Artenreichster Hof in Österreich
Biohof Gunczy setzt auf Artenvielfalt

Stefan Gunczy und Melanie Gunczy führen gemeinsam den Biohof. | Foto: Gunczyhof
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  • Stefan Gunczy und Melanie Gunczy führen gemeinsam den Biohof.
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Der "Biohof Gunczy" in Leutschach gilt als artenreichster Hof in Österreich, an dem viele vom Aussterben bedrohte und streng geschützte Arten leben. Hier wird geforscht, geschützt und gelehrt. Alles im Zeichen der Biodiversität.

LEUTSCHACH. Stefan und Melanie Gunczy führen den Familienbetrieb, der im Jahr 1981 von den Eltern gegründet wurde und seitdem biologisch bewirtschaftet wird. Der "Biohof Gunczy" liegt mitten im Naturpark "Südsteirisches Weinland" und besteht aus rund neun Hektar Streuobstwiesen, Wein- und Obstgärten und neun Hektar Wald. Im Weingarten werden über 60 verschiedene Rebsorten angebaut, die überwiegend pilzwiderstandsfähig sind. Daraus werden nicht nur Traubensäfte und verschiedene Weine erzeugt, auch die erlesenen alten Sorten werden für die Gewinnung von naturtrüben Säften verarbeitet. Verkosten und kaufen kann man die Weiß- und Rotweine am Hof, genauso wie die ausgefalleneren Sorten Canader-Maschanzker Apfelsaft, Ilzer Rose Apfelsaft, Bohnapfelsaft,  Weinbergpfirsichnektar und Wildpflaumennektar, die aus den verschiedenen alten Apfel- und Birnensorten gefertigt werden. 

Der Gunczyhof von oben. | Foto: Gunczyhof

Forschung und Dokumentation 

Die Idee, aus der Biolandwirtschaft einen Ort der Artenvielfalt zu machen und den Hof auf Biodiversität zu untersuchen, lag laut Johanna Gunczy, die Schwester von Stefan Gunczy, auf der Hand: "Der enorme Artenreichtum vor Ort gepaart mit der Anwesenheit von drei Biologen führt zwangsläufig zur Erfassung der Artenvielfalt." Gemeinsam mit ihrem Partner, dem Zoologen Gernot Kunz, ist sie am Naturkundemuseum des Universalmuseums Joanneum tätig. Zudem wohnen die beiden Biologen am Hof und helfen bei der Bewirtschaftung mit.

Wie die Erhaltung der Biodiversität gelingt und wie Dokumentation der Arten letztlich auch durchgeführt wird, erzählt Johanna Gunczy weiter: "Vereinfacht wurde das Dokumentieren der Arten durch eine moderne Meldeplattform namens iNaturalist, mit der Fotos von Tieren, Pflanzen und Pilze verortet hochgeladen werden können und Spezialistinnen und Spezialisten weltweit bei den Bestimmungen helfen. Um seltenere Arten anzulocken, zu erhalten und zu fördern versuchen wir, Totholz in liegender und stehender Form zu erhalten. Auch alte Obstbäume und abgestorbene Äste bleiben, soweit sie keine Gefahr darstellen, erhalten. Auch Steinhäufen und Nisthilfen für Insekten, sogenannte Insektenhotels, wurden errichtet, Vogel- und Fledermauskästen aufgehängt.

Am Gunczyhof leben derzeit 3000 verschiedene Arten. | Foto: Gunczyhof
  • Am Gunczyhof leben derzeit 3000 verschiedene Arten.
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"Der hohe Wert des Hofes aus ökologischer Sicht liegt in der Kombination von so vielen unterschiedlichen kleinstrukturierten Lebensräumen und der nachhaltigen Bewirtschaftung. Dies stellt für die Tiere und Pflanzen eine artgerechte Umgebung dar. Derzeit sind knapp 3000 Arten am Hof registriert, davon sind etwa 2700 über die genannte Meldeplattform "iNaturalist" erfasst. Unter den hier lebenden Arten gibt es auch 30 EU-geschützte, zwei davon findet man derzeit österreichweit nur am Gunczyhof. Die Biologin gibt einen Einblick in ihre Arbeit am Hof: Regelmäßig werde hier beobachtet und fotografisch dokumentiert, teilweise werden die Tiere auch mit künstlichen Lichtquellen angelockt, um sie zu erforschen. In Kooperation mit dem Institut für Biologie in Graz wurden schon zahlreiche Bachelorarbeiten verfasst, um die Artenvielfalt am Hof noch genauer zu erfassen und wissenschaftlich zu dokumentieren. 

