Demobilanz
Verschwörungstheorien am Landhausplatz, massiver Einsatz in der Angerzellgasse

Rund 300 Einsatzkräfte der Polizei waren im Einsatz. | Foto: zeitungsfoto.at
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INNSBRUCK. Nach der Kundgebung am Landhausplatz und der Veranstaltung im Waltherpark zieht nicht nur die Exekutive eine Bilanz. Das Treibhaus war wegen einem massiven Polizeieinsatz in der Angerzellgasse unfreiwillig im Lockdown. 

Polizeibilanz

Am Nachmittag des 9. Jänner 2022 fanden in Innsbruck 2 angemeldete Versammlungen statt. Beide Versammlungen, „Für unsere Freiheit“ und „Raven gegen rechts“, verliefen im Allgemeinen friedlich und es kam zu keinen größeren Zwischenfällen. Bei der Versammlung zum Thema „Für unsere Freiheit“, nahmen ca. 6.000 Personen teil. Nachdem sich die Teilnehmer ab ca. 12:30 Uhr am Landhausplatz in Innsbruck sammelten, marschierten sie, nach mehreren Redebeiträgen, ab ca. 15:50 Uhr durch die Innsbrucker Innenstadt. Der Demonstrationszug fand sich schließlich gegen 17:30 Uhr wieder am Landhausplatz ein, wo in weiterer Folge auch die Abschlusskundgebung stattfand. Um 17:50 Uhr wurde die Versammlung für beendet erklärt und es erfolgte der Abstrom der Teilnehmer. Einsatzbilanz: 38 Anzeigen wegen fehlender FFP2-Maske und 12 sonstige Verwaltungsanzeigen (PyroTG, SPG ua).

Festnahmen in der Angerzellgasse, Treibhaus im Lockdown | Foto: Bonvalot/Twitter
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Angerzellgasse

Entlang der Route konnten in der Angerzellgasse, innerhalb des Schutzbereiches der marschierenden Versammlung, in Folge ca. 20-30 Personen festgestellt werden, welche der linken Szene zuzuordnen waren und sich dort offensichtlich zu einer unangemeldeten Gegenversammlung eingefunden hatten. Der vorbeiziehende Demonstrationszug der angemeldeten Versammlung wurde durch Einsatzkräfte der Polizei von dieser unangemeldeten Gegenversammlung abgeschirmt. Mehrere Teilnehmer:innen der Gegenversammlung, welche sich nach begangener Verwaltungsübertretung nach dem Versammlungsgesetz weigerten ihre Identität bekannt zu geben, mussten in Folge vorübergehend festgenommen werden. In Summe wurden hier 21 Anzeigen wegen Übertretung nach dem Versammlungsgesetz erstattet. Einsatzbilanz: 10 Festnahmen aufgrund von Verwaltungsübertretungen und 21 Verwaltungsanzeigen wegen Übertretung nach dem Versammlungsgesetz. Norbert Pleifer schriebt auf Twitter: "Siamo tutti antifascisti - weil 40 Leute am Vorbeimarsch der nationalen Verbrüderung Ecke Angerzellgasse/Museumstrasse skandierten, war das Treibhaus heute zwei Stunden im Lockdown - mit 6 Polizeiautos und 55 Uniformierten wurde unsere Gasse abgeriegelt. Niemand rein, Niemand raus."

Raven gegen Rechts

Bei der Versammlung zum Thema „Raven gegen rechts“, nahmen ca. 200 Personen teil. Es handelte sich dabei um eine Standkundgebung im Bereich des „Waltherpark“ in Innsbruck mit mehreren Redebeiträgen. Bei der Standkundgebung kam es zu keinen besonderen Zwischenfällen. Die Versammlung wurde um 20:00 Uhr für beendet erklärt.

