Eine Floridsdorferin auf dem steinigen Weg in die große Filmwelt

"Fürs Filmemachen braucht man einen langen Atem", sagt die Jungregisseurin Monika Grassl. | Foto: Privat
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  • "Fürs Filmemachen braucht man einen langen Atem", sagt die Jungregisseurin Monika Grassl.
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Wie schafft man es von Floridsdorf in die große Filmwelt?
MONIKA GRASSL: Als ich in Floridsdorf zur Schule ging, hätte ich mir nie gedacht, später einmal Filme zu machen. Ich habe mich immer sehr für Menschen interessiert und mich gefragt, wie es wäre, in einer anderen Haut zu stecken. Irgendwann bin ich aufs Filmemachen gekommen. Ich habe aber noch nicht das Gefühl, richtig in der großen Filmwelt angekommen zu sein. Jedes Projekt ist ein neuer Kampf und die Konkurrenz ist groß.

Wie bist du auf das Thema deines preisgekrönten Filmes gekommen?
Bei meiner ersten Reise durch Ghana bin ich dort auf die Situation der Frauen aufmerksam geworden. Frauen sind in den Städten relativ emanzipiert – auf der Universität gibt es sogar eine Art Frauenquote. Am Land sieht die Situation jedoch ganz anders aus: Frauen sind in erster Linie fürs Kinderkriegen und den Haushalt zuständig. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf die Flugschule für Mädchen gestoßen.

Dein Film befasst sich mit gescheiterter Entwicklungshilfe. Ist das ein Einzelfall?
Man darf hier nicht pauschalisieren. Es gibt sicher gute Entwicklungshilfeprojekte. Allerdings sind gescheiterte oder unnötige Projekte kein Einzelfall. Ich möchte nicht die gesamte Entwicklungshilfe verdammen, aber es läuft in diesem Sektor viel falsch. Was ich kritisiere, ist die Haltung wie Afrikanern begegnet wird. Europäer geben sich oft als die weißen Retter aus, die "zurückgebliebene Afrikaner" mit westlichen Methoden „retten“ wollen. Auf der anderen Seite müssen sich aber auch die Afrikaner vom „weißen Mann“ emanzipieren.

Kann Entwicklungshilfe einen Beitrag leisten, die Menschen vor Migration nach Europa abzuhalten?
Wenn Entwicklungshilfe Afrikaner als gleichwertige Partner miteinbezieht, könnte das Perspektiven vor Ort schaffen. Allerdings flüchten die Menschen in erster Linie vor Kriegen, Gewalt und extremer Not. Neben einigen größenwahnsinnigen afrikanischen Politikern, die Kriege führen, haben westliche Staaten und Institutionen wie Weltbank und Internationaler Währungsfond eine Mitschuld an der Situation in Afrika. Die Handelsbeziehungen sind nicht fair und der Kontinent wird als Rohstofflieferant ausgebeutet. Solange sich das nicht ändert, sind Entwicklungsprojekte nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Du lebst zwischen Paris und Ludwigsburg, warst viel in Afrika. Wien ist zum 7. Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt worden. Siehst du das auch so?
Eigentlich wollte ich immer weg aus Wien. Das lag aber nicht an der Stadt, sondern weil ich mir dachte, die Welt ist so groß – warum immer nur an einem Ort leben? Ich habe diese Lebensqualität in Wien erst wahrgenommen und zu schätzen gelernt, als ich schon längere Zeit nicht mehr in Wien gelebt habe. Viele Wiener, übrigens auch ich, haben ja die Tendenz zu nörgeln, obwohl es uns eigentlich im Vergleich wahnsinnig gut geht. Vielleicht sollte ich mal einen Film darüber machen.

Wie beurteilst du den Filmstandort Österreich?

Österreich ist einerseits ein kleines Land, wo das Geld und die Möglichkeiten sehr begrenzt sind. Auch der ORF hat lange Zeit nur unzureichend in den österreichischen Film investiert. Andererseits ermöglicht es unser Fördersystem, im Gegensatz zu Deutschland, Filme auch unabhängig vom Fernsehen zu produzieren. Dadurch konnte man in Österreich viel mehr experimentieren. Viele Filmemacher, gerade auch Dokumentarfilmer, konnten durch diese Freiheit innovative Filme mit einer eigenen Filmsprache verwirklichen. Meist waren es genau diese unkonventionellen Filme, die international sehr erfolgreich waren.

Hier geht's zum Filmtrailer.

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