Vom Kampf gegen die Umweltsünden: Businesslunch mit Nora Edberg

Beim WOCHE-Interview in ihrem Lieblingslokal, dem Restaurant Scheucher, plauderten N. Edberg und C. Hofer über eine plastikfreie Welt. | Foto: Jorj Konstantinov
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Was haben Fußballspiele, Großveranstaltungen wie Formel 1 oder der Wien-Marathon gemeinsam? Am Ende wird zwar großer Sport gezeigt, dafür oftmals ein sehr geringes Umweltbewusstsein. Wie die gebürtige Wienerin, ehemalige Touristikerin und Winzerin Nora Edberg diesen Umstand zu einer Geschäftsidee verwandelt hat, erklärt sie im WOCHE-Business-Lunch-Interview.

WOCHE: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Event Cup GmbH aus der Taufe zu heben?
Nora Edberg: Die letzten Jahre war ich als Winzerin tätig, habe mich dann aber aus diesem Geschäft zurückgezogen und für ein Jahr eine kreative Schaffenspause eingelegt. Diese Zeit habe ich genutzt, um bei einigen Festivals, wie unter anderem auf der Donauinsel, dabei zu sein. Auch Sportevents, wie den Moto GP am Red Bull Ring in Spielberg, habe ich besucht. Dort war ich regelrecht schockiert, welche Müllmengen die Fans hinterlassen. Nach Ende der Veranstaltungen sah alles wie auf einem Schlachtfeld aus. Jeder hat einfach die Tausenden Einweg-Becher auf dem Boden entsorgt.

Sie wollten also dem Müllproblem den Kampf ansagen?
Ganz genau. Ich habe mich dann sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt. Zwar gibt es jetzt ein neues EU-Gesetz, wonach Einwegartikel aus Kunststoff künftig verboten werden sollen, ich wollte aber schneller aktiv werden. In weiterer Folge bin ich eine Arbeitsgemeinschaft mit einer Wiener Firma eingegangen, und so entwickelten wir schließlich spezielle Mehrwegbecher für Events.

Welche Kriterien müssen diese Becher aufweisen?
Zunächst stand die Frage im Raum, wie wir die Becher immer wieder hygienisch sauber bringen, damit sie wiederverwendet werden können. Dazu mussten wir überlegen, wo und wie wir sie lagern. Im Endeffekt sind aktuell zwei Becherformen, unter anderem auch mit Henkel, auf dem Markt. Die Becher selbst bestehen aus zu 100 Prozent recycelbarem Polypropylen. Wird von Firmen gewünscht, dass wir die Becher branden, werden sie, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, zu Kisten gemahlen. Es wird wirklich alles wiederverwendet.

Wie ist die Akzeptanz von Veranstaltern heute?
Das Umweltbewusstsein generell steigt zum Glück. Auch Zuschauer sind heute viel eher bereit, ein oder zwei Euro für Becher zu zahlen. Sowohl Jung als auch Alt sagen, dass es gut ist, wenn etwas getan wird und Anstrengungen unternommen werden, um Müll zu vermeiden. Ich vergleiche das immer mit Einkaufswagen: Früher gab es keinen Einsatz, dann sind sie oft irgendwo in der Gegend herumgestanden. Die Wertigkeit, ihn dorthin zurückzuschieben, wo er hingehört, ist mittlerweile gestiegen. Was passiert, wenn wir uns nicht um die Umwelt kümmern, kann man eindrucksvoll im Beststeller "Der Schwarm" von Frank Schätzing nachlesen ...

Sie haben aber noch weitere Projekte am Laufen ...
Ich habe mit Partnern kleine, kompakte Holzhütten entwickelt, die eine bequeme Unterkunft bei Festivals oder anderen Großveranstaltungen ermöglichen. Von den derzeit 250 Häusern werden dann 150 in Spielberg stehen. Die kann man mieten. Dazu arbeite ich auch daran, dass man sie im Winter zu Glühweinständen umfunktionieren kann. Darüber hinaus bin ich auch bei der Erfindung Beerjet dabei: Mit dieser Schnell-Zapfanlage gibt es keine Fehlmengen mehr, bei Events werden darüber hinaus die Wartezeiten verkürzt. Dazu sind wir dabei, Mehrweggeschirr zu entwickeln.

