Mehr Unterstützung nötig
"Ich will nicht 300 Jahre warten!"
Kommt ein Wahlkampf, kommen auch die Versprechen. Nicht anders ist das in der aktuellen Situation, wo die Parteien Gerechtigkeit und Chancengleichheit versprechen. Die SPÖ-Frauen wissen, dass das die meiste Zeit nur heiße Luft ist und kritisieren die Politik auf allen Ebenen.
Die Probleme häufen sich. Der Schulstart, die Preise für Gas, Strom und Lebensmittel fordern besonders die Frauen, die weniger verdienen als Männer. Und in Tirol, wo die Lebenserhaltungskosten höher sind als im Schnitt, ist es noch drastischer. Tirolerinnen verdienen nicht nur 43 Prozent weniger (21.712 Euro im Jahr) als Tiroler (36.064 Euro im Jahr), sondern auch im Österreichschnitt verdienen sie 11 Prozent weniger als andere Österreicherinnen. Dabei geht es nicht einmal darum, dass sie weniger arbeiten würden, denn Sorgearbeit, Hausarbeit und weitere unbezahlte Arbeiten werden von ihnen erledigt – nur nicht finanziell vergütet.
Alleinerzieherinnen: Nur jede zweite Frau bekommt Unterhaltszahlungen
In Österreich gibt es 300.000 Kinder, die von ihren Müttern allein erzogen werden. Ihnen ist die Erwerbstätigkeit in Vollzeit – und damit eine finanzielle Absicherung – kaum möglich. Nur jede zweite Frau erhält außerdem eine Unterhaltszahlung. Selma Yildirim, Innsbrucker Nationalrätin und Landesfrauenvoritzende der Sozialdemokraten, fordert daher radikale Verbesserungen in der Arbeitswelt.
Einkommenstransparenz gefordert
Einer dieser Punkte wäre die Einkommenstransparenz: Ab 25 Beschäftigten sollten Unternehmen beweisen können, dass sie Frauen und Männern in gleichen Arbeitsverhältnissen das gleiche Gehalt zahlen. Auch bei der Kinderbetreuung wünscht sie sich Ansätze, die Gleichberechtigung vorantreiben. "Wo es gesetzliche Regelungen für halbe-halbe in der Kinderbetreuung für Frauen und Männer gibt, ist der Umgang mit Frauen auch gerechter." Sie nennt als Beispiel Norwegen, wo sowohl Männer wie auch Frauen in Karenz gehen, um die ganze Summe an finanzieller Unterstützung erhalten zu können. "300 Jahre, wie der neueste UN-Bericht die Zeitspanne bis zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen prognostiziert, will ich nicht warten. Wir müssen jetzt handeln."
Zu viele Schließtage in Kinderbetreuungseinrichtungen
Landtagsabgeordnete Elisabeth Fleischanderl pocht ebenfalls auf Veränderungen: "Frauen brauchen Planungssicherheit, in der Kinderbetreuung und finanziell." Es brauche eine staatliche Unterhaltsgarantie, die Aufwertung der Elementarpädagogik und einen Rechtsanspruch auf ganztägige, ganzjährige und kostenlose Kinderbetreuung. "Es gibt 32 bis 52 Schließtage in den Kindergärten in Tirol. Da kann man nicht Vollzeit arbeiten", weist auch Yildirim auf die Diskrepanz hin.
Keine Transparenz bei Daten in Tirol
Das Problem fängt allerdings schon mit den fehlenden Statistiken in Tirol an. Seien das nun Daten über Öffnungszeiten und Schließtage von Kinderbetreuungseinrichtungen (wie es außer Vorarlberg und Tirol alle anderen Bundesländer als Kinderbetreuungsatlas führen) oder ein expliziter Frauenbericht, der auf Schieflagen in der Gesellschaft hinweisen könnte. "Der letzte Frauengesundheitsbericht von Tirol wurde 2004 erstellt", erklärt Fleischanderl. "Die Erstellung eines neuen Berichts wurde zwar im Landtag angenommen, schlussendlich soll aber in einen allgemeinen Gesundheitsbericht einfließen."
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