Drum prüfe, wer Nachfolger sucht

Aufgepasst bei der Übergabe: Eine Betriebsnachfolge muss gründlich geklärt werden, sonst kann es zu Rechtsstreitigkeiten kommen. | Foto: meinbezirk.at
  • Aufgepasst bei der Übergabe: Eine Betriebsnachfolge muss gründlich geklärt werden, sonst kann es zu Rechtsstreitigkeiten kommen.
  • Foto: meinbezirk.at
  • hochgeladen von Verena Schaupp

Folgendes Szenario: Ein älterer Herr hatte seinen eigenen Betrieb, baute ihn über Jahrzehnte hinweg auf, will ihn vor seiner Pension an einen Nachfolger übergeben, begleitet diesen Nachfolger über mehrere Monate, steht diesem mit Rat und Tat zur Seite, doch am Schluss endet plötzlich alles in einem jahrelangen Rechtsstreit, da bei der Übernahme kein Geld an den Verkäufer gezahlt wurde.

Der Grund

Eine unvollständige Auskunft über die Bonität des Betriebs, heißt es von der Anklage. Der beklagte Verkäufer, der jedoch angibt alle Fakten offen auf den Tisch gelegt zu haben, hat bis heute keinen Cent für seine ehemalige Firma gesehen.
Dieser Fall wurde der WOCHE zugespielt. Er ging durch alle Gerichtsinstanzen und ist somit abgeschlossen. Für den Angeklagten scheint es aussichtlos, sein Geld von der Betriebsübernahme noch geltend zu machen.

Viele Betroffene

Das Thema Betriebsübergaben stellt vor allem für Familienbetriebe eine große Herausforderung dar: Bis 2023 stehen laut Wirtschaftskammer in Österreich 45.700 kleinere und mittlere Unternehmen vor der Übergabe. Davon betroffen sind 451.000 selbständig und unselbständig Beschäftigte.

"In der Steiermark stehen bis 2023 rund 5.700 Arbeitgeberbetriebe vor dieser Entscheidung. Von den Weiterführungen hängen rund 57.000 Arbeitsplätze ab", sagt WK-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoschegg. "Nur mehr knapp die Hälfte aller österreichischen Unternehmen werden innerhalb der Familie übergeben."

Details klären

Um diesen wichtigen Schritt richtig zu setzen, müssen einige Fakten gründlich geklärt werden. "Man sollte sich gut vorab informieren, langfristig planen und Schriftlichkeit schafft Verbindlichkeit", ruft Katrin Kuss, Koordinatorin bei der WK "Follow me"-Betriebsnachfolge, zur Vorsicht auf.
"Auch wenn man im Gutglauben agiert, muss man aufpassen, dass der Nachfolger einen nicht ausnutzt", sagt Martin Holzer, Anwalt im oben genannten Fall. "Man muss wirklich auf alles Acht geben und Dinge gut besprechen, sonst steht man plötzlich vor Gericht."

Tipps für richtige Abwicklung

Die WK bietet daher Beratungsleistungen für Betriebsnachfolgen an. Das "Follow me"-Service – vom Wirtschaftsressort des Landes und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG gefördert – unterstützt etwa beim Finden eines Nachfolgers. "Einen geeigneten Nachfolger zu finden, stellt neben der steuerlichen Belastung die größte Herausforderung dar", so Kuss. Auch betriebswirtschaftliche Beratungen (Förderung, Finanzierung,...), Beratungen für Übergeber und Nachfolger (Hilfe bei der Nachfolgeplanerstellung,...), Seminare, Workshops, Sprechtage mit Experten, Teamberatungen oder kostenlose Erstberatungen finden sich im Service.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.