WK-Tirol
Klarer Appell der Wirtschaft und Opposition gegen Schulschließungen

Kommt in den nächsten Tagen wieder das Distance-Learning? | Foto: Anna Richter-Trummer
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TIROL. WK-Präsident Christoph Walser warnt vor weitreichenden negativen Folgen eines Bildungslockdowns. Aktuell werden angesichts weiter steigender Corona-Zahlen immer wieder Schulschließungen als möglicher Lösungsansatz ins Spiel gebracht. Für den Präsidenten der Tiroler Wirtschaftskammer, Christoph Walser, ist das absolut keine Option.

Große Herausforderungen für Betriebe

„Schließungen von elementaren Bildungseinrichtungen sind sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus gesellschaftspolitischer Sicht abzulehnen. Sie brächten sowohl für die Kinder als auch Betriebe und Beschäftigte gravierende Nachteile. Wir können eine Gesundheitskrise nicht auf dem Rücken unserer Zukunft, der Jüngsten in unserer Gesellschaft, bewältigen", so Walser. Er betont, dass ein solcher Schritt auch viele Klein- und Mittelbetriebe, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie viele Ein-Personen-Unternehmerinnen vor nicht bewältigbare Herausforderungen stellen würde.

Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer | Foto: © WKT
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Keine Rechtfertigung für Schließungen

„Es gibt keinerlei wissenschaftliche Evidenz, die einen solchen Schritt rechtfertigen würde. Die Folgen und Auswirkungen wären sowohl für Kinder und Jugendliche wie auch für die Eltern gravierend und weitreichend", erklärt Martina Entner, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft und Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer.

Tausende Tiroler UnternehmerInnen wären von einer derartigen Maßnahme, die wieder intensive Betreuungspflichten bzw. Distance Learning und Home-Schooling mit sich bringen würden, massiv betroffen. Entner dazu: „Rund zwei Drittel aller weiblichen Selbstständigen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU), also im Job auf sich alleine gestellt. Wir wissen zudem aus aktuellen Umfragen, dass es nach wie vor zumeist die Frauen sind, die die Doppelbelastung von Job und Familie bzw. betreuungspflichtigen Kindern stemmen müssen. Gerade auch der erste Lockdown mit wochenlangen Schulschließungen hat alle Frauen in der Wirtschaft – Unternehmerinnen wie auch Unselbstständige – oftmals über die Maßen gefordert.“

Hohe Kosten durch Schließungen

Walser und Entner erklären unisono: „Gerade aus ökonomischer Sicht ziehen coronabedingte Schließungen von Pflichtschulen und Kindergärten hohe individuelle und gesellschaftliche Kosten nach sich und sollten nur bei ausreichender gesundheitlicher Begründung in Betracht gezogen werden. Dies liegt allerdings nicht vor.“
Für sie unterstreichen die Auswertungen der Infektionszahlen klar, dass Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter deutlich weniger von Covid-19 betroffen sind als die anderen Altersgruppen. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien werde zudem vor allem die sehr geringe Rolle von Kindern in elementarpädagogischen Einrichtungen hervorgehoben.

SPÖ bringt Antrag ein

Die SPÖ Tirol will auch einen drohenden Bildungslockdown mit allen Mitteln verhindern. Sie fordert die Landesregierung in einem Dringlichkeitsantrag daher auf, sich beim Bund aktiv und laufend für das Offenhalten der Pflichtschulen einzusetzen. Der Antrag wurde am heute (12.11) eingebracht und wird nächste Woche im Tiroler Landtag behandelt.
„Wir brauchen keinen Bildungslockdown, sondern endlich ein vernünftiges, evidenzbasiertes und vorausschauendes Krisenmanagement“, erklärt Georg Dornauer, Landesparteivorsitzender und Klubobmann der neuen SPÖ Tirol. Er fährt fort: „Wir wissen, dass gerade Kinder aus einkommensschwachen Familien ganz besonders unter den Schulschließungen leiden - weil die digitalen Geräte für das Distance Learning fehlen, der Platz in der Wohnung knapp ist oder die Eltern schlicht und ergreifend nicht die Zeit und die Ressourcen haben, die Schülerinnen und Schüler beim Erarbeiten der Lerninhalte zu unterstützen. In diesem Sinne wäre es nur eine Frage der Zeit, bis eine ‚Generation Corona‘ tatsächlich Realität werde - mitsamt den vielfältigen negativen Auswirkungen für die Betroffenen und unsere Gesellschaft insgesamt. Das muss mit aller Kraft verhindert werden.“

Für Benedikt Lentsch, SPÖ-Bildungssprecher im Tiroler Landtag, ist klar: „Bundes- und Landesregierung haben den Sommer und die notwendige Vorbereitung auf einen absehbaren Anstieg der Corona-Fallzahlen verschlafen. Das gilt auch für den Bildungsbereich. Die Stadt Wien hatte bereits zum Schulstart eine treffsichere Teststrategie für Bildungseinrichtung parat, Bund und Land Tirol haben hier wichtige Zeit verloren.“

FPÖ kritisiert Tiroler Landesregierung

„Anstatt Eltern und Schüler weiterhin mit dem über ihrem Alltag schwebenden Damokles-Schwert des Distance Learnings zu verunsichern, sollte auf Basis aktueller Experten-Aussagen, wonach der Fernunterricht auf das Infektionsgeschehen keinen Einfluss zeigt, damit ein für alle Mal Schluss sein“, fordert der freiheitliche Bildungssprecher im Tiroler Landtag LAbg. Christofer Ranzmaier eine Rückkehr auch der Oberstufenschüler in deren Klassenzimmer.

„Insbesondere den Maturajahrgängen gegenüber, ist das aktuelle Vorgehen derschwarz-grünen Regierungspolitiker in Bund & Land mehr als unfair, weil gerade der Druck in der Phase der Maturavorbereitung extrem hoch ist, von dieser Gruppe wird vor allem psychisch viel abverlangt wird“, erklärt er abschließend.

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