Selbstfahrende Autos – Testphase in Graz startet

Automatisierte Autos werden die Zukunft sein, meinen TU-Vizerektor Horst Bischof und Infrastrukturminister Jörg Leichtfried. | Foto: bmvit
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Das Auto fährt selbst, der Fahrer sitzt und kann seine Zeit anderen Dingen widmen. "Der Nutzer soll das Gefühl haben, als ob er mit dem iPhone oder iPad vor seinem Schreibtisch sitzt", beschreibt Horst Bischof, Vizerektor der TU Graz, das Fahrgefühl mit einem selbstfahrenden Fahrzeug. Bis 2030 schätzt er, werden automatisierte Fahrzeuge fast überall sein.

Steiermark als Vorreiter

AVL List, Magna Steyr, Joanneum Research, das Kompetenzzentrum "Virtual Vehicle" und die TU Graz nehmen daher nun gemeinsam eine Vorreiterrolle ein. Sie alle sind Projektpartner des "ALP.Lab". Dieses soll Europas vielfältigste Testumgebung für selbstfahrende Autos werden. "Vor nicht einmal einem halben Jahr hatten wir die erste Testfahrt auf einer österreichischen Straße. Jetzt schaffen wir hier in Graz bzw. der Steiermark etwas, was es so nur einmal in Europa gibt. Im ALP.Lab können österreichische Automobil- und Zulieferbetriebe ihr Know-How um selbstfahrende Autos weiter ausbauen", sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried bei der Präsentation auf dem TU-Gelände.
5,6 Millionen Euro an Förderung sind seitens des Ministeriums bereits an das ALP.Lab zugesagt. "Die Frage, ob selbstfahrende Autos kommen werden, ist wie die Frage, ob die Sonne wieder aufgeht", meint Leichtfried.

Tests auf Autobahnen und Grazer Kärntnerstraße

Zu den Heausforderungen zählt, dass automatisierte Autos in jeder Alltagssituation funktionieren müssen. "Bei jeder Wetterlage, im Tunnel, all das muss getestet werden", sagt Bischof. Dazu gibt es eine Asfinag-Teststrecke auf der A2 zwischen Graz-West und der Laßnitzhöhe und zwischen St. Michael und der Grenze zu Slowenien. "Wir beginnen mit Tests auf den Autobahnen, nächstes Jahr folgt auch das Grazer Stadtgebiet", so Bischof. Auf der Kärntnerstraße sollen Probefahrten bei regulärem Verkehrsbetrieb durchgeführt werden. Auch der Red Bull Ring wird in den Wintermonaten für Tests zur Verfügung stehen.

BMW und Audi wollen Tests

Vier Alleinstellungsmerkmale hätte das ALP.Lab laut dem TU-Vizerektor. Einerseits würde im Gegensatz zu deutschen Testregionen auch stärker in Tunneln oder Gebirge getestet werden, man will auch für eine digitale Durchgängigkeit sorgen – "Daten sind das Wesentliche". Drittens würde man die rechtlichen Rahmenbedingungen stellen. "Wir kümmern uns um den Datenschutz und die rechtlichen Verordnungen, damit wir einen Mehrwert für ausländische Unternehmen schaffen." So haben bereits große Firmen wie BMW und Audi für Tests unterschrieben. "Und zusätzlich ist mit der Asfinag auch ein Straßenbetreiber direkt im Konsortium dabei. Das gehört auch zu unseren Alleinstellungsmerkmalen", freut sich Bischof.

Analyse der Fahrzeugumgebung

Helmut List, CEO AVL List, sieht in dem Projekt eine gute Möglichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen und meint: "AVL testet moderne Fahrassistenzsysteme und benötigt dafür eine adäquate Testumgebung, um die Straßen deutlich sicherer zu machen und für guten Fahrkomfort zu sorgen." Auch Dieter Althaus, Vizepräsident Magna Europe freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem ALP.Lab: "Um den Anspruch von Magna Steyr als Gesamtfahrzeugentwickler gerecht zu werden, ist die Integration von hoch- und vollautomatisierten Fahrfunktionen und die gesamtheitliche Erfassung von Verkehrssituationen essentiell. Durch eine hochgenaue Karte, die Umgebungsdaten in Echtzeit analysiert und darstellt, können wir zuverlässige automatisierte Fahrzeuge entwickeln."

Offene Fragen

Prognosen gehen von einem stärkeren Gebrauch automatisierter Fahrzeuge bis 2020/21 aus. "Ich glaube an 2030. Die Mentalität zu automatisiertem Fahren ist in unseren Breiten noch nciht so stark wie etwa in China", erklärt Horst Bischof. Doch auch 2030 ist nicht mehr weit. Fragen, die bis dahin sicher noch für Gesprächsstoff sorgen werden, sind jene der Verantwortlichkeit bei Schadenersatz- oder Versicherungsfällen.

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