Stets ein klares Ziel vor Augen

Bei der Arbeit: Bürgermeister Johann Urschler in seinem Büro im Gemeindeamt Großwilfersdorf. | Foto: KK
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Die WOCHE bat Johann Urschler, den längjährigen Großwilfersdorfer Bürgermeister und Fürstenfelder Bürgermeistersprecher anlässlich seines 70. Geburtstages vor das Mikrophon.

WOCHE: Sie blicken auf 24 Jahre als Bürgermeister von Großwilfersdorf zurück. Was war und ist entscheidend für die Ausübung dieses Amtes?
Bgm. Johann Urschler: Als Bürgermeister ist man Vermittler. Es gilt, Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen. Unumstößlicher Faktor ist die Wirtschaftlichkeit, sei es beim Kanalbau, bei der Führung der Schulen und Kindergärten sowie bei der gesamten Infrastruktur.

Die Fusion mit Hainersdorf zeigt, dass Entscheidungen in Großwilfersdorf sachlich getroffen werden. Wie ist es möglich, unterschiedliche Denkweisen erfolgreich auf einen Nenner zu bringen?
Man muss der Bevölkerung klar machen, dass eine Gemeinde nach den Vorgaben der Wirtschaftlichkeit unter Brücksichtigung sozialer Komponenten zu führen ist. Es gehört dazu, Nein sagen zu können. Wer Akzeptanz will, muss mit offenen Karten spielen.

Das Dorf am Land mit Höfen und Häusern - über Generationen aufrecht erhalten: Kann es in dieser Form weiter existieren?
Seit Jahren weise ich darauf hin, dass Ortskerne entvölkert werden und die schöne, gewachsene Struktur der Dörfer verloren geht. Ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand wird es für künftige Generationen nicht leistbar sein, alte Häuser zu sanieren, wenn ein neues Haus auf der grünen Wiese wesentlich billiger kommt.

Sie waren Obmann des Sozialhilfeverbandes und Bürgermeistersprecher des Bezirkes Fürstenfeld. Welche Ereignisse waren prägend?
Als Sozialhilfeobmann war es positiv, die Gemeinde mitzugestalten. Das Seniorenheim Augustinerhof wurde saniert und um einen Zubau sowie um die Tagesheimstätte erweitert. Als einziger steirischer Bezirk haben wir die Seniorenurlaubsaktion ohne Berücksichtiung des Einkommens für alle Senioren ausgebaut. Wichtigste Forderung ist die Einführung einer Pflegeversicherung zur Gewährleistung der Altersversorgung. Gemeinsame Initiativen der Bürgermeister des ehemaligen Bezirks gab es bei der Beteiligung der Gemeinden am Innovations- und Technologiezentrum Fürstenfeld sowie bei der Gründung der Impulsregion mit dem Kommunalsteuersplitting und der Ökoenergie-Modellregion Fürstenfeld.

Was ist für Sie politisch und menschlich ein "No go"?
Auch wenn eine moderne Gemeinde zu führen ist wie ein Betrieb, darf der Mensch nicht ins Hintertreffen geraten. Eine Gemeinde muss für die Menschen da sein.

Welche Herausforderungen für die Landgemeinde stehen bevor?
Es muss gelingen, Arbeitsplätze zu schaffen und der Abwanderung entgegen zu wirken. Wir müssen verhindern, dass die Region ausgehöhlt wird und öffentliche Einrichtungen wie Post, Polizei oder Schulen geschlossen werden. Wir dürfen von ländlicher Entwicklung nicht nur reden, wir müssen sie leben.

Aus welchem Holz muss der Bürgermeister geschnitzt sein, der diese Hürden meistern wird?
Er braucht eine Familie, die ihm den Rücken stärkt - ohne diese Unterstützung ist eine Amtsausübung nicht denkbar. In der immer schnelllebigeren Zeit ist der gesunde Hausverstand die Basis, sind der Mut zu Entscheidungen und das wirtschaftliche Verständnis Voraussetzung.

Anno 2016 - würden Sie nochmals in die Politik einsteigen?
Ja. - Auch wenn es immer schwieriger ist, aber die Gestaltungsebene ist auf keiner poltischen Ebene so groß wie in der Gemeindepolitik.
Interview: W. Wachmann

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