Frauen, Erdbeeren und die Freiheit

Freundlich lächeln? Müssen Frauen nicht, finden Gudrun Maier (2. v. l.) und Rosi Degen (3. v. l.) von den „Rabtaldirndln“. | Foto: Rabtaldirndln
  • Freundlich lächeln? Müssen Frauen nicht, finden Gudrun Maier (2. v. l.) und Rosi Degen (3. v. l.) von den „Rabtaldirndln“.
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Es gibt tatsächlich eine Volksmusikantinnengruppe namens „Die Raabtal Dirndln“, die Heimatlieder jodeln. Sie, als Grazer Theatergruppe, nennen sich „Rabtaldirndln“ mit einem „a“. Warum?
Rosi Degen: Das war eine spontane Idee, wir haben 2003 beim Short-Cuts-Theaterwettbewerb mitgemacht und einen Namen gesucht.
Gudrun Maier: Drei von uns stammen ja wirklich aus dem Raabtal.

Sie zeigen Frauenfiguren, die vom Landleben geprägt sind, spielen mit Klischees: Machen Sie sich lustig über das Land?
M.: Nein, wir leben nun zwar in Graz, wir sind aber selbst am Land aufgewachsen.
D.: Wir befassen uns kritisch damit, aber wertschätzend, nicht hämisch.

Sind Sie selbst eher Stadt- oder Landmenschen?
M.: Mittlerweile eher Stadtmenschen, aber das Land wird man nie ganz los.
D.: Das Landleben hat ja eine eigene Qualität: Da wird zum Beispiel Marmelade eingekocht, jeder kennt jeden, da gibt es eigene Strukturen … Das kennen ja auch viele Grazer, die eine Oma am Land haben. Deshalb kommen unsere Stücke auch in den Städten sehr gut an.

In Graz zeigen Sie Ihr aktuelles Stück „Einkochen“ am 12.9. im Forum Stadtpark – worum geht‘s?
M.: Um Elfi Umawasser aus Eferding, die abends nach der Arbeit noch 60 Gläser Erdbeermarmelade einkocht. Sie gründet dann ein Unternehmen … Es geht in dem Stück auch darum, was der Trend „Zurück zur Natur“ bedeutet …

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie: „Der Trend zurück zur Natur ist ein feministischer Rückschritt“.
M.: Ja, weil die unbezahlte Arbeit an den Frauen hängen bleibt.
D.: Dafür gibt‘s maximal ein „Schmeckt gut!“ – wenn überhaupt.

Emanzipation ist ein zentrales Thema in Ihren Stücken. Was haben Ihre Frauenfiguren gemeinsam?
M.: Sie leben am Land, oft in engen Strukturen. Eine etwa will studieren, wird dann aber schwanger, … Schließlich schaffen sie es aber, sich selbst treu zu bleiben.

Müssen sich Frauen besonders gegen Klischees zur Wehr setzten?
M.: Ja, sie müssen sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien: Sie sollen auf die Kinder schauen, die Schwiegereltern pflegen, kochen,… und irgendwann bemerken sie …
D.: Mein Leben hat allen gefallen, nur mir nicht!

Sie spielen auch mit der Erwartungshaltung, dass man von Frauen eher Freundlichkeit erwartet.
M.: Ja, manche Leute sind irritiert, wenn junge Frauen auf der Bühne nicht dauernd lächeln und charmant sind! (lacht)
D.: Wir haben auch einige Lieder im Programm und ein älterer Herr hat gesagt, es wäre schön, wenn wir mehr singen und weniger reden …

Wo spielen Sie überall?
D. und M.: In Graz, Wien, Salzburg, Eisenerz, … aber auch in Gasen oder Stainz und wir sind sogar in Paris bei einem internationalen Theaterwettbewerb taufgetreten. Wir haben auf Französisch gespielt und unsere Witze sind tatsächlich angekommen! (lachen)

Wie sind die Reaktionen am Land?
D.: Da gibt es auch abwehrende Reaktionen …
M.: Bei einer Aufführung in Stainz sind drei Männer gegangen und haben gesagt: „Diese Emanzen muss ich mir eh zu Hause anhören!“

Was hat die Männer irritiert?
M: Im Stück ging es um Frau Uschi Kümmernis: Sie will nicht heiraten sondern unabhängig leben, zieht in den Wald, um sich von Einschränkungen zu befreien und lässt sich einen Bart wachsen. Sie wird zur Volksheiligen und Vorbild für andere Frauen.

Vorbild inwiefern?
M.: Dafür, dass man sich treu bleiben muss. Mitunter handelt man als Frau ja anders – etwa wenn man von einem Mann etwas braucht und deshalb schön brav lächelt.
D.: Oder wenn man blöd angeredet wird und nichts darauf sagt.

Sind Sie als Theatergruppe, die aus fünf Frauen besteht, eine Ausnahme?
M.:Wir haben überlegt, dass wir keine andere größere Frauengruppe kennen.
D.: Wir bekommen auch Mails von Frauen die sagen, dass ihnen endlich jemand aus der Seele spricht.

Wie ist die Gruppe entstanden?
Wir kennen uns seit der Schulzeit, wir waren in einer Theatergruppe.

Wie intensiv wird nun geprobt?
M. und D.: Wir moderieren nun auch den „Fast Forward“-Award, den steirischen Wirtschaftspreis am 11. September. Wir proben derzeit also recht intensiv.

Die „Rabtaldirndln“ sind ein Theaterkollektiv aus Graz, bestehend aus
Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond, Gudrun Maier, Gerda Strobl.

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