Der Baumeister ist zurück
"Biberschäden" und ihre positiven Seiten

Brigitte Komposch vom Ökoteam verweist auf die Wichtigkeit des Bibers, der auch in der Südsteiermark vermerkt Spuren hinterlässt. Die Arbeit des "Baumeisters" bringt großen Nutzen für den Menschen.

STEIERMARK. Entlang der Sulm, Laßnitz und Mur - Baumeister Biber ist mittlerweile nicht nur in der Südsteiermark sondern steiermarkweit fleißig zurück und fühlt sich wohl. Doch nicht überall ist er herzlich willkommen.

"Auch wenn das Auftreten des Bibers bei Betroffenen oft Ärger und Unmut hervorruft, darf nicht vergessen werden, dass die lebensraumverändernde Lebensweise des Bibers weitreichende positive Effekte hat. So trägt er wesentlich zu Renaturierung von Fließgewässern bei, verbessert die Wasserqualität und hat eine positive Wirkung auf den Wasserhaushalt", betont Brigitte Komposch vom Ökoteam.

Der Biber ist tagsüber nicht zu sehen. Der Baumeister ist nachtaktiv. | Foto: A. Ertl
  • Der Biber ist tagsüber nicht zu sehen. Der Baumeister ist nachtaktiv.
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Nach Ausrottung wieder zurück

Ursprünglich in ganz Österreich heimisch, wurde der Biber vor mehr als 150 Jahren ausgerottet. Seit ungefähr 20 Jahren kommt er in der Steiermark wieder vor. Das Vorkommen basiert auf natürlicher Zuwanderung aus den Nachbarländern. Seitdem ist der Bestand kontinuierlich angewachsen und das besiedelte Areal hat zugenommen. Bei der letzten landesweiten Erhebung 2019 wurde der Bestand auf ungefähr 600 Tiere geschätzt. Verbreitungsschwerpunkt ist die südliche und östliche Steiermark, Nachweise liegen aber auch aus der Obersteiermark vor.

Die Spuren des Bibers sind in der Region unübersehbar, doch aus ökologischer Sicht ist seine "Arbeit" sehr wertvoll. | Foto: Narrath
  • Die Spuren des Bibers sind in der Region unübersehbar, doch aus ökologischer Sicht ist seine "Arbeit" sehr wertvoll.
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Konflikte nehmen zu

Mit dem Anwachsen der Population haben auch die Konflikte, die sich im Zusammenleben von Mensch und Biber ergeben, zugenommen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Biber vermehrt in kleinere Gewässer einwandern, die in der Regel nur einen schmalen oder sehr lückrigen Uferbewuchs aufweisen und wo die menschliche Nutzung oft bis unmittelbar ans Gewässer reicht. Durch das Bauen von Dämmen, das Fällen von Gehölzen oder Grabungstätigkeiten im Uferbereich kann die Nutzbarkeit von angrenzenden Flächen eingeschränkt werden und es kommt zu Konflikten mit den Grundeigentümern.

Um Betroffene zu unterstützen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wurde bereits 2017 eine Biberberatungsstelle vom Land Steiermark ins Leben gerufen (www.bibermanagement.at; Biber-Hotline: 0660 / 717 09 33).

"Für Maßnahmen zur Abwehr von Biberschäden stehen seit dem Frühjahr 2022 jährlich 50.000 Eurozur Verfügung. Gefördert werden z. B. Baumschutzgitter, Elektrozäune, der Einbau von Dammdrainagen zur Nivellierung des Wasserspiegels oder die Anbringung eines punktuellen Grabschutzes", weist Komposch hin.

Nähere Infos unter: https://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/138299121/DE/

Bauwerke streng geschützt

Auf diese Weise sollen die Vorgaben des strengen Artenschutzes – der Biber und seine Bauwerke (Baue und Dämme) sind landesweit streng geschützt – und die verschiedenen Nutzungsinteressen des Menschen in Einklang gebracht werden.

