserem Segment entscheiden, sinkt."
Das Image als Problem
Für jene jungen Damen und Herren, die sich dennoch für einen Lehrberuf entscheiden, bricht Florian eine Lanze. "Die Lehrlinge sind auf keinen Fall schlechter als früher, es gibt halt leider nur weniger." Als Parkhotel die Flinte ins Korn zu werfen, kam für ihn nie in Frage. "Jeder braucht die Lehrlinge, aber keiner will sie ausbilden. Wir bilden aber definitiv auch in Zukunft Lehrlinge aus. Wenn es überhaupt keine Betriebe mehr gibt, die das machen, wird uns das irgendwann auf den Kopf fallen."
Ein Problem sei heute noch immer das negative Image. "Wenn die Jungen hören, dass sie gescheiter studieren gehen sollen, ist das natürlich nicht förderlich. Dabei kann man als Lehrling und Fachkraft auch gutes Geld verdienen. Wenn alle ein Studium beginnen, verlieren wir ganze Gewerke und Branchen, weil es niemanden mehr gibt, der anpacken kann", malt Hotelier Florian ein düsteres Zukunftsbild.
Die Rolle der Eltern
Freilich müsse man als Unternehmen auch selbst seine Hausaufgaben machen und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. "Es gibt ja verschiedene Aktionen, wie etwa die Möglichkeit, dass Interessierte zum Schnuppern kommen können", sagt Florian. Für ihn steht jedenfalls fest, dass auch die Eltern eine immens wichtige Rolle spielen. "In diesem Alter entscheiden sehr oft die Eltern, wo die berufliche Reise der Kinder hingeht."
Tolle Zusatzausbildung
Vor einigen Jahren hat Florian gemeinsam mit dem WIFI Steiermark auch eine eigene Lehrlingsakademie konzipiert. "Das ist eine Zusatzausbildung, die wir unseren Lehrlingen anbieten. Dabei geht es um ganz andere Inhalte, wie etwa Rollenverständnis, Teambuilding und Verantwortung. In den letzten Jahren hat das die Lehrlinge extrem zusammengeschweißt, viele sind Freunde geworden." Aufgrund der Coronakrise musste die Akademie zuletzt pausieren, "wir werden das aber in Zukunft weiterverfolgen", sagt Florian, in dessen Betrieb derzeit zehn Lehrlinge (Küche, Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau) ausgebildet werden.
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