Sensibilität für Missbrauch in Tirol

TIROL. Vor allem die Anzahl der unter dreijährigen Opfer von sexuellem Missbrauch ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dieses Ergebnis und weitere Zahlen präsentierte die Arbeitsgemeinschaft Missbrauch des Landes Tirol.

2010 wurden insgesamt 72 Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen der Jugendwohlfahrt gemeldet. 2009 waren es 105. Angezeigt werden konnten nicht alle Fälle. Im Vorjahr gab es tirol­weit 24 Fälle von Missbrauch an Unmündigen, in denen die Polizei ermittelte. Hinzu kommen 28 Anzeigen von schwerem sexuellen Missbrauch, welcher einem Beischlaf gleichkommt. In Innsbruck waren es im Vorjahr sechs Fälle von Missbrauch und sieben Fälle von schwerem Missbrauch.

Keine Verjährung gefordert
Unter den Opfern waren wesentlich mehr Mädchen als Jungen. Außerdem komme der Großteil der Täter aus der Familie oder dem Verwandtenkreis. „Es ist mir ein großes Bedürfnis, die Sensibilität für solche Ereignisse zu wecken. Man darf nicht wegschauen“, appelliert Sozial-LR Gerhard Reheis. Außerdem fordert er, dass die Verjährung bei sexuellem Missbrauch aufgehoben wird: „Oft können Betroffene erst sehr spät über die Vorgänge sprechen“, begründet Reheis.

Für Edelbert Kohler von der Sicherheitsdirektion liegen die Ziele klar auf der Hand: „Man muss Tätern das Handwerk legen, die sich an Kindern vergreifen. Wir verfolgen aber auch jene rigoros, die Kinderpornos konsumieren. Ohne Nachfrage werden solche Dinge nicht mehr produziert“, so Kohler.

Internet und Kinderpornos
Ein Dorn im Auge Kohlers sind auch Erwachsene, die sich über das Internet das Vertrauen von Kindern erschleichen und zu einem Treffen überreden, wo sie sich dann an den Kindern vergreifen. Gegen dieses Erschleichen des Vertrauens im Internet konnte bisher nicht vorgegangen werden. Eine Gesetzesänderung soll dies nun ermöglichen.

Der Tiroler Kinderschutz ist dafür da, Kinder zu beraten und für Anzeigen oder vor Gericht zu stärken.

Gute und schlechte Geheimnisse
Wichtig ist aber auch die Vorsorge. „Wir gehen in die zweiten Klassen der Volksschulen und zeigen den Kindern die Grenzen auf, vermitteln ihnen den Unterschied zwischen ‚guten‘ und ‚schlechten‘ Geheimnissen“, erzählt Karin Hüttemann vom Kinderschutz. Im Jahr 2010 wurden vom Kinderschutz knapp 870 KlientInnen in knapp 3.900 Gesprächen beraten. Aus Innsbruck stammten dabei rund 247 KlientInnen.

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