Hartberg-Fürstenfeld
Waldhonig fällt heuer ins Wasser
Beste Qualität, aber wenig Ertrag: Nach einer reichen Frühtracht, herrscht bei den 355 Imkern im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld nach einem Totalausfall des Waldhonigs große Ernüchterung.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Eine "Spitzenqualität" attestiert der Direktor der steirischen Landesverbands für Bienenzucht und Imkermeister aus Bad Waltersdorf Werner Kurz dem diesjährigen heimischen Honig. Leider fehlt die Menge. Während die 355 Imker im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld heuer positiv ins Bienenjahr 2020 gestartet waren und die Blüte im Frühjahr optimistisch stimmte, brachte der Juni zur Waldtrachtzeit große Ernüchterung. Aufgrund des kühlen und nassen Wetters Ende Mai/Anfang Juni konnte sich der Honigtauerzeuger nur bedingt entwickeln. Jener Honigtau, der produziert wurde, fiel den vermehrten Niederschlägen zum Opfer. Der beliebteste Honig der Österreicher fällt heuer darum im wahrsten Sinne des Wortes ins Wassers.
Bis zu 90 Prozent weniger Ertrag
Die Situation im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ist heuer beispielgebend für die gesamte Steiermark. Die Erntebilanz ist mehr als bitter. Nur 10 bis maximal 20 Prozent sind es gegenüber des Honigertrages im letzten Jahr. "In meinen 35 Jahren als Imker ist es mit Abstand das schlechteste Honigjahr", betont Johann Höfler, Obmann des Bienenzuchtvereins Stubenberg. Das bestätigt auch Bezirksobmann Herbert Cividino aus Pöllau:"Teilweise blieben Waben komplett leer. Letztes Jahr konnte ich bei 35 Völkern 700 Kilo Honig ernten, heuer sind es bei 40 Völker gerade einmal 280." Und auch im Hartberger Oberland sind die Honigtöpfe heuer mager gefüllt, betonen Robert Prenner, Obmann des Bienenzuchtvereins Friedberg und Johann Pittermann, Obmann des Bienenzuchtvereins Wenigzell. Imker, die bereits Blütenhonig geerntet hatten, mussten ob der fehlenden Waldtracht teilweise sogar zufüttern.
Preissteigerung bei Honig erwartet
Schon in den vergangenen zwei Jahren stand es um den Waldhonig nicht gut. Einem Totalausfall 2018, folgte 2019 ein Jahr mit Melezitosehonig (Zementhonig), der in den Waben kristallisierte und sich nicht schleudern ließ, sodass der Ertrag um 50 Prozent geschmälert wurde. Reserven neigen sich dem Ende. Die heimischen Honiglager sind leer. Aufgrund des geringen Angebotes könnte es heuer zu einem Preisanstieg auf 11 bis 13 Euro pro Kilo Honig kommen, vermutet Kurz. Dafür bekäme man allerdings beste Qualität aus der Region, appelliert der Imkermeister heuer mehr denn je zum heimischen Produkt, statt zum Honig aus Übersee zu greifen, und damit die regionalen Imker zu unterstützen. Denn: "Die Arbeit am Stock bleibt trotz Ernteeinbusen immer die gleiche."
Von Ahorn- bis Weißkleeduft
Honigliebhaber könnten sich heuer auf einen aromatischen und runden Blütenhonig freuen. Neben Linde, Kastanie und Ahorn, finden sich auch Löwenzahn und Weißklee im süßen Gold, erklärt Cividino. Und übrigens: mit 355 "Bienenflüsterer" im Bezirk findet sich in jeder Gemeinde mindestens ein lokaler Imker, der sich über die Abnahme des süßen Goldes freut.
Unsere Imker bleiben darum zuversichtlich und lassen sich auch von diesen schlechten Honigjahr nicht entmutigen:"Die wichtigste Arbeit haben die Bienen ja heuer wieder ausgezeichnet erfüllt, nämlich die Bestäubung", so Höfler.
Details
- 9 Bienenzuchtvereine gibt es aktuell im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld
- 355 Imker sind Mitglied in einem solchen Verein
- gemeldete Bienenvölker 2020: 5.150
- Mehr Infos zur Bienenzucht und Imkerei
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