Covid-19
Corona-Ampel auf Orange

Empfehlung der Kommission: Corona Ampel in Innsbruck auf Orange | Foto: Herrmann
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INNSBRUCK. Nachdem in der Stadt Innsbruck im Vergleich zu gestern die Zahl der positiven Fälle gestiegen ist, zeigt die Corona-Ampel in der Tiroler Landeshauptstadt seit heute, 15. September, oranges Licht. Mit Stand 9.30 Uhr gibt es 201 infizierte Personen. In erster Linie bedeutet die Umschaltung, dass weiterhin verstärkt auf Abstand und Hygienemaßnahmen geachtet werden muss. In Wien gibt es ein Treffen mit der Bundesregierung. Vizebgm. Anzengruber will Ende des Ampel-Chaos.

Kommission

Dr. Daniela Schmid, Sprecherin der Corona-Kommission: „Wir empfehlen den lokalen Behörden weiterhin ausführliches Contact Tracing und Testungen zur Quellenidentifikation und Cluster-Auffindung durchzuführen sowie der Politik, auf Basis dieses regionalen Cluster-Geschehens, gezielte Detailschritte und entsprechende Maßnahmen zur Prävention der Ausbreitung dieser Übertragungsketten in den einzelnen Regionen festzulegen. Die Kommission sieht damit die Empfehlungen vom vergangenen Donnerstag bestätigt und sieht vorerst keinen weiteren aktuellen Bedarf für Eingriffe in Veranstaltungen bzw. den Schulbetrieb.“ Insbesondere für Regionen mit hohem Risiko (Orange) empfiehlt die Corona-Kommission allerdings, folgende Aspekte mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen:
1. Intensivierung des Schutzes der Pflegeeinrichtungen
2. Intensivierung des Schutzes der Krankenanstalten
3. Erhöhung der Screeninguntersuchungen in den einschlägigen Bereichen (Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, Risikobetriebe, Bildungsbereich, etc.)
4. Schützen der älteren Personen in generationsübergreifenden Familienverbänden – Zielgruppenspezifische Kommunikation
5. Etablierung von präventiven Maßnahmen an bestimmten Orten wie zum Beispiel Märkten
6. Einschränken der Veranstaltungen in geschlossenen Gesellschaften ohne Sicherheitskonzept
Der Maßnahmen-Leitfaden dient als Arbeitsgrundlage für die Kommission und ist derzeit in interner Überarbeitung.

Treffen mit Regierung

Um gemeinsam mit den aktuell hauptbetroffenen Bürgermeistern und Bezirkshauptleuten die weitere Vorgehensweise zu besprechen, lädt die Bundesregierung am Mittwoch zu einer Arbeitssitzung ins Bundeskanzleramt. Ziel ist es, die jeweiligen Hauptursachen für die regionalen Ausbrüche zu beleuchten und diese effizient zu bekämpfen. Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Die Kommission hat nun mit ihrer neuerlichen Bewertung ein realistisches Bild über die aktuelle Corona-Lage in Österreich gezeichnet. Die Situation ist in einigen Teilen dramatisch und die Zahlen nehmen von Tag zu Tag zu. Nun geht es darum, dass wir aus dieser Bewertung die richtigen Schlüsse ziehen und gemeinsam mit den betroffenen Städten und Regionen die nächsten notwendigen Maßnahmen und Schritte erörtern.“ Gesundheitsminister Rudi Anschober: „Mir ist es wichtig zu betonen: Die Risikoeinstufung durch die Corona-Kommission ist kein Zeugnis! Aber das starke Wachstum der Infektionszahlen der vergangenen Tage hat natürlich zu einer deutlichen Steigerung der Risikolage und der Risikobewertung geführt. Diese basiert auf einer quantitativen und qualitativen wissenschaftlichen Bewertung der aktuellen epidemiologischen Lage. Diese wurde gestern von den FachexpertInnen in der Corona-Kommission durchgeführt. Das Ergebnis ist ein lauter Weckruf und intensiver Appell an die Bevölkerung, jetzt wieder in der Intensität und Breite mitzumachen, die uns im Frühling so erfolgreich gemacht hat. Die Lage ist ernst, jetzt brauchen wir jeden und jede ganz dringend: Hygienemaßnahmen umsetzen, Mindestabstand einhalten, MNS tragen - das ist der halbe Erfolg für uns alle. Aber wir werden heute die spezifischen Ausbreitungsursachen in den orangen Regionen noch detaillierter überprüfen, morgen mit den betroffenen Vertretern der Regionen besprechen und präzise Zusatzmaßnahmen gegen diese regionalen Ausbreitungsursachen paktieren. Die aktuellen Tageszahlen - 764 Neuinfektionen bei 13.100 durchgeführten Tests und 344 Neugenesene - zeigen, wie notwendig dieser Weckruf ist und wie richtig die seit gestern verpflichtenden Zusatzmaßnahmen (weitgehender MNS in geschlossenen Räumen und Verkleinerung der Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen) sind“, appelliert Anschober an die Bevölkerung.