Wido Gunczy, Johanna Gunczy und Gernot Kunz (re.). | Foto: Gunczyhof
  • Wido Gunczy, Johanna Gunczy und Gernot Kunz (re.).
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Auszeichnung für Artenvielfalt

Für die intensive Auseinandersetzung mit Artenvielfalt wurde der Gunczyhof kürzlich mit der  "Silberdistel" zum artenreichsten Hof österreichweit gekürt. Der Preis wird vom Land Steiermark initiiert und soll die innovativsten Projekte rund um Biodiversität weiterhin fördern. "Die Auszeichnung ist eine wunderschöne Anerkennung für die gesamte Familie, aber auch Freunde und Bekannte des Hofes, die bei der extensiven und somit zeitaufwändigeren Bewirtschaftung helfen. Wir hoffen, dass der Hof eine Vorbildwirkung hat und mehr konventionelle Weinbauern auf Bio- bzw. extensive Landwirtschaft umsteigen", erklärt die studierte Biologin Johanna Gunczy. 

Seltene Insekten und andere besondere Tiere sind in der Bio-Landwirtschaft heimisch.  | Foto: Gunczyhof
  • Seltene Insekten und andere besondere Tiere sind in der Bio-Landwirtschaft heimisch.
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Kleine Traktoren und viel Handarbeit

Der Hof wird extensiv bewirtschaftet. Der Boden wird schonender und möglichst naturgerecht bearbeitet. Die Bewirtschaftung erfolgt mit möglichst wenig Maschineneinsatz, kleinem Mähwerk und Landschaftsbereiche, die schwerer erreichbar sind bzw. mit Hecken, Büschen oder Bäumen bepflanzt sind, werden noch händisch im Familienverband gepflegt. "Wir verwenden nur unseren eigenen Kompost und Mist von unseren Schafen. Unser alter Streuobstbestand wird hauptsächlich von unseren Schafen beweidet und unsere Wiesen werden ein bis maximal zweimal gemäht", erklären Johanna Gunczy und Gernot Kunz gemeinsam.

Artenvielfalt ist am Hof nicht nur der biologischen Bewirtschaftung geschuldet, sondern ist ein essenzieller Bestandteil für Familie Gunczy. "Wir schätzen die Schönheit und Vielfalt der Natur und versuchen sie für unsere Kinder und nachfolgenden Generationen zu erhalten. Der Schutz der vielen verschiedenen Arten auf unseren Betrieb ist für uns ein wichtiger Bestandteil für die biologische Bewirtschaftung unserer Obst- und Weinkulturen. Diese dienen als Nützlinge für die Gesunderhaltung unserer Pflanzen", zeigt sich die Familie einig. 

Der Erhalt des Gleichgewichts in der Natur und der Artenschutz stellen für uns einen wichtigen Bestandteil der biologischen Bewirtschaftung dar.
Johanna Gunczy 

Gewinnspiel – auf zur "Steiermark Schau"

Wir verlosen 5x2 Eintrittskarten für die "Steiermark Schau" in der Tierwelt Herberstein. Einfach bis 10. Oktober auf den "Teilnehmen"-Button klicken und mit etwas Glück gewinnen. Die Gewinnerinnen oder Gewinner werden im Anschluss von uns kontaktiert. Die "Steiermark Schau" ist seit 29. April eröffnet und ist noch bis zum 5. November zu sehen. Die Karten werden postalisch zugeschickt.

Jetzt bis 10. Oktober auf "Mitmachen" klicken und mit etwas Glück bekommst du Eintrittskarten für die "Steiermark Schau", die noch bis 5. November 2023 läuft:

Mitmachen und 5x2 Karten für die Steiermark Schau 2023 gewinnen!

Die Gewinnerinnen oder Gewinner werden am 11. Oktober 2023 per eMail benachrichtigt. Keine Barablöse möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 

Wir wünschen viel Glück! 

Dieses Gewinnspiel ist leider schon vorbei:

Bis 15.8.2023 mitmachen und 5x2 Eintrittskarten für die Steiermark Schau gewinnen!

Weitere Beiträge zur "Steiermark Schau":

Im Lassingtal entwickelt sich die Natur selbst
Die zweite "Steiermark Schau" startet in Herberstein
"Steiermark Schau 2023" hat ihre Pforten geöffnet
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