Inventur im eigenen Schrank
Wir testeten Kleiderkastencoaching mit Schneiderin Barbara Dyczek.
"Hilfe, ich hab’ nichts zum Anziehen!" Welche Frau kennt diesen Satz nicht? Der Kleiderkasten quillt zwar fast über, trotzdem findet man im Sammelsurium, das sich über die Jahre angehäuft hat, nichts Passendes. Denn die "weiblichen" Urinstinkte "Schnäppchen jagen und Kleidung sammeln" sind bei vielen ziemlich tief verankert. Da hilft nur noch eines: Ein Profi muss an unsere Wäsche. Und keine Geringere als Barbara Dyczek, Schneiderin und Kleiderkastencoach, wird es sein, die sich durch den Schrank von WOCHE-Reporterin Lissi Eder wühlt, um endlich auszumisten.
Ein weibliches Phänomen?
Seit fast 30 Jahren schneidert die Kleiderkasten-Expertin und in dieser Zeit ist der zweifachen Mutter schon einiges untergekommen, auch die Erkenntnis, dass es sich beim Kleiderhorten nicht unbedingt um ein weibliches Laster handelt. "Ich kenne viele Männer, die sich nicht von alten Sachen trennen können", schmunzelt Dyczek, während die ersten Stapel in Angriff genommen werden und sich die Frage stellt: "Wieso sammeln wir überhaupt?" "Mit jedem Kleidungsstück verbinden wir ein Erlebnis, eine Erinnerung, von der wir uns oft nicht trennen wollen", erklärt die 46-Jährige.
Ja, nein, vielleicht?
Aber nun wird die Spreu vom Weizen getrennt: Jedes einzelne Kleidungsstück wird unter die Lupe genommen und in die Kategorien "Ja, ziehe ich noch an", "Nein, geht gar nicht" oder "Vielleicht" unterteilt. Aussortiertes wandert gleich in die Tasche der Schneiderin: "Ein Mal im Jahr veranstalte ich einen Flohmarkt, bei dem ich diese Stücke für eine freiwillige Spende anbiete – der Erlös geht an ein wohltätiges Projekt."
Aus Alt wird Neu
Von der ausgeleierten Jogginghose, über die mittlerweile viel zu engen Jeans bis hin zum knappen Sommerkleid ist auch die eine oder andere Modesünde dabei: "Das habe ich wirklich angezogen?", schießt es einem mehr als einmal durch den Kopf, der dabei rot vor Scham anläuft, während der "Coach" fleißig weitersortiert. Und: Was nicht mehr passt, wird einfach verändert oder weiterverarbeitet. So wird aus der engen Jeans bald eine Tasche und aus dem knappen Kleid ein T-Shirt geschneidert. "Man muss nicht immer alles wegschmeißen", lautet Dyczeks Devise, die für solche Zwecke auch Nähkurse in ihrem "Kreativen Platzerl" (Schörgelgasse 31) anbietet. Zwei Stunden und viele Abschiede später ist ein Ende in Sicht. Immerhin: Einen ganzen Sack ungeliebter Kleidungsstücke konnte man eliminieren. Jetzt ist auch wieder genug Platz, um auf die "Pirsch" zu gehen.
Nähere Infos zum Kleiderkastencoaching gibt's auch unter: www.krepla-kreativesplatzerl.at
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