Business-Lunch
Tradition bewahren und weiterentwickeln

Alles steirisch: Volkskultur Steiermark-Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp beim Business-Lunch im "Stainzerbauer" mit Redakteurin Antonia Unterholzer.   | Foto: Brand Images
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Tradition als einen wichtigen Kern unserer Gesellschaft behutsam zu bewahren, aber auch weiterzuentwickeln ist der Anspruch von Volkskultur Steiermark-Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp. Beim Business-Lunch im "Stainzerbauer" hat der Grazer mit "MeinBezirk.at" über Tracht, Ehrenamt und das Aufsteirern gesprochen. 

GRAZ. Als Geschäftsführer der Volkskultur Steiermark hat Simon Koiner-Graupp keine geringere Aufgabe, als steirische Traditionen zu vermitteln und die kulturelle Vielfalt der Regionen aufzuzeigen. Für den jungen Grazer, der diese Position im Jänner 2022 übernommen hat, bedeutet das konkret, alle drei Standbeine der 2008 gegründeten GmbH zu betreuen:

Das steirische Heimatwerk als Wirtschaftsbetrieb und Kompetenzzentrum für die steirische Tracht, die Verwaltung des Steirischen Volksliedarchivs, das im Eigentum des Landes steht und die Projekt- und Servicestelle für die volkskulturellen Verbände.

Im Jänner 2022 hat Simon Koiner-Graupp die Geschäftsführung der Volkskultur Steiermark GmbH übernommen, zu der auch das Steirische Heimatwerk gehört.  | Foto: Land Steiermark
  • Im Jänner 2022 hat Simon Koiner-Graupp die Geschäftsführung der Volkskultur Steiermark GmbH übernommen, zu der auch das Steirische Heimatwerk gehört.
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Wie ist es Ihnen als Geschäftsführer der Steirischen Volkskultur bisher ergangen?
Simon Koiner-Graupp: Es waren sehr intensive acht Monate, auf die ich zurückblicken kann. Die Corona Pandemie hat uns in der Volkskultur Steiermark GmbH, besonders aber auch im Steirischen Heimatwerk als Trachten-Ausstatter stark getroffen. Von der Blasmusik über die Chöre bis hin zu den Tänzerinnen und Tänzern waren alle betroffen, denn es gab keine Veranstaltungen, keine Neueinkleidungen und das Vereinsleben war auf ein Minimum reduziert. Deswegen haben mein Team und ich in den letzten Monaten intensiv daran gearbeitet, die Service-Funktion für die Verbände und Vereine aufrecht zu erhalten. 

Mit welchen Ideen und Zielen sind Sie in diese Funktion gegangen?
Einerseits ist es mein großes Ziel, die steirische Trachtenlandschaft mit dem Steirischen Heimatwerk aktiv weiterzuentwickeln. Andererseits, das volkskulturelle Leben so zu koordinieren, dass wir uns mit der Kulturszene gut vernetzen und diese jahrzehntelange Trennung von "Volkskultur" und "Kultur" aufbrechen – ein schöner Impuls, der aus der steirischen Kulturstrategie 2030 entspringt, die ein gemeinsames Kulturressort erlebbar machen soll.

Was macht die steirische Volkskultur aus?
Die steirische Volkskultur ist sehr lebendig, hat eine große Offenheit für Neues und ist sehr stark unter den Menschen verwurzelt. Es ist kein gekünsteltes Brauchtum, sondern sehr präsent in der Lebensrealität der Menschen. Viele Steirerinnen und Steirer freuen sich zum Beispiel, am Wochenende Tracht zu tragen und sind gerne beim Musikverein dabei. Und wenn man sich beispielsweise die lange Liste des immateriellen Kulturerbes in der Steiermark anschaut – darunter das Öblarner Krampusspiel oder der Ausseeer Fasching – zeigt sich auch, dass die Kultur hier auch sehr regional verankert ist.

Was schätzen Sie besonders an der steirischen Volkskultur?
Die Volkskultur war zwar immer präsent, aber richtig kennen und schätzen gelernt habe ich sie in meiner Zeit im Büro von Landeshauptmann Schützenhöfer, wo ich mich um die Volkskultur-Angelegenheiten kümmern durfte. Da habe ich gesehen, wie viel Ehrenamt, Hingabe und Engagement da drinnen steckt. 99 Prozent aller Volkskultur-Schaffenden sind ehrenamtlich tätig – am Wochenende, am Abend, bei Veranstaltungen, bei Ausrückungen. Da ist wahnsinnig viel Selbstverständlichkeit drinnen, die aber nicht selbstverständlich ist und die man einfach fördern muss.

Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp und Heimatwerk-Leiterin Anita Schmid luden zum Pop-up-Store des Steirischen Heimatwerks in die Herrengasse. | Foto: VKStmk
  • Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp und Heimatwerk-Leiterin Anita Schmid luden zum Pop-up-Store des Steirischen Heimatwerks in die Herrengasse.
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Warum spielt Tracht so eine wichtige Rolle?
Das Steirische Heimatwerk hat die Aufgabe, überlieferte Schnitte, Muster und Farbkombinationen von Trachten, die historisch belegt sind, zu erhalten aber auch weiterzuentwickeln. Denn die Tracht ist auch Bewegungen unterworfen und ist somit immer auch Abbild der Gegenwart. Und Tracht zu tragen ist schon auch Ausdruck einer Wertehaltung im Sinne eines Sichtbarmachens der eigenen Tradition. Gleichzeit zeigt man dadurch aber auch Offenheit gegenüber sämtlichen Kulturformen.

Tragen Sie persönlich auch gerne Tracht?
Ich habe die Tracht immer gerne getragen, weil man mit der Tracht eigentlich nie etwas falsch macht. Man kann die Tracht in der Stadt genauso tragen wie am Land, sie passt am Wochenende in der Kirche und beim Vereins-Fest, genauso wie im Alltag und bei einem Business-Lunch.

Welchen Sinn haben Veranstaltungen wie das Aufsteirern?
Das Aufsteirern ist ein Highlight im steirischen Volkskultur-Jahr, weil es angefangen vom Handwerk über die Tracht, über die Musik bis zum Tanz und vielen anderen Ausdrucksformen die Breite der steirischen Volkskultur bietet und sie auch sichtbar und erlebbar macht. Das ist schon ein Hochfest der steirischen Volkskultur. Die Hotels sind zu dieser Zeit ausgebucht, es ist also durchaus auch ein Wirtschaftsfaktor für Graz.

Liegt das Feiern den Steirerinnen und Steirern ebenso zugrunde?
Man sagt ja immer, die Steirer arbeiten hart, aber sie feiern auch gut und gerne.

Warum brauchen wir Tradition?
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch von seiner Herkunft, von seiner Tradition, von gewissen Ritualen, die ihn in seiner Kindheit beschäftigt und bewegt haben, geprägt ist.  Basierend auf diesen Traditionen entwickeln wir unser gesellschaftliches Leben weiter. Das sind Impulse, die man im Alltagsleben oft vielleicht gar nicht sieht, die aber die Summe unseres Zusammenlebens und unserer Gesellschaft ausmachen. Somit glaube ich, dass die Unverwechselbarkeit unserer Kulturlandschaft durch die Tradition entsteht. 

Trägt den Prototyp des neuen steirischen Weinbauernrockes: Volkskultur Steiermark-Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp. | Foto: Brand Images
  • Trägt den Prototyp des neuen steirischen Weinbauernrockes: Volkskultur Steiermark-Geschäftsführer Simon Koiner-Graupp.
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Stehen sich Tradition und Weiterentwicklung einander also nicht im Weg?
Ich finde das Zitat "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme" in diesem Zusammenhang sehr passend. Ich glaube, dass Tradition nur lebendig bleibt, wenn sie sich weiterentwickelt und in die Lebensumstände und Gegebenheiten der jetzigen Zeit passt. Insofern ist die Weiterentwicklung ein zentrales Element der Tradition.

"Wenn sich die Tradition nicht weiterentwickelt, wird sie irgendwann museumsreif."

Kann sich die Jugend denn noch für Tradition begeistern?
Ich glaube, dass die Jugend sehr traditionsbewusst ist. Das sieht man bei Veranstaltungen wie dem Aufsteirern oder auch bei jungen Musik- und Tanzgruppen. Oftmals wird Tradition dabei neu interpretiert und gemischt mit neuen Ansätzen – auch mit Elementen anderer Kulturen, was sehr spannend sein kann. 

Gibt es ein Gefälle beim Traditionsbewusstsein in der Stadt und am Land?
Wir haben alleine in Graz 17 Blasmusik-Vereine, rund 50 Chöre und am Aufsteirern-Wochenende sind rund 130.000 Besucherinen und Besucher in Lederhose, Dirndl und Steirer Anzug in Graz unterwegs. Da merkt man schon, dass die Begeisterung für das Brauchtum und die Volkskultur da ist, in der Stadt und am Land. 

Steckbrief – Simon Koiner-Graupp

Simon Koiner-Graupp, geboren 1991 in Graz, ist seit Anfang Jänner 2022 Geschäftsführer der Volkskultur Steiermark GmbH. Er studierte Rechtswissenschaften an der Uni Graz und war ab 2015 als Referent im Büro von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer tätig. Dort verantwortete er unter anderem die Fachbereiche Kultur und Volkskultur. Er ist ein Enkel des früheren Landwirtschaftskammerpräsidenten und Landesrates Simon Koiner.

Business-Lunch für drei auf Steirisch.  | Foto: Regionalmedien Steiermark
  • Business-Lunch für drei auf Steirisch.
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Steirisch essen beim Stainzerbauer

  • Bürgergasse 4, 8010 Graz
  • Web: www.stainzerbauer.at
  • Telefon: +43 316 82 11 06
  • Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 24 Uhr
  • Beschreibung: Der "Stainzerbauer" im Herzen der Grazer Innenstadt eignet sich wohl wie kaum ein anderes Lokal für einen Business-Lunch mit dem Volkskultur-Chef: Das traditionsreiche Gasthaus verwöhnt mit traditioneller steirischer Küche und ausgewählten Spezialitäten aus den umliegenden GenussRegionen. Küchenchef Werner Wiener und Restaurantleiter Roman Zolgar locken Liebhaber der heimischen Küche mitunter mit dem Mittagsmenü in die gemütliche Stube oder den hübschen Gastgarten im kühlen Innenhof. 
  • Das sagt die Woche: Käsesuppe und Gnocchi in Pilzrahmsauce – so das zweimal gewählte vegetarische Mittagsmenü, das man beim Stainzerbauer nicht nur zu einem fairen Preis, sondern auch in guter Qualität und von äußert herzlichen Kellnerinnen serviert bekommt. Dass man hier stets bekannten Gesichtern an den Nachbartischen begegnet, macht den Charme des Gasthauses ebenfalls aus.

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