Wenig Schnitt und viel Ertrag
Hans Kern weiß, wie man alte Obstbäume richtig schneidet und naturnah leben lässt.
Wenn man den Streuobstgarten von Hans Kern in Oberrakitsch betritt, glaubt man sich in einer anderen Welt. Die Baumstämme sind weiß, am Boden unter den rund 100 Bäumen liegt Altholz vermischt mit Mähgut und Laub. „Ich mache Flächenkompostierung mit natürlichem, pflanzlichen Material“, beschreibt der erfahrene Landwirt seine Düngemethode. Die weiße Farbe der Stämme kommt von einem jährlichen Anstrich, zu dem Kern eine Mischung aus Kalk, Lehm und Kuhdung verwendet. Der Anstrich hat mehrfache Funktion. Er reflektiert das Sonnenlicht und bewahrt so die Rinde vor dem Aufspringen. Außerdem hält diese glatte bestrichene Rinde das Ungeziefer ab. „Meine Bäume brauche ich daher nicht zu spritzen“, erklärt Kern. Auf rund einem Hektar wachsen zahlreiche alte Obstsorten: Schafnase, Zigeuneräpfel, Ilzer Rose, Wälisch Brunner, Lederapfel, Haferbirne, Mostbirne oder auch die Ungarische Beste, eine Marillensorte.
Neben Flächenkompostierung und Baumanstrich sind für Kern aber auch das richtige Pflanzen und der richtige Baumschnitt wichtig für großen Ertrag. Den Jungbaum soll man nicht zu tief setzen. Besonders wichtig ist der Erziehungsschnitt nach zwei bis drei Jahren. Drei bis vier Leitäste soll man dabei lassen. Die Mitte bleibt frei, damit der Baum genug Licht und Luft bekommt.
Schnittkurs
Wenn der Baum dann einmal viel trägt, ist kaum noch Schnitt notwendig. „Der Baum braucht die Nährstoffe dann mehr für die Frucht und nicht für neue Triebe“, erklärt Kern.
Seine Erfahrungen möchte der Landwirt am 17. März bei einem Schnittkurs ab 9 Uhr in seinem Obstgarten mitten in Oberrakitsch in der Gemeinde Eichfeld weitergeben. Organisiert wird der Kurs von der Berg- und Naturwacht, Ortsgruppe Weinburg. Der Kurs ist für Teilnehmer gratis, für Jause und Getränke ist gesorgt. Anmelden kann man sich bei Hans Kern unter der Telefonnummer 0664 9229676.
Kleine Schnittkunde für Obstbäume
Beim Setzen und Schneiden von alten Obstsorten ist zu beachten:
- Jungbaum nicht zu tief eingraben, der Baum geht mit Wurzeln selbst in den Boden
- Hasengitter um Wurzelballen als Wühlmausschutz
- Im ersten Jahr nicht düngen
- Nach zwei bis drei Jahren Erziehungsschnitt machen und dabei drei bis vier Leitäste lassen
- Flächenkompostierung mit Altholz, Mähgut und Laub ersetzt Kunstdünger und Mist
- Baumanstrich mit Mischung aus Kalk, Lehm und Kuhdung ersetzt das Spritzen
- Nach sieben bis acht Jahren soll der Baum so viele Früchte tragen, dass nicht mehr viel Baumschnitt notwendig ist.
walter.schmidbauer@aon.at
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