Innsbruck trägt Trauer
Helmut Kritzinger war prägende politische Persönlichkeit

Helmut Kritzinger ist im Alter von 95 Jahren verstorben.  | Foto: TSB
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Helmut Kritzinger, Mitglied des Bundesrats von 2002 bis 2008, ist am 28. Oktober 2023, im Alter von 95 Jahren verstorben. Der Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich und des Verdienstkreuzes des Landes Tirol war im ersten Halbjahr 2008 Präsident des Bundesrats.

INNSBRUCK. Helmut Kritzinger, am 15. August 1928 in Sarnthein in Südtirol geboren, besuchte nach der Matura die Lehrerbildungsanstalt und war von 1953 bis 1958 Volksschullehrer. Danach wurde er Journalist und war zuletzt Sekretär im Sozialbereich des Tiroler Seniorenbundes. Politisch aktiv war er ab 1953, unter anderem als Obmann der Südtiroler Volkspartei im Sarntal. Mitglied des Gemeinderats in Innsbruck wurde er 1983 und blieb es bis 2018. Ab 1972 war er Bezirksobmann des Seniorenbunds Innsbruck und von 1997 bis 2019 Landesobmann des Tiroler Seniorenbundes. "Helmut Kritzinger war bis zuletzt politisch für Österreich im Einsatz", sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. "Besonders hat er sich für die Anliegen Südtirols eingesetzt und für die Anliegen der Seniorinnen und Senioren. Mein tief empfundenes Beileid gilt in diesen schweren Stunden seinen Hinterbliebenen."

Kritzinger war von 1983 bis 2018 Mitglied des Gemeinderates in Innsbruck. | Foto: VP
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Zum Gedenken

Der mit Plänen und Vorhaben ausgestattete Gründer des Tiroler Seniorenbundes, versehen bis ins hohe Alter mit bewundernswerter Energie und beneidenswerter guter Kondition, schloss am 28. Oktober in seiner Heimat Sarnthein im Alter von 95 Jahren die Augen. Der ehemalige Bundesratspräsident und langjährige Tiroler ÖVP-Politiker Helmut Kritzinger, der am 15. August 1928 in Sarnthein zur Welt kam, musste seine Heimat im Gefolge des Südtiroler Freiheitskampfes in den1960er-Jahren fluchtartig verlassen nachdem er zuvor acht Monate in Gefängnissen verbracht hatte und dort misshandelt wurde. Er floh nach Tirol fliehen und kam ins Büro das damaligen Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer, der ihm 1963 den Auftrag zum Aufbau einer schlagkräftigen Seniorenorganisation gab. Von 1963 bis 1977 bekleidete er die Funktion des Landessekretärs des Tiroler Seniorenbundes. Er unterstützte hauptamtlich den damaligen Landesobmann Georg Schärmer. Ab 1972 war Kritzinger Bezirksobmann des Seniorenbundes in Innsbruck und ab 1997 Landesobmann des Tiroler Seniorenbundes. Der Heimgegangene leistete ganze Arbeit: Mit 28.0000 Mitgliedern in 255 Ortsgruppen ist der Tiroler Seniorenbund heute eine gesellschaftlich wie politisch nicht zu unterschätzende Kraft. Der ausgebildete Lehrer, der auch als Journalist arbeitete, war Abgeordneter zum Bundesrat, in dem er im ersten Halbjahr 2008 die Präsidentschaft innehatte. Auch saß er Jahrzehnte im Innsbrucker Gemeinderat.

Der Vater von sechs Kindern war von 1997 bis 2019 Landesobmann des Tiroler Seniorenbundes. Auch war er von 1972 bis 1. Juli 2022 Bezirksobmann des Seniorenbundes Innsbruck und hat am 26. April 2019 beim 16. ordentlichen Landestag des Tiroler Seniorenbundes sein Lebenswerk an die Landesrätin a.D. Patrizia Zoller-Frischauf übergeben.

Kritzingers Eltern waren Wirtsleute und Landwirte. Der Schweizer-Hof war sein Heimathaus. Nach der Grundschule im Ort durfte er dann sogar aufs Gymnasium nach Brixen, was damals außergewöhnlich war. 1953 wurde er schließlich Volksschullehrer in Sarnthein. Und da lernte er auch seine Frau Erika, eine gebürtige „Vintschgerin“, kennen. Sie kam als junge Lehrerin von Schlanders nach Sarnthein. „In dieser Zeit war ich auch schon politisch aktiv“,so Helmut Kritzinger. „Ich war damals Obmann der SVP von Sarnthein. Und in dieser Funktion wurde ich 1956 auch in den Landesparteivorstand gewählt. Damals wurden die Mitglieder noch gewählt. Ich bekam die meisten Stimmen“, erinnert sich Kritzinger. Die Beisetzung des Verstorbenen findet am 2. November in seiner Heimatgemeinde Sarnthein statt.  (Dr. Heinz Wieser)

In Memoriam Helmut Kritzinger

"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser langjähriges Parteimitglied Helmut Kritzinger im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Die Tiroler Volkspartei, allen voran Landesparteiobmann LH Anton Mattle und Klubobmann LAbg. Jakob Wolf, sind tief betroffen über den Verlust von Helmut Kritzinger", teilt die Tiroler VP in einer Aussendung mit. In enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeshauptmann Eduard Wallnöfer begründete Kritzinger den Tiroler Seniorenbund. Er war lange Zeit als herausragender Politiker in der Landeshauptstadt oder als Tiroler Bundesrat in Wien aktiv. Einer seiner politischen Höhepunkte war zweifellos der Vorsitz im Bundesrat. „Mit Helmut Kritzinger verlieren wir einen überzeugten Vertreter und einen besonderen Freund der Tiroler Volkspartei.

Helmut Kritzinger setzte sich unermüdlich für die Anliegen der Seniorinnen und Senioren in Tirol und darüber hinaus ein. Ein besonderes Anliegen waren ihm Zeit seines Lebens die engen Beziehungen zwischen Tirol und Südtirol sowie die gelebte Europaregion. Sein Wirken in Politik und Gesellschaft wurde durch zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt.

Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden von Helmut Kritzinger. Das Land Tirol und die Tiroler Volkspartei werden ihm stets ein würdiges und ehrendes Andenken bewahren“, spricht Landesparteiobmann LH Anton Mattle seine Anteilnahme aus. "Mit Helmut Kritzinger verliere ich einen langjährigen guten persönlichen Freund und Mentor, von dem ich in meiner politischen Arbeit unglaublich viel lernen konnte und der mich tief geprägt hat. Sein Fehlen wird schmerzlich sein", äußert sich VP-Klubobmann Jakob Wolf: „Mit Helmut Kritzinger verliert die Volkspartei auch ein politisches Vorbild und einen treuen Wegbegleiter. Er war ein bodenständiger und geradliniger Vertreter der Senioren in unserem Land. Kritzinger hat unsere Gesinnungsgemeinschaft über viele Jahre organisatorisch und ideell entscheidend geprägt.“

Seniorenbund trägt Trauer

„Mit Helmut Kritzinger verlieren wir einen ganz großen Tiroler ,der ein zutiefst politischer Mensch war und dem die Anliegen der Senioren sowie die enge Kooperation des Bundeslandes Tirol mit Südtirol in der Euregio Tirol eine Lebensaufgabe war. Helmut Kritzinger wird uns als Mitbegründer des Tiroler Seniorenbundes immer in Erinnerung und Vorbild bleiben, vor allem sein unermüdlicher selbstloser Einsatz und seine Bescheidenheit“, so Landesobfrau Patrizia Zoller-Frischauf. Der Tiroler Seniorenbund wird in Innsbruck einen eigene Gedenkgottesdienst feiern, der zeitgerecht angekündigt wird. 

"Hat Kommunalpolitik geprägt"

Helmut Kritzinger, der wegen "antinationaler Propaganda" aus Italien fliehen musste, war nach kurzer Tätigkeit bei den Tiroler Nachrichten gemeinsam mit LH Eduard Wallnöfer Mitbegründer des Tiroler Pensionistenverbandes, der später in Tiroler Seniorenbund umbenannt wurde. Ab 1972 war er Bezirksobmann des Seniorenbundes Innsbruck und ab 1997 Landesobmann des Tiroler Seniorenbundes. Unter seiner Führung kandidierte der Innsbrucker Seniorenbund eigenständig bei den Gemeinderatswahlen. Von 1983 bis 26. April 2018 war Kritzinger Gemeinderat in Innsbruck. 1989 erreichte die Innsbrucker Liste TSB sogar 5,9 Prozent der Stimmen. Bei der Wahl 2018 ging der Seniorenbund mit dem neuen Spitzenkandidaten Mag. Reinhold Falch ins Rennen. Kritzinger wurde auf eigenen Wunsch auf Platz zwei gereiht und schied daher im Gemeinderat aus. Seine Funktion als Bezirksobmann des Seniorenbundes Innsbruck endete 2021. „Helmut Kritzinger hat die Innsbrucker Kommunalpolitik über Jahrzehnte geprägt, insbesondere als Gemeinderat über 35 Jahre. In seiner Funktion als amtsführender Gemeinderat war er zeitweise auch Wohnungsreferent der Stadt Innsbruck. Seine Verdienste für die Stadt Innsbruck im sozialen Wohnbau, bei der Bauoffensive für Seniorenheime, bei der Gründung der Seniorenstuben und beim Öffi-Seniorentickets sind beachtlich. Sein Lebensweg spiegelt einen Menschen wider, der trotz Herausforderungen und Verfolgung unbeirrt seinen Weg gegangen ist", würdigt der Innsbrucker VP-Stadtparteiobmann LA Christoph Appler den verstorbenen Politiker.

Verdiente Persönlichkeit

In der Zeit von 2006 - 2012 war Kritzinger durch die Koppelung der Listen „Hilde Zach - Für Innsbruck“ mit dem „Tiroler Seniorenbund“ Teil des gemeinsamen Gemeinderatsklubs. Mit seinem Tod verliert Innsbruck eine seiner verdientesten Persönlichkeiten. Für Innsbruck spricht den Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid aus und wird Helmut Kritzinger stets ein ehrendes Andenken bewahren. “Mit Helmut Kritzinger verliert Innsbruck eine herausragende Persönlichkeit mit einer bewegenden persönlichen Geschichte. Ich erinnere mich gerne an seinen unermüdlichen Einsatz für die Seniorinnen und Senioren, indem er stets den Blick auf die Gesellschaft aus der Perspektive der älteren Menschen eingebracht hat. Das hat dem Gemeinderat und dessen Entscheidungsfindung stets gut getan“, so Für Innsbruck Obfrau StR Christine Oppitz-Plörer. „Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt besonders Helmut Kritzingers Familie aber auch allen Freunden und Wegbegleitern. Für Innsbruck wird Helmut Kritzinger aufgrund seiner enormen Verdienste für die Stadt Innsbruck, dem Land Tirol, der Republik Österreich und vor allem für seine geliebte Heimat Südtirol stets ein ehrendes Andenken bewahren“, schließt Oppitz-Plörer stellvertretend für den Gemeinderatsklub und den Verein Für Innsbruck.

Kritzinger war gemeinsam mit LH Eduard Wallnöfer Mitbegründer des Tiroler Pensionistenverbandes, der später in Tiroler Seniorenbund umbenannt wurde. | Foto: VP
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