Hochansteckende Viruserkrankung
"Chinaseuche" grassiert bei Wildkaninchen südlich von Graz
Die Beobachtung von Seuchenausbreitungen zählt zu den gesetzlichen Aufgaben der Jägerinnen und Jäger in der Steiermark. Bei insgesamt fünf Wildkaninchen, die vorige Woche verendet südlich von Graz aufgefunden und im Rahmen eines von der Steirischen Landesjägerschaft initiierten freiwilligen Überwachungsprogrammes zur Wildtiergesundheit untersucht wurden, konnte von der AGES Mödling eine Kaninchenseuche (RHD) als Verendensursache festgestellt werden.
STEIERMARK/GRAZ-UMGEBUNG. "Aus derzeitiger Sicht müssen wir davon ausgehen, dass hunderte Tiere betroffen sind. Ausbruchsherde gibt es bereits in den Gemeinden Unterpremstätten, Kalsdorf, Seiersberg und Feldkirchen bei Graz. Die Jägerinnen und Jäger vor Ort werden die Situation weiterhin beobachten", informiert die Steirische Landesjägerschaft.
Hochansteckende Viruserkrankung
Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen, RHD (Rabbit hemorrhagic Disease) oder landläufig als „Chinaseuche“ bezeichnet, ist eine hochansteckende, weltweit verbreitete Viruserkrankung der Wild- und Hauskaninchen.
Für den Menschen, Hunde oder andere Säugetiere ist das Virus vollkommen ungefährlich. "In Österreich tritt dieser Erkrankung nur sporadisch auf, vermutlich auch deshalb, weil bei uns Wildkaninchen nicht so verbreitet sind wie in anderen Ländern. Die RHD wurde erstmals 1984 in China beschrieben und wenige Jahre später trat diese Erkrankung auch in Europa und auf anderen Kontinenten auf", beschreibt Veterinärmediziner und Tierseuchenexperte Armin Deutz.
Ein Ausbruch in Kaninchenpopulationen verläuft meist seuchenhaft und hat signifikante negative ökologische Auswirkungen auf wilde Kaninchenpopulationen. Unter Wildkaninchen breitet sich die Erkrankung vermutlich auch wegen ihrer Lebensweise in Bauen rasant aus.
Übertragung und Symptome
Der Erreger wird direkt von Kaninchen zu Kaninchen (über Sekrete und Exkrete), indirekt über verunreinigte Nahrung oder Wasser oder über blutsaugende Insekten übertragen, auf Hauskaninchen auch über Futter, Kleidung, Schuhe, Gegenstände oder Hände.
Nach einer kurzen Inkubationszeit von ein bis drei Tagen ereignen sich plötzliche Todesfälle ohne klinische Symptomatik oder es treten Symptome wie akut auftretende Mattigkeit, Appetitlosigkeit, hohes Fieber (> 40 °C), blutiger Nasenausfluss sowie gelegentlich respiratorische und neurologische Symptome auf.
- Erkrankte Tiere verenden in der Regel nach 12 bis 72 Stunden. Ein chronischer Krankheitsverlauf kommt selten vor und ist gekennzeichnet durch eine mildere klinische Symptomatik mit Gelbsucht, Appetitlosigkeit und Lethargie.
Bezirk Leibnitz derzeit noch verschont
Kein großes Thema ist die "Chinaseuche" derzeit noch im Bezirk Leibnitz was Wildkaninchen betrifft. "Wildkaninchen haben ihren Lebensraum vorwiegend südlich von Graz und bevorzugen sandige Böden", betont Bezirksjägermeister Wolfgang Neubauer auf Anfrage von meinBezirk. Allerdings durchaus zur Gefahr werden kann die "Chinaseuche" in der Region auch für Hauskaninchen werden.
Virkuserkrankung
Diagnose
Bei der Sektion verendeter Tiere sind meist eine hochgradige, nekrotisierende Leberentzündung zu erkennen, daneben tritt eine Blutgerinnungsstörung auf. Auffällig bei der Sektion ist eine trockene, brüchige, zunderfarbene Leber, Stauungsorgane, kleinere Blutungen, Milzschwellung und ein Lungenödem (AGES, 2022).
"Bereits anhand der Sektion ist die Diagnose von RHD relativ sicher zu stellen, eine Unterscheidung zwischen RHDV und RHDV-2 ist jedoch nicht möglich, diese erfolgt mittels molekularbiologischer Methoden. Jungtiere bis zu einem Alter von ein bis zwei Monaten erkranken in der Regel nicht an RHD. Für Wildkaninchen gibt es keine Behandlungsmöglichkeit, Hauskaninchen können prophylaktisch geimpft werden", informiertVeterinärmediziner und Tierseuchenexperte Armin Deutz weiter.
„Ein Seuchenausbruch tut uns in einem Gebiet, in dem sich die Jägerinnen und Jäger mit viel Aufwand und Herz zwischen dichten Siedlungs- und Gewerbegebieten, dem Straßennetz und dem Flughafen mit sichtbaren Erfolgen um die Erhaltung der Biodiversität und der Artenvielfalt bemühen besonders weh. Jeder, der mit dem Rad oder zu Fuß dort unterwegs ist, sieht noch Arten wie das Rebhuhn, Feldhase, Kaninchen oder den Fasan. Diese früheren Allerweltsarten zählen schon jetzt zu den Verlierern unserer Kulturlandschaft und brauchen unsere aktive Lebensgestaltung wie wir einen Bissen Brot zum Überleben."
Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesjägermeister
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