Neuerlicher Appell

„Zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger in Innsbruck appellieren wir an alle: Gebt aufeinander Acht, wascht euch regelmäßig die Hände und haltet Abstand. Wir arbeiten auf Hochdruck an den erforderlichen Maßnahmen, über die wir zeitnah informieren werden. Die steigenden Zahlen sind ernst zu nehmen. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir das Virus mit dem Zusammenhalt aller eindämmen können“, appellieren Bürgermeister Georg Willi und Vizebürgermeister Johannes Anzengruber an die Innsbrucker Bevölkerung.

Terminvereinbarung empfohlen

Um Behördengänge zu reduzieren, stehen verstärkt die Online-Leistungen des Stadtmagistrats unter www.innsbruck.gv.at sowie die Nutzung der Handy-Signatur als rechtsgültige elektronische Unterschrift zur Verfügung. Auskünfte zu Terminen in den Dienststellen erhalten Sie zudem via E-Mail unter kontakt@innsbruck.gv.at oder telefonisch unter der Nummer +43 512 5360-0. Nach wie vor gilt in allen Dienststellen des Innsbrucker Stadtmagistrates sowie in den Aufzügen im Rathaus das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Darüber hinaus erfolgt weiterhin eine verstärkte Reinigung des Amtsgebäudes. Die Wartebereiche werden regelmäßig desinfiziert und auch die Handdesinfektionsspender werden regelmäßig überprüft und nachgefüllt.

Abstand

Das Einhalten des empfohlenen Mindestabstandes, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz sowie ein rasches Handeln beim Auftreten von Symptomen können die Pandemie einschränken. Personen, die Symptome spüren, sollen sich weiterhin an die Gesundheits-Hotline unter der Telefonnummer 1450 wenden und die weiteren Schritte befolgen.

Die Entscheidung

Stundenlang soll die Kommission in Wien über die weitere Vorgangsweise bei der Corona-Ampel diskutiert haben. Kurzfristig sorgt eine Wiener Zeitung mit der Meldung der Roten Ampel für Innsbruck für Aufregung in den sozialen Medien. Vor allem Unmut und Unverständnis standen im Mittelpunkt der Reaktionen auf diese Schlagzeile. Am späten Abend empfiehlt die Kommission  Orange für Innsbruck und Kufstein sowie Gelb für Innsbruck-Land und Landeck. Für das Umschalten auf Orange ist folgende epidemiologische Lage ausschlaggebend:

  • Hohe kumulative 7-Tages-Inzidenz relativ zur Bevölkerungsgröße der betrachteten Region
  • Geringer Anteil an Fällen mit geklärter Quelle
  • Erhöhtes Auftreten von Fällen ungeklärter Quelle (absolut)
  • Gehäuftes Auftreten von Clustern
  • Anteil lokaler Cluster überwiegt den Anteil von Clustern mit einem Reise-Zusammenhang
  • Hohe Auslastung von Intensivbetten
  • Geringe Testaktivität
  • Erhöhte Anzahl positiver Tests

Die Corona-Kommission ist ein beratendes Gremium und gibt Empfehlungen zur Ampelschaltung an den Bundesminister weiter. Die Entscheidung zur Festlegung der Ampelfarbe erfolgt auf politischer Ebene. In Absprache mit den Landeshauptleuten schaltet der Minister die Ampel und veröffentlicht die eingefärbte Österreichkarte auf corona-ampel.gv.at.