Infos zur Person

Geboren 1951 in Wien.
Hat in der Bundeshauptstadt die Hotelfachschule besucht.
Nach einem kurzen Abstecher in die Gastronomie war sie jahrelang als Reiseveranstalterin tätig. "Kerngeschäft waren Sportevents, unter anderem die Marathon-Veranstaltungen in New York, London und Boston."
Vor rund zehn Jahren hat sie die Branche verlassen und ihre Liebe zum Wein entdeckt.
Unter anderem hat sie das Kolleg für Weinbau und Kellerwirtschaft in Silberberg absolviert.
Mit dem Weinbau hat sie in Spielfeld am Obegg begonnen.
Die Steiermark ist dadurch zu ihrer Heimat geworden. "Ich könnte mir heute nicht mehr vorstellen, dauerhaft in Wien zu leben."
Heute lebt sie in Graz. "Mein Lebensmittelpunkt hat sich in die Stadt verlagert, ich habe zahlreiche Freunde hier."
Die Murmetropole gefällt ihr sehr gut, auch aufgrund des mediterranen Flairs.
Dazu ist sie begeistert von den netten und hilfsbereiten Menschen.
Sie genießt das städtische Flair ohne richtigen Großstadtwirbel und liebt es, mit ihrem Hund an der Mur entlang zu spazieren.
In ihrer Freizeit widmet sie sich auch gerne ihrem Oldtimer, einem Austin Healey (Baujahr 1958), und guten Büchern wie "Der Schwarm".

Infos zur Event Cup GmbH

Die Event Cup GmbH wurde von Nora Edberg erst vor wenigen Monaten gegründet.
Im Vorfeld war die gebürtige Wienerin in der Tourismusbranche und als Winzerin aktiv.
Bei Großveranstaltungen, wie dem New York Marathon, hat sie sich schon gefragt, ob die Tausenden achtlos weggeworfenen Plastikbecher der Läufer nicht durch etwas Nachhaltigeres ersetzt werden könnten.
Die großen Müllhalden nach Festivals und Sportevents haben dann den Ausschlag gegeben, um aktiv zu werden.
In weiterer Folge ist sie eine Arbeitsgemeinschaft mit einer Wiener Firma eingegangen, so wurden erste Mehrwegbecher entwickelt.
Mittlerweile ist sie auch am heimischen Unternehmen Beerjet beteiligt und hat kleine Holzhütten, die die Zelte auf Campingplätzen ersetzen sollen und gemietet werden können, mitentwickelt.

Gast und Wirtschaft: Restaurant Scheucher

Adresse: Schönaugasse 6, 8010 Graz
Telefon: 0316/84 82 84
E-Mail: restaurant@restaurant-scheucher.at
Web: https://www.restaurant-scheucher.at
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 22 Uhr, Samstag von 18 bis 22 Uhr
Beschreibung: Eine echte Institution versteckt sich in der oberen Schönaugasse: Das Restaurant Scheucher wartet nicht nur mit einer gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre, sondern auch mit gutbürgerlichen und mediterranen Gerichten auf. Dazu gibt’s einen netten Gastgarten.
Das Essen: Sowohl Nora Edberg als auch Fotograf Jorj Konstantinov wählten das Mittagsmenü, ein Wiener Schnitzel mit Salat und Frittatensuppe. Redakteur Christoph Hofer entschied sich für das asiatische Gemüse mit Basmatireis. Davor gab’s eine Fleischstrudelsuppe.
Die WOCHE meint: Gut essen zu fairen Preisen: Das ist im Restaurant Scheucher mit seiner abwechslungsreichen Speisekarte möglich. Das angenehme Ambiente und freundliche Service runden den Besuch ab.

Beim WOCHE-Interview in ihrem Lieblingslokal, dem Restaurant Scheucher, plauderten N. Edberg und C. Hofer über eine plastikfreie Welt. | Foto: Jorj Konstantinov
Für Nora Edberg ist Graz eine echte Heimat geworden. | Foto: Jorj Konstantinov
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