Business-Lunch
Josef Sorger über das Traditionsgeschäft "Nussbaumer"

Wie übernimmt man ein Traditionsgeschäft, das seit mehr als hundert Jahren besteht? Beim Business-Lunch in der Herzl Weinstube mit Josef Sorger und MeinBezirk-Redakteur Andreas Strick (1. u. 2. v.l.) gibt's die Antworten. | Foto: Konstantinov
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  • Wie übernimmt man ein Traditionsgeschäft, das seit mehr als hundert Jahren besteht? Beim Business-Lunch in der Herzl Weinstube mit Josef Sorger und MeinBezirk-Redakteur Andreas Strick (1. u. 2. v.l.) gibt's die Antworten.
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Josef Sorger steht seit 2016 hinter der Theke des Traditionsgeschäfts "Nussbaumer". Worauf es ihm beim delikatem Essen ankommt, hat er beim Business-Lunch in der Herzl Weinstube verraten.

GRAZ. Viele Grazerinnen und Grazer kennen und schätzen das Delikatessengeschäft Nussbaumer in der Paradeisgasse. Hinter der Theke des Traditionsunternehmens, welches seit 1903 existiert, steht aber nicht mehr Herr Nussbaumer, sondern Josef Sorger, der gemeinsam mit seiner Frau Maria das Geschäft 2016 übernommen hat. Beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at verrät er, worauf er bei seinen Delikatessen wert legt und warum kleine Geschäfte so wichtig sind.

  • Herr Sorger, Wie haben Sie die Übernahme eines Traditionsgeschäfts erlebt? 

Josef Sorger: Ich habe ja 40 Jahre nicht in Europa gearbeitet, aber es war immer mein Wunsch nach Österreich zurückzukommen. Für mich war die Übernahme vom "Nussbaumer" die beste Re-Integration. Die Übergabe ging fließend, Herr Nussbaumer hat am 31. Mai zugesperrt und ich habe am 1. Juni wieder aufgesperrt. Nach der Hotellerie war es schon eine Umstellung zum Hands-On-Arbeiten, aber wir haben uns langsam hineingearbeitet auch mit Unterstützung von Herrn Nussbaumer. Schließlich galt es ja viele Stammkundinnen und -kunden kennenzulernen zu betreuen.

  • Wie haben die so reagiert?

Vielleicht war da der eine oder andere, der gesagt hat: Jetzt wo der Nussbaumer das Geschäft nicht mehr betreibt, komme ich nicht mehr. Aber bewusst hätten wir das nicht gemerkt. Wir haben auch den Namen nicht geändert, aber langsam unsere eigene Note eingebracht und das Geschäft ein bisschen aufgebessert. Da kam meiner Frau und mir unsere Erfahrung in Bezug auf Service und Customer Relations und unser internationales Wissen zugute. Dadurch haben wir viele neue Kundinnen und Kunden dazu gewonnen. Ich höre sehr oft: "Gott sei Dank gibt es euch noch!"

  • Wie gehen Sie an die Betreuung Ihrer Kunden heran?

Für uns ist wichtig, dass der Einkauf nicht nur ein Austausch, sondern eine Erfahrung sein soll, daher legen wir großen Wert auf Beratung und auf die Präsentation unserer Produkte. Ich finde das zeichnet so kleine Geschäfte auch aus, und hoffe, dass die Menschen uns auch weiterhin unterstützen. Zu Anfang bestand unsere Kundschaft aus Personen im Alter von 50 Jahren und aufwärts. Jetzt merken wir, dass auch vermehrt junge Familien sehr bewusst einkaufen und zu uns kommen. 

  • Was muss man als Betreiber eines Delikatessengeschäft mitbringen?

Ich glaube eine Liebe zum guten Essen muss man schon mitbringen. Auch die Einstellung muss immer auf das Produkt und den Kunden bezogen sein. Ich habe mich ja nach der Übernahme auch auf der Käse-und Fleisch-Seite weitergebildet und den Käse-Sommelier gemacht. Meine Frau kümmert sich mehr um Kommunikation und die Website. Wir haben einen Online Shop kreiert und natürlich unser Personal entsprechend geschult, wie wir unsere Kunden betreuen. Da braucht es auch den Blick über Graz und Österreich hinaus. 

  • Das spiegelt sich dann auch in der Auswahl Ihrer Produkte wider? 

Ja, da versuchen immer eine Nische finden. Wir möchten unsere Kunden ja auch überraschen, indem wir Produkte anbieten, die nicht jeder im Sortiment hat. Wir beziehen viele Produkte von lokalen Händlern aber auch aus Frankreich, Italien, Norwegen oder der Schweiz. Erzeuger vom regionalen Markt haben ja auch oft die Produktion für größere Mengen nicht. 