Auswirkungen

Innsbrucks Vizebürgermeister Johannes Anzengruber fordert neuerlich rasch konkrete rechtlichen Grundlage für das Behördenhandeln „Das Umschalten der Corona-Ampel auf Orange für Innsbruck ist erwartbar gewesen, da die Zahlen der Neuinfektionen noch immer ansteigen. Wir als Gesundheitsbehörde in der Tiroler Landeshauptstadt brauchen aber jetzt Klarheit, welche Maßnahmen zu setzen sind“, so der Einsatzkoordinator des Innsbrucker Corona-Krisenstabes.

"Es bedarf dringend einer rechtlichen Grundlage für das Handeln der Behörde und für die Verhaltensvorgaben der Bevölkerung. Das Umschalten auf der Farbe alleine ist definitiv zu wenig."
Vizebgm. Johannes Anzengruber

Auswirkungen hat Orange voraussichtlich auf Veranstaltungen. Bei Events mit zugewiesenen Sitzplätzen in geschlossenen Räumen wären maximal 250 Personen erlaubt (im Freien: 500), ohne zugewiesene Sitzplätze 25 (50). Besucher müssten Mund-Nasen-Schutz tragen - auch am Fixplatz und bei Open Airs. In den Schulen entfällt der Musik-Unterricht in Oberstufen-Klassen von den Schulen könnte Homeschooling verordnet werden. Für die Gastronomie bedeutet die Ampelschaltung eine Verlegung der Sperrstunde auf 23 Uhr.

Testungen

„Unabhängig in welcher Farbe die Ampel blinkt, die höchste Priorität haben die Labore, sie müssen die Test-Ergebnisse schneller liefern können. Je schneller diese vorliegen, desto rascher können die Cluster-Ketten nachverfolgt werden, und letztendlich unterbrochen werden“, so Anzengruber „Zum Schulstart haben wir eine Koordinationszelle im Magistrat unter meiner Leitung eingerichtet, die täglich tagt. Als Expertin für den Kindergarten- und Schulstart konnte ich Frau Ao. Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall, IBCLC mit ihren Infektiologen gewinnen, informiert der Einsatzkoordinator des Innsbrucker Corona-Krisenstabes abschließend.

Forderung nach Grundlagen

„Wir müssen mit allen Mitteln einen zweiten Lockdown in der Stadt vermeiden. Daher müssen frühestmöglich wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Dazu braucht es aber eine gesetzliche Grundlage, diese ist jedoch noch immer ausständig. Zahlreiche Rückmeldungen aus der Bevölkerung in meinem Büro heute Vormittag zeigen, dass durch die fehlenden klaren Vorgaben aus dem Gesundheitsministerium, sich allmählich eine Stimmung der Verunsicherung breit macht. Verunsicherungen und Vertrauensverluste sind das Letzte, was wir jetzt in dieser Krisenzeit brauchen“, stellt der Einsatzkoordinator des Innsbrucker Corona-Krisenstabes, Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, besorgt fest. Und Anzengruber wird bei seiner Kritik an Bundesminister Rudolf Anschober im Ton schärfer: „Es scheint der Gesundheitsminister ist mit seiner Ampelregelung völlig überfordert. Man weiß noch immer nicht ganz genau, was die einzelnen Ampelschaltungen für die ausgewiesenen Regionen bedeuten. Dieses Ampel-Chaos muss rasch gestoppt werden. Wir brauchen ein Corona-Ampelsystem bei dem genau jede und jeder weiß, was bei einer Verschärfung zu tun ist.“

Beschleunigung

„Unabhängig in welcher Farbe die Ampel blinkt, die höchste Priorität haben die Labore, sie müssen die Test-Ergebnisse schneller liefern können. Das Ziel ist, diese Ergebnisse innerhalb von 12 Stunden auf den Tisch zu bekommen. Je schneller diese vorliegen, desto rascher können die Cluster-Ketten nachverfolgt werden, und letztendlich unterbrochen werden“, so VBM Anzengruber. „Nehmen wir die Situation ernst, passen wir füreinander auf, jetzt ist Solidarität gefragt, nur gemeinsam können wir Schlimmeres vermeiden“, appelliert VBM Anzengruber an die Bevölkerung abschließend.

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