Unsere Erde: Besuch beim ABV Westtirol
"Nimm bitte den Müll mit runter..." - Und dann?

Täglich kommen zahlreiche LKW's mit Müll am ABV Westtirol an.  | Foto: Siegele
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  • Täglich kommen zahlreiche LKW's mit Müll am ABV Westtirol an.
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LANDECK/IMST (tth/sica). "Der Prantauer" holt einmal im Monat denn Müll, aber was passiert danach? Die wenigsten wissen wirklich wo der gesamte Müll, der nicht mehr weiter recycelt werden kann, aus den Bezirken Landeck und Imst hingebracht wird und was damit passiert. Die BEZIRKSBLÄTTER haben sich den Abfallbeseitigungsverband (ABV) Westtirol  genauer angeschaut. 

Ungewöhnlicher Arbeitsplatz

"Als Kind habe ich mir noch nicht so viele Gedanken um Müll gemacht. Ich habe dann Ökologie studiert und jetzt ist der ABV Westtirol seit 3 Jahren mein Arbeitsplatz. Es ist eine sehr spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit!", erklärt Eva-Maria Weinseisen, Abfall- und Umweltberaterin des ABV Westtirol. Sie ist Deponieleiterin, Biologin, sorgt für die Einhaltung strikter Vorgaben und Richtlinien und ist verantwortlich für sämtliche Kontrollen, so beispielsweise die Eingangskontrolle.

Eva Maria Weinseisen - Deponieleiterin des ABV Westtirol | Foto: Siegele
  • Eva Maria Weinseisen - Deponieleiterin des ABV Westtirol
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In der Männerdomäne hat sie die Hosen an und entscheidet darüber ob der Müll angenommen wird, oder nicht. Und hier ist Eva streng: "Wer nicht sauber trennt, muss seinen Müll wieder mitnehmen und nochmal nachsortieren." Zudem kontrolliert sie das Sickerwasser mithilfe der umliegenden Grundwasserbrunnen, damit keine schädlichen Flüssigkeiten ins Ökosystem gelangen. Bei Gasmessungen beobachtet die Landeckerin die Saugleistung, klimaschädliche Gase werden durch ein komplexes Röhrensystem in der gesamten Anlage abgesaugt, damit sie nicht an die Umwelt freigegeben werden. Nur eines stört Eva an ihrem Reich: "An den Geruch gewöhnt man sich nie." 

Wenn die Deponie voll ist wird sie anschließend bepflanzt.  | Foto: Siegele
  • Wenn die Deponie voll ist wird sie anschließend bepflanzt.
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Endstation Deponie 

Als wir unsere Tour durch den ABV Westtirol beginnen, kommt gerade ein Müllauto angefahren. Zuerst werden die LKWs die den Müll anliefern gewogen. Zirka 100 Tonnen Rest- und Sperrmüll kommen pro Tag am ABV an. Acht Mitarbeiter sind für die Aufbereitung von Rest- und Sperrmüll, Baurestmasse und Bioabfall verantwortlich.

Täglich kommen zahlreiche LKW's mit Müll am ABV Westtirol an.  | Foto: Siegele
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Nicht mehr recyclebarer Bauschutt wie zum Beispiel Gips oder Heraklith, wird auf der Baurestmassendeponie am Gelände des ABV Westtirol abgelagert und verdichtet. Bei den jährlich 4.000 bis 5.000 Tonnen sind keine sortenreinen Ziegel oder Asphalt dabei, diese Materialien werden wieder aufbereitet und bekommen ein neues Leben als Baustoff.  

Foto: Siegele

Weitertransport in die Müllverbrennungsanlage

19.000 Tonnen an Rest- und Sperrmüll kommen jährlich beim ABV Westtirol zusammen. Sperrmüll, der wie es der Name sagt sperrig, also sehr groß ist, wird geschreddert und mit dem Restmüll vermischt. Dieser Müll kommt in die Abfallverbrennungsanlage in Linz oder Wels. Ungefähr vier volle LKWs fahren täglich von Roppen in eine der Verbrennungsanlagen. "Leider lässt sich der Transport von Tirol bis nach Oberösterreich nicht vermeiden. Unser Bundesland hat zu wenig Müll für eine eigene Verbrennungsanlage die durchgehend in Betrieb ist. Durch den großen Energieaufwand bei mehrmaliger Ein- und Abschaltung ist es deshalb effizienter den Müll in den wenigen Anlagen in Österreich gesammelt zu verbrennen", erklärt uns Eva.

In dieser Halle wird der Restmüll gelagert bevor er in die Verbrennungsanlage nach Wels gebracht wird.  | Foto: Siegele
  • In dieser Halle wird der Restmüll gelagert bevor er in die Verbrennungsanlage nach Wels gebracht wird.
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Vom Biomüll zum Kompost und Strom 

Der ABV Westtirol besitzt eine in Tirol einzigartige Biogasanlage. Zu Beginn des Prozesses der in ungefähr einem halben Jahr aus Bioabfällen, Baum und Strauchschnitt, nährstoffreichen Kompost, Dünger und auch Strom macht, steht wieder die Anlieferung des Rohstoffs.
Jährlich werden 13.000 Tonnen Biomüll aus Haushalten und der Gastronomie am AVB abgegeben, dazu kommen zusätzlich 8.000 Tonnen Baum- und Strauchschnitt sowie Mähgut.

Biogasanlage | Foto: Siegele

Biomüll wird häufig in allen möglichen Verpackungen entsorgt, vom komplett falschen Plastiksack bis hin zu den vermeintlich kompostierbaren Säcken aus Maisstärke. "Biomüllsäcke sind natürlich besser, aber auch diese verrotten in unserer Anlage nicht schnell genug und müssen trotzdem ausgesiebt werden. Optimal sind Papiersäcke oder wenn der Biomüll nur in Zeitungspapier verpackt wird," erklärt uns Eva am Beginn der Führung durch die Biogasanlage.
Es gibt leider immer noch viel zu viele Fehlwürfe im Biomüll. Wir finden Plastikflaschen, Getränkedosen, Besteck, Tetra-Packs und vieles mehr, das alles nicht in den Biomüll gehört. "Diese Fehlwürfe müssen aufwendig aussortiert werden. Die Entsorgung dieser Fehlwürfe kostete im vergangenen Jahr 130.000€", gibt die Biologin zu bedenken.

Foto: Siegele

Nach der Anlieferungshalle kommt der gesamte Biomüll in die Aufbereitungshalle. Hier werden die Säcke aufgerissen und über Förderbänder zur Siebmaschine befördert, wo "falscher" Müll wie Plastik ausgesiebt wird. Dieser erste Siebrest machte im vergangenen Jahr 700 Tonnen aus. 
Im Magnetabscheider werden Metalle entfernt und anschließend wird der gesäuberte Müll zerkleinert. Das ganze kommt in einen Bunker und wird mit Wasser zu einem Brei vermengt. Im Fermenter beginnt der eigentliche Abbauprozess. Das Material wird in 21 Tagen in einem Pfropfenstrom durch die Anlage in der methanogene Bakterien arbeiten bei einer Temperatur von ca. 50°C zersetzt.

Foto: Siegele

Aus dem Biogas das dabei entsteht wird im Blockheizkraftwerk Strom erzeugt, der zum einen den kompletten Betrieb versorgt und der Rest ins TINETZ eingespeist wird. Außerdem setzt sich ein Dünger ab der von Landwirten an einer eigenen "Tankstelle" abgeholt werden kann. Nach diesem ersten Zersetzungsprozess kommt die  Masse für 14 Tage in die Aerobisierungshalle. Bei 70°C wird hier Sauerstoff zugeführt der den Zersetzungsprozess weiter vorantreibt. In der letzten Station der sogenannten Rottehalle wird der Kompost 3-4 Monate gelagert, von unten belüftet und mit einem Umsetzungsgerät immer wieder beregnet.

Foto: Siegele

In diesem Rohkompost befinden sich immer noch Stoffe die nicht hinein gehören. Deshalb wird der Kompost ein weiteres Mal gesiebt. 1000 Tonnen Siebrest, der vor allem aus kleinen Plastikpartikeln oder zu großen Holzstücken besteht, wurden letztes Jahr ausgesiebt und kamen in die Verbrennungsanlage.

Der Kompost kann kostenlos beim ABV abgeholt werden.  | Foto: Siegele
  • Der Kompost kann kostenlos beim ABV abgeholt werden.
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Der "schöne" Kompost der übrig bleibt (jährlich rund 4.000 Tonnen) wird vom ABV an Recyclinghöfe in den Bezirken verteilt und verschenkt. Er hat aufgrund der genauen Aufbereitung eine sehr hohe Qualitätsklasse. "Trotzdem ist es oft schwierig, den Kompost an Mann und Frau zu bringen", erzählt uns Eva. An alle (Hobby)Gärtner oder Leute die Kompost in irgendeiner Art verwenden können: Der Kompost kann direkt beim ABV kostenlos abgeholt werden und es wird im April auch wieder eine Kompostaktion in der Landecker Malserstraße geben.

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