Innovation
Grazer Radar gegen Klimakrise
Der Grazer Green-Tech-Cluster zeigt Betrieben per Grafik den Weg in die Klimaneutralität. Das Interesse ist groß.
Klimaneutralität ist in aller Munde. Aber um die Emissionen zu reduzieren, müssen nicht nur Kurzstreckenflüge dran glauben, sondern auch Unternehmen ihre Produktion umstellen. Der in Graz sitzende ThinkTank "Green Tech Cluster" hat dazu einige Ideen. In dreimonatiger Arbeit hat man mit Joanneum Research ein "Green Radar" aufgestellt, das Betrieben zur Klimaneutralität verhelfen soll. Die Grafik ist sozusagen ein Wegweiser durch Technologien, mit denen sich Emissionen reduzieren lassen. Gelistet ist sowohl aktuell als auch möglicherweise zukünftig Verfügbares. "Das ist ein bisschen wie Kaffeesud lesen, aber wir haben uns die besten Expertenabschätzungen eingeholt", sagt Bernhard Puttinger, Leiter des Projekts. Zu lesen ist das Green Radar von innen nach außen: Je näher eine Technologie am Zentrum steht, desto eher ist sie schon verfügbar.
Klimabilanz ist kein Hexenwerk
Alles beginnt mit dem Status quo: Bevor das Radar zur Anwendung kommt, muss das Unternehmen eine Klimabilanz ziehen. "Das ist heutzutage kein Hexenwerk mehr", sagt Puttinger. Apropos Klimabilanz: Hier kann er auch gleich einen verbreiteten Mythos auflösen: Trotz gegenteiliger Annahmen macht der Transport gar nicht immer den Löwenanteil der Emissionen eines Betriebes aus.
Bei der Erzeugung von Stahl und Zement brauche es etwa sehr hohe Temperaturen, um das Material in die gewünschte Form zu bringen. Da sei es dann schon fast egal, ob Rohmaterial aus China hergebracht werde oder nicht: "Der Transport bewegt sich dann im einstelligen Prozentbereich der Gesamtemissionen." Ist die Klimabilanz einmal erledigt, bleiben zwei Möglichkeiten, um emissionsneutral zu werden: Reduktion oder Kompensation. Hier kommt das Radar zum Einsatz: Im Falle der Stahlproduktion sind zum Beispiel die darauf abgebildeten technologischen Entwicklungen im Produktionsbereich entscheidend. Grüner Wasserstoff gilt hier als langfristige Lösung. Gerade der steht am Radar aber noch ganz außen.
Der Druck steigt
Radar-Grafik schön und gut, doch lässt sich damit vermeiden, dass Unternehmen Klimaschutz nur zum Schein betreiben? "Green Washing" werde in Zukunft sowieso immer schwieriger werden, prophezeit Puttinger. "CO2-Zertifikate, mit denen ich mich von Emissionen freikaufen kann, werden zunehmend teurer und sind keine Lösung mehr." Zudem werden die Endkonsumenten immer kritischer und lassen sich nicht mehr einfach durch die Erwähnung von "Nachhaltigkeit" an der Nase herumführen.
"Zwar gibt es noch kein CO2-Label auf Produkten wie das Energiepickerl beim Kühlschrank, aber das wird in Zukunft kommen", sagt Puttinger. "Der Druck in den Lieferketten steigt." Sein Resümee: Um Klimaneutralität komme man nicht mehr herum. Das scheinen auch die steirischen Betriebe zu spüren: Rund 60 haben sich schon für den Workshop zum Green Radar am 29. Juni angemeldet.
Mehr Information:
Einen Blick in das Green Radar werfen und sich direkt zum Webinar anmelden, kann man online: greentech.at/klimaneutrale-unternehmen
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