Bibermanagerin Brigitte Komposch verweist auf die Wichtigkeit des Bibers für Mensch und Natur. | Foto: Werner Holzinger
  • Bibermanagerin Brigitte Komposch verweist auf die Wichtigkeit des Bibers für Mensch und Natur.
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Durch den Bau von Dämmen sorgt er dafür, dass das Wasser in der Landschaft zurückgehalten wird. Anstatt schnell abzufließen, verteilt es sich von einem Biberteich zum nächsten und kommt so deutlich langsamer unten an. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.

"Der Biber gilt als ,Schlüsselart', von seiner Fähigkeit, die Landschaft nach seinen Bedürfnissen zu gestalten, profitieren zahlreiche andere Arten."
Brigitte Komposch, Ökoteam

Durch die rege Nage- und Fälltätigkeit steigt der Anteil an stehendem und liegenden Totholz an, was eine positive Wirkung auf höhlen- und spaltenbewohnende Fledermäuse, höhlenbrütende Vögel und totholzbewohnende Insekten und Pilze hat. Oberhalb der Biberdämme entstehen kleine Teiche, die nach kürzester Zeit von Fröschen, Kröten und Libellen besiedelt werden. Auch auf die Fischfauna wirkt sich das Vorhandensein des Bibers positiv aus. Das betrifft sowohl strömungsliebende Arten als auch Stillgewässer bevorzugende Arten.


Nutzen des Bibers für den Menschen

  • Biber fördern die Arten- und Lebensraumvielfalt und tragen damit zu einem Erhalt von natürlichen Kreisläufen bei.
  • Biber renaturieren Gewässer und fördern den Biotopverbund.
  • Biberdämme verringern die Fließgeschwindigkeit und Erhöhen damit den Grundwasserspiegel. Sie helfen so unsere Trinkwasserreserven zu sichern und verbessern die Wasserversorgung.
  • Biberteiche puffern Hochwasserspitzen nach Starkregenereignissen ab und tragen damit zum Hochwasserschutz bei.
  • Biberdämme wirken wie Filter, reinigen das Wasser und bauen überschüssige Nähr- und Schadstoffe ab.
  • Biber halten Wasser in der Landschaft zurück und puffern so negative Wirkungen des Klimawandels ab.

  • Unzählige Bäche sind in der Vergangenheit mit viel Geld zu ökologisch entwerteten Gräben und Gerinnen verbaut worden. "Der Biber kann uns dabei helfen, diese wieder naturnäher und abwechslungsreicher zu gestalten. Einzige Voraussetzung dafür – wie müssen es zulassen", betont Komposch. Er leistet damit – kostenfrei – einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und unterstützt Staat und Land beim Gewässer-, Hochwasser- und Klimaschutz!

    Steiermarkweites Bibermonitoring

    Nach einem steiermarkweiten angelegten Bibermonitoring, beteiligt sich die Steiermärkische Berg- und Naturwacht nun auch am Nachfolgeprojekt. Seit 2022 werden Organe der Steiermärkische Berg- und Naturwacht zu unterstützenden Biberberatern ausgebildet und sollen in den Bezirken bei Konflikten mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Bezirksleiter Raphael Narrath nimmt in der Biberdiskussion eine wichtige Vermittlerrolle ein. | Foto: Waltraud Fischer
    • Bezirksleiter Raphael Narrath nimmt in der Biberdiskussion eine wichtige Vermittlerrolle ein.
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    Raphael Narrath, Bergwächter im Bezirk Leibnitz, schildert seine Erfahrungen: „Der Lebensraum für Biber wird zunehmend kleiner, weil der Mensch immer mehr Fläche in Anspruch nimmt, damit ergeben sich auch immer mehr Probleme im Zusammenleben mit den Nagern. Als Berg- und Naturwächter verstehen wir uns als Vermittler zwischen Bevölkerung und Biber. Es gibt viel Unsicherheit und vor allem Unwissenheit, was den Biber betrifft. Unsere Aufgabe besteht darin, die Bevölkerung aufzuklären, damit sie verstehen, warum es auch ein Vorteil ist, wenn Biber in ihrem Umfeld leben.“

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