Himmelhoch jauchzend bis tief betrübt – Dr. Streit über Bipolarität
Dr. Streit erklärt, wie man als Angehöriger von Betroffenen mit bipolaren Störungen umgeht.
Stimmungsschwankungen kennt jeder – sie kommen im Laufe des Lebens immer wieder. Doch wenn dies zu oft passiert, dann kann eine bipolare Störung vorliegen. Diese setzt sich aus zwei Phasen zusammen: der manischen Phase, die vom Gefühl, alles zu können und überschwänglichem Tatendrang geprägt ist, und der depressiven Phase, die darauf folgt, in der die Betroffenen zu Tode betrübt sind. Ab einem gewissen Ausmaß ist die Bipolarität schwer oder nicht mehr zu kontrollieren. Als Angehöriger gilt es, stets wachsam zu sein, um auch entschlossen eingreifen zu können. Das heißt, Warnzeichen frühzeitig ernst nehmen und entschlossen Stellung beziehen.
1) Nehmen Sie Anzeichen ernst. Machen Sie sich sensibel für die ersten, oft noch unverdächtigen Anzeichen.
2) Informieren Sie sich. Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt – das spüren Sie –, gibt es ein vielfältiges Informations- und Hilfsangebot über diese Krankheit.
3) Pflegen Sie die Beziehung mit der Person beständig. Leisten Sie gegen manisch-depressive Verhaltensweisen Widerstand ohne zu bevormunden.
4) Bleiben Sie ehrlich. Sagen Sie offen, dass Sie in Beziehung sind, aber auch ehrlich, was Sie von den Verhaltensweisen halten. Seien Sie konsequent in Ihrer Gegenwehr.
5) Bleiben Sie geduldig. Versuchen Sie, in Ruhe zu deeskalieren.
6) Jammern Sie nicht. Handeln Sie! Sprechen Sie Ihre Haltung aus, holen Sie Hilfe, manchmal ist auch eine Zwangsbehandlung unumgänglich. Verunmöglichen Sie Schritte zu manischem Unsinn, etwa weg mit Kreditkarten, Limits auf Konten einführen.
7) Beharren Sie auf Therapie. Psychotherapie und Psychoedukation ist wichtig, so können Sie selbst die Beziehung erhalten und Ihrem Liebsten die Möglichkeit geben, dass er die Verhaltensweisen von sich aus in den Griff bekommt.
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Haben auch Sie eine Frage an Dr. Streit, dann schreiben Sie an: "WOCHE Graz", Gadollaplatz 1, 8010 Graz, kommentieren Sie auf Facebook, oder schicken Sie ein Mail an redaktion@woche.at (Stichwort: Familienflüsterer).
Familienflüsterer
Dr. Philip Streit
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater und beantwortet in der WOCHE Fragen aus dem Themenfeld Erziehung, Familie und Beziehung.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Es ist das größte Familientherapiezentrum in der Steiermark.
Telefon: 0316/77 43 44
www.ikjf.at
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