  • Wie wichtig sind Ihnen der Lokalaugenschein bei Ihren Partnern und Produkten?

Wir fahren regelmäßig auf dem Markt nach Italien. Da haben wir unsere Anlaufstellen. Insbesondere durch Corona haben wir aber auch bestimmte Lieferarrangements durch Online-Bestellungen kompensiert. Es hilft natürlich, wenn man zuvor ein großes Netzwerk aufgebaut hat, das kommt einem dann zugute.

  • Wie gestaltet sich Ihr Angebot genau?

Man kann bei uns vorwiegend Fleisch und Käse als Platten oder am Stück bestellen. Bei ersterem offerieren wir Sortimente von vier bis 20 Personen. Auch eine Auswahl an guten Weinen haben wir im Sortiment. Zu besonderen Anlässen, wie Weihnachten oder Ostern, adaptieren wir unser Angebot entsprechend. 

  • Was zeichnet eine gute Delikatessenplatte aus?

Bei Fleisch stellt man eine Auswahl aus ein bisschen etwas Gekochtem, ein bisschen Wurst oder bisschen Rohfleisch zusammen. Bei einer Käseplatte fängt man mit einem leichteren Käse an und dann kommen auch noch Ziegenkäse, Schafskäse bis zum Blauschimmel dazu. So eine Platte sieht halt aber auch erst ab mehreren Personen richtig gut aus, da für zwei Personen oft die Menge zu gering ist für eine schöne Gestaltung. Das versuche ich meinen Kunden aber auch immer zu erklären.

  • Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Ich bin ja jetzt schon 66 Jahre alt und stehe momentan fünf Tage die Woche im Geschäft. Natürlich möchte ich das nicht endlos weiter machen. Bei uns wird es auch keinen Familiennachfolger geben, wir haben den "Nussbaumer" zum Verkauf ausgeschrieben. Ich möchte sagen, ein junges Ehepaar kann gut von diesem Geschäft leben.

Von der weiten Welt zurück in die Steiermark: Mit der Übernahme des Delikatessengeschäft Nussbaumer hat sich Josef Sorger einen Herzenswunsch erfüllt. | Foto: Konstantinov
  • Von der weiten Welt zurück in die Steiermark: Mit der Übernahme des Delikatessengeschäft Nussbaumer hat sich Josef Sorger einen Herzenswunsch erfüllt.
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Steckbrief: Josef Sorger

Der aus der Ost-Steiermark stammende Josef Sorger ist gelernter Koch und besuchte die Hotelfachschule in Gleichenberg. Seine Funktion als Hotelmanager führte ihn anschließend in die ganze Welt, vom Nahen Osten über Indonesien bis nach Australien. Seinen Wunsch wieder in die Steiermark zurückzukehren, hat er sich gemeinsam mit seiner Frau Maria erfüllt, als beide das Delikatessengeschäft Nussbaumer übernommen haben. Auch privat schätzt Sorger die gute Küche, insbesondere, wenn es um die Verpflegung von Gästen geht.

Steirische Küche mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es in der Herzl Weinstube. | Foto: MeinBezirk.at
  • Steirische Küche mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es in der Herzl Weinstube.
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Uriges Feeling in der Herzl Weinstube

Prokopigasse 12/Mehlplatz, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 24 Uhr (Küche 10 bis 22 Uhr)
Tel.:0316/82 43 00
Web: www.dieherzl.at
Mail:office@dieherzl.at

Beschreibung: Etwas versteckt am Mehlplatz präsentiert sich die Herzl Weinstube als ursteirisches Gasthaus, welches schon seit fast hundert Jahren in der Grazer Innenstadt existiert. Nicht nur der charmante bauliche Charakter lässt das Grazer Altstadt-Feeling so richtig erleben, auch die Küche entspricht dem Geist des Hauses. Die umfangreiche Speisekarte nebst Menü erlaubt es sich so richtig durch die steirische Kulinarik zu kosten. An den Wochenenden empfehlen wir vorab eine Reservierung vorzunehmen.

Das sagt MeinBezirk: Ob Vogerlsalat, Forellen-Filet oder das Menü mit Schweinerücken vom Grill: Jedes Gericht besticht durch seine frischen Zutaten und großartige Zubereitung. Dem Fazit von Josef Sorger, dessen Weg ihn des Öfteren in die Herzl Weinstube führt, können wir nur vollauf zustimmen. Längst kein Geheimtipp mehr verspricht die Herzl Weinstube steirische Küche vom feinsten. Da dürfte auch für jeden noch eine kleine Überraschung dabei sein.

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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