Herbert Kickl teilt gegen Regierungsmitglieder aus. | Foto: zeitungsfoto.at
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Landhausplatz

Um 13 Uhr wurde aus den Lautsprechern "Sunday Bloody Sunday"  der irischen Rockband U2 gespielt. (BezirksBlätter Innsbruck Artikel zum Ablauf der Kundgebung) Das Lied thematisiert den Blutsonntag vom 30. Januar 1972. Eine Songauswahl, die weder zur Veranstaltung noch zum anwesenden Publikum passt. Es folgen zahlreiche Ansprachen mit folgenden Botschaften: Corona existiert nicht, es ist eine Plandemie ((Anmerk. der Red.: Der Ausdruck "Plandemie" oder die englische Version "Plandemic" spielt darauf an, dass eine Pandemie geplant wurde. Die Krise sei als Anlass erfunden, um Interessen und Macht der Urheber durchzusetzen), die Regierung und die Medien sind gekauft, Corona ist der "Great Reset". Im Schutz der parlamentarischen Immunität teilen die freiheitlichen Bundespolitiker in gewohnter Art und Weise im Stile des "politischen Martini" und Wahlkampffieber gegen die Bundesregierung und Landesregierung aus. Markus Abwerzger fordert neuerlich vorgezogene Landtagswahlen im Jahr 2022. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz und Jürgen Wirth Anderlan (Südtiroler Anticoronaaktivist) versuchen ergebnislos im Stile des Viking Clap (legendäre Unterstützung für das isländische Fußballnationalteam) "Freiheit Huh" anzustimmen. Herbert Kickl vergleicht in seiner 30 minütigen Ansprache die Medien mit apportierenden Hunden und die Impfung mit Gammelfleisch. Er unterstellt Bundeskanzler Nehammer oder wie er ihn nennt "den Pfizer-Koarl" Lüge im Bezug auf seine Coronainfektion. Mehrfach werden Regierungsmitglieder durch Namensbashing beleidigt. Vor allem betont Kickl: "Das ist der Umbau, der Reset, der über den ganzen Globus führt: Sie wollen uns alle umprogrammieren." Außer Sarah Haslacher, die vereinzelt moderieren darf, gibt es keine Rednerin. Die Durchsagen betreffend Maskenpflicht und Abstand werden nicht befolgt.

Spaziergang

Nach über zwei Stunden Ansprachen wird ein Spaziergang durchgeführt. Im Stile der legendären Faschingsumzüge fährt der LKW mit Polizeischutz voraus und beschallt das Publikum mit alten Gassenhauern. Zu "Hot Stuff" und BoneyM-Songs marschieren die Teilnehmer um die Innenstadt. Unterbrochen durch einen weiteren Redner: "In Afrika gibt es die wenigsten Infizierten und Todesfälle", erklärt Gerald Hauser: "Je geringer die Impfquote umso gesünder die Bevölkerung.", Vor dem TT-Gebäude wird einmal mehr "Lügenpresse" skandiert. Herbert Kickl wird beim Spaziergang von zahlreichen Polizeibeamten geschützt. Gegen 18 Uhr wird die Kundgebung am Landhausplatz beendet.

Kundgebung mit unterschiedlichen Parolen am Landhausplatz. | Foto: zeitungsfoto.at
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Kritik

NEOS Klubobmann Dominik Oberhofer: "Billiger Stimmenfang für die Gemeinderatswahlen in sechs Wochen!“ Sowohl MFG als auch die FPÖ würden hoffen mit dem Thema politisch erfolgreich zu sein, urteilt Oberhofer. Besonders verwerflich für ihn an der Sache: „Doppelt geimpfte und damit geschützte Redner, wie etwa FP-Klubobmann Markus Abwerzger wettern gegen die Impfung und deren Wirksamkeit. Dass das nicht zusammen geht muss doch jedem klardenkenden Menschen auffallen“ wundert sich der pinke Klubchef abschließend: „Vor welchen Karren lässt sich Abwerzger für ein paar Stimmen bei der Gemeinderatswahl hier spannen?“

FPÖ-Bilanz

Die Bilanz der freiheitliche Spitz fällt erwartungsgemäß positiv aus: „Das Signal, das heute hier aus Innsbruck gesendet wurde, war über Tirol hinaus uns bis nach Wien zu hören. Umso deutlicher musste es auch Landeshauptmann Platter vernehmen, dessen schwarz-grüne Truppe genauso rücktrittsreif ist wie die Chaos-Regierung des Herrn Nehammer in Wien“, meint Markus Abwerzger. In einfachen Funktionärskreisen, die vor allem im Gemeinderatswahlkampf im Einsatz sind, fällt die Bilanz nicht so positiv aus. Die Teilnehmerzahl von 6.000 Menschen ist für die massive Bewerbung als auch den Aufgebot von Spitzenfunktionären mehr als übersichtlich und auch inhaltlich ist man über die Corona-Verschwörungstheorie nicht besonders erfreut.